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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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du das Stehlen von Dagger gelernt?«
    »Nein, von Lucy. Die, wo mich gefunden und wo mich in die Bande aufgenommen hat.«
    Zwei falsche »wo« so dicht hintereinander erinnerten Jeremy daran, dass er Danny bei Grammatik und Wortwahl helfen wollte. »›Das Mädchen, das‹ anstatt ›die, wo‹.«
    »Hä?«
    »Du hast zweimal ›die, wo‹ gesagt. Richtig heißt es ...«
    Ungehalten fiel Danny ihm ins Wort: »Ich weiß, dass ich nicht gut genug rede, um Dienstmädchen in so einem feinen Haus zu sein. Mrs Robertson versucht, mir zu helfen, aber sie lässt sich leicht ablenken und fängt so schnell von was anderem an.«
    »Ich bringe es dir bei.«
    Aus irgendeinem Grund brachte ihm das einen finsteren Blick ein. »Sie bringen mir was bei?«
    Jeremy musste lachen, weil Danny so übertrieben misstrauisch war. »Alles, was du willst, liebes Kind, aber ich meinte eigentlich deine Sprache. Die kann man verbessern, weißt du. Ich habe an meiner ebenfalls arbeiten müssen. Das überrascht dich nicht? Oh, verstehe, du glaubst mir nicht.«
    »Wie haben Sie denn geredet?«, fragte Danny spöttisch. »Wie ich?«
    »Nicht ganz.« Jeremy grinste. »Aber beinahe.«
    Danny schnaubte verächtlich. Offenbar nahm sie ihm das immer noch nicht ab. »Sind Sie etwa als Baby entführt worden? Unter Dieben aufgewachsen?«
    »Ich bin in einer Schänke in den Docks groß geworden, Danny, und wenn du noch einmal so verächtlich schnaubst, komme ich zu dir hinüber und kneife dir die Nase zu. Meine Mutter hat viele Jahre in dieser Schänke gearbeitet, und nach ihrem Tod bin ich dort geblieben. Ich bin ein Bastard, musst du wissen«, fügte er fröhlich hinzu.
    »Das ist kein Witz, oder?«
    »Keineswegs. Und sprich die Endungen mit, meine Liebe.«
    Danny errötete, aber nur ein wenig. »Wann is-t Ihr Vater gekomm-en und hat Sie aufgenomm-en?«
    »Ich war sechzehn, als er mich gefunden hat, vielmehr, als ich ihn gefunden habe. Er wusste gar nicht, dass es mich gab.«
    »Woher haben Sie dann gewusst, wer er war?«
    »Von meiner Mutter. Sie war so vernarrt in ihn, dass sie jeden Tag mindestens einmal von ihm gesprochen und ihn so genau beschrieben hat, dass ich ihn auf den ersten Blick erkannt habe. Hat ihn natürlich umgehauen, als ich ihm sagte, dass ich sein Sohn bin.«
    »Und er hat Ihnen geglaubt?«
    Jeremy lachte leise. »Nun ja, er hat ein Weilchen ge-zweifelt, sehr sogar – nicht daran, dass ich mit ihm verwandt bin, aber daran, dass ich sein Sohn bin. Dass wir verwandt sein mussten, war ihm klar; das war nicht zu übersehen, weil ich seinem Bruder Tony so ähnlich bin.
    Aber nachdem ich ihm von meiner Mutter erzählt hatte, konnte er sich an sie erinnern und an die Zeit, die er mit ihr verbracht hatte.«
    »Sie wollen also damit sagen, Sie sind erst mit sechzehn ein Lackaffe geworden?«, fragte Danny ungläubig.
    »Ja, allerdings.«
    »Aber Sie benehmen sich genau wie die anderen von Ihrer Sorte.«
    Jeremy lachte. »Alles gelernt, liebes Kind. Daran siehst du, wie Recht ich vorhin hatte.«
    »Damit, dass ich lernen kann, so zu reden wie Sie?«
    »Genau.«
    »Das hab ich früher auch«, gestand Danny.
    »Wie meinst du das?«
    Nun lachte Danny. Es klang so bezaubernd, dass Jeremy den Atem anhielt. Doch sie ließ ihn nicht lange im Unklaren, sondern ergänzte: »Dass ich so geredet hab wie Sie.«
    »Wirklich?«
    »In letzter Zeit hab ich es ein paar Mal automatisch wieder gekonnt, aber meistens muss ich erst überlegen, und wenn ich nervös oder wütend bin, vergesse ich sogar, es zu versuchen. Es ist so lange her, dass ich richtig gesprochen habe; jetzt bin ich einfach nicht mehr dran gewöhnt.«
    »Stimmt, du bist ja schon uralt.«
    Danny grinste, sagte jedoch nichts mehr, worauf Jeremy vor Neugierde beinahe platzte. »Du bist also nicht im Armenviertel geboren?«
    Danny zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, wo ich geboren bin. Ich hab als Kind das Gedächtnis verloren.
    Lucy hat mich, wie gesagt, gefunden und mitgenommen.
    Sie war selber erst höchstens zwölf. Es ist schwer, mich so weit zurückzuerinnern, aber ich weiß noch, dass sie gesagt hat, ich rede zu vornehm. Ich würde erst zu den anderen passen, wenn ich wie sie rede, und das hat sie mir dann beigebracht – wahrscheinlich so ähnlich wie Sie vorhin«, schloss sie grinsend.
    »Wo warst du, als sie dich gefunden hat?«
    »In einer Gasse.«
    »Und du weißt nicht mehr, wie du dort hingekommen bist?«
    »Doch, sicher. Miss Jane hat mich hingebracht. Sie ist aber gestorben, am

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