Malory
ihr doch deutlich genug, dass sie auf der Hut sein musste. Andererseits hatten sie sich gestern lediglich unterhalten, und Danny hatte ein paar interessante Dinge über ihn erfahren.
Er war ein uneheliches Kind. Wer hätte das gedacht, wo er doch in diesem prächtigen Haus im Viertel der Lackaffen wohnte und eine so große Familie hatte, von der er offenbar umstandslos akzeptiert worden war.
In einer Schänke geboren und aufgewachsen. Das konnte Danny sich immer noch nicht vorstellen. Es holte ihn herunter auf eine Stufe mit ihr selbst. Seine Mutter unterschied sich nicht von dem, was ihre Eltern vermutlich gewesen waren. Und warum hatte er ihr das erzählt? Man hätte meinen sollen, es wäre etwas, das er lieber für sich behielt.
»Du lässt sie immer noch abstauben?«, fragte Regina, als Danny das Zimmer durchquerte, um den Sims über dem kalten Kamin zu putzen. »Oder macht sie das einfach so gern?«
»Hör auf ...«, begann Jeremy, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Ich schwöre dir, Jeremy, von dir hätte ich nun wirklich erwartet, dass du weißt, wie man eine Mätresse an-ständig behandelt.«
Danny spähte gerade noch rechtzeitig über die Schulter, um zu sehen, wie Jeremy seiner Cousine einen Tritt ver-passte und sie wütend anstarrte. Die Dame schnalzte jedoch nur missbilligend mit der Zunge und wechselte das Thema beziehungsweise schien dort wieder anzuknüpfen, wo sie aufgehört hatte, als Danny hereingekommen war.
»Du kommst um diesen Ball nicht herum, Jeremy, wirklich nicht. Und es ist die ideale Gelegenheit für dich, klare Fronten zu schaffen. Gestern Abend hat Emily schon wieder ein neues Gerücht in die Welt gesetzt: Sie habe sich tatsächlich mit dir zu einem Tête-à-
Tête getroffen. Dir ist doch klar, was das bedeutet, oder?«
»Es bedeutet, dass sie eine verdammte Lügnerin ist.«
»Das wissen wir, aber niemand sonst. Es bedeutet, dass sie bereits zu den äußersten Mitteln greift, und das, obwohl die Saison kaum begonnen hat!«
»Himmel noch mal, ich habe die Kleine doch kaum angesehen!«, fluchte Jeremy. »Ich verstehe nicht, warum sie mich auserwählt hat, nachdem ich ihr keine zwei Minuten Zeit gewidmet, geschweige denn ihr zu verstehen gegeben habe, dass ich sie gern näher kennen lernen würde.«
»Was genau ist denn zwischen euch gewesen?«
»Nichts, das der Rede wert wäre. Sie hat irgendwen dazu gebracht, sie mir vorzustellen; ich weiß nicht einmal mehr, wer das war. Aber da ich gerade schon gehen wollte, habe ich nicht mehr als ein paar Worte mit ihr gewechselt. Und neulich kam sie auf einer Abendgesellschaft auf Drew und mich zu, aber wieder habe ich sie kaum eines Blickes gewürdigt. Verflixt, man sollte doch meinen, dass sie zumindest auf ein Zeichen meines Interesses wartet, bevor sie diesen Feldzug beginnt, um mich an sich zu binden.«
»Na bravo! Leugnen hilft uns hier nicht weiter, Jeremy.
Du weißt sehr gut, dass es in der ganzen Stadt kein unverheiratetes junges Mädchen gibt, das die Gelegenheit nicht beim Schopf ergreifen würde, dich zu angeln. Emily Bascomb tut eben etwas, während all die anderen nur ab-warten und hoffen, deine Aufmerksamkeit zu erregen.«
Als Danny erneut über die Schulter blickte, sah sie, wie Jeremy errötete. Eigentlich hätte sie längst zu einem anderen Möbelstück übergehen sollen, doch sie wollte die beiden nicht daran erinnern, dass sie noch da war, da sie ihr Gespräch so faszinierend fand.
»Wenn du so viel weißt, Kätzchen, dann sag mir doch, warum die Dame es so eilig hat«, klagte Jeremy. »Ich habe sie letzte Woche zum ersten Mal gesehen. Glaubst du, sie muss heiraten? Ist sie bereits in anderen Umständen?«
Regina runzelte die Stirn; dann schüttelte sie den Kopf.
»Nein, das ist äußerst unwahrscheinlich. Ich schätze, sie hat sich einfach Hals über Kopf in dich verguckt und beschlossen, der oder keiner. Und ihre Ungeduld kommt daher, dass sie so verzogen ist. So viel habe ich über sie herausgefunden. Ich habe einen alten Herrn ausfindig gemacht, der die Bascombs seit vielen Jahren kennt. Er hat erzählt, dass Emily ein Einzelkind ist und ihr Vater sie nach Strich und Faden verwöhnt hat.«
»Aber durch dieses Vorgehen ihren eigenen Namen in den Schmutz zu ziehen? Das geht doch etwas zu weit, nicht wahr?«
»Tja, dafür kann es nur einen Grund geben«, sagte Regina. »Sie möchte, dass ihr Vater davon erfährt und die Sache in die Hand nimmt. Verstehst du jetzt, warum du morgen Abend auf den Ball gehen
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