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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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machen, doch Claire hatte sich bereits über ihre Unhöflichkeit beschwert, und selbst Mrs Robertson hatte man hinter vorgehalte-ner Hand etwas über »eine ungewöhnliche Arbeitsauf-fassung« der beiden murmeln hören.
    Dem neuen Dienstmädchen weinte Danny keine Träne nach. Sie hatte immer noch nicht genug zu tun, um den ganzen Tag beschäftigt zu sein. Selbst wenn sie die Räume im Erdgeschoss mit hinzunahm, war sie stets lange vor dem Abendessen fertig. Und da Drew sich für den Rest seines Besuchs in London bei seiner Schwester einquartiert hatte, waren im ersten Stock alle Zimmer bis auf eines unbewohnt; das bedeutete, dass Danny dort oben noch weniger Arbeit hatte.
    Dann war da noch Jeremy. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie einen Großteil jedes Tages in seinem Zimmer verbracht. Wenn es nach ihrer Lust und Laune gegangen wäre, dann auch. Doch irgendwo musste sie die Grenze ziehen, und wenn sie den ganzen Tag faul in Jeremys Bett verbracht hätte, wäre ihre Arbeit nicht erledigt worden. Wenn Jeremy sie nach dem Aufwachen auf seiner Etage antraf, bekam er ohnehin meist seinen Willen. Bei seinen Verführungskünsten wurde sie einfach schwach. Seine erotische Stimme nahm ein noch tieferes Timbre an, wenn er erregt war, und seine Miene verhieß unverschämte Freuden. Himmel, ein Blick auf Jeremy reichte vollkommen, um Danny zu verführen; er sah so verflixt gut aus. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, sich ihm nicht jeden Tag hinzugeben, tat sie letzten Endes genau das, und an einem Tag sogar mehr als einmal.
    Jeremy wollte außerdem auch jede Nacht mit ihr schlafen, doch es gelang ihr, sich dazu durchzuringen, abends ihr eigenes Bett aufzusuchen. Eigentlich war es eher so, dass sie in ihr Zimmer flüchtete, bevor sie Jeremy erneut begegnete. Und selbst dann kam er eines Abends zu ihr herunter und verbrachte die Nacht in ihrem Bett.
    Danny hatte nicht die geringste Lust verspürt, ihn hinauszuwerfen; sie hatte allerdings darauf bestanden, dass er das nicht noch einmal tat. Und sehr zu ihrem Verdruss gehorchte er.
    Sie musste ernsthaft darüber nachdenken, ob sie nun bleiben wollte oder nicht. Wenn sie blieb, würde sie ihre Ziele vorläufig auf Eis legen müssen, obwohl sie sich so danach sehnte, sie zu erreichen. Kein leichtes Unterfan-gen. Doch sie sagte sich, dass ein Monat keine allzu große Verzögerung bedeutete, und unterdessen würde sie ihren Lohn ansparen. Dann würde sie sich, wenn sie fortging, eine kleine Wohnung leisten können, während sie nach einer neuen Anstellung Ausschau hielt.
    Wenn sie fortging – Himmel, das würde so schwer sein.
    Jeremy nie mehr Wiedersehen? Der Gedanke trieb ihr schon jetzt beinahe die Tränen in die Augen; wie viel schlimmer würde es erst in einem Monat sein? Und was, wenn Jeremy sich im Laufe dieses Monats in sie verliebte? Auszuschließen war das nicht. Danny konnte sich seiner Welt anpassen; das hatte sie am Abend des Balls bewiesen. Womöglich setzte Jeremy sich sogar über alle Konventionen hinweg und heiratete sie. Und genau das war der entscheidende Aspekt, der sie dazu bewog, vorerst zu bleiben: Jene vage Hoffnung, dass Jeremy für sie mehr als nur ein flüchtiger Zeitvertreib sein konnte, dass er vielleicht ihr Mann fürs Leben war.
    Jason Malory kam nicht allein; Jeremys Vater begleitete ihn. Die beiden Brüder sahen einander sehr ähnlich.
    Der ältere überragte den jüngeren um ein paar Zentimeter, doch beide waren groß, blond und sahen blendend aus. Jason war ein wenig schmaler als James mit seinen kräftigen Armen und dem muskulösen Oberkörper, durch den er Danny an manche der brutalen Kerle erinnerte, die sie bei Prügeleien auf der Straße beobachtet hatte.
    James Malory flößte ihr immer noch Furcht ein, mehr als je ein Mann zuvor, und das, obwohl sie dafür überhaupt keinen vernünftigen Grund nennen konnte. Sie hatte in seiner Gegenwart einfach das Gefühl, er könnte einen ebenso gut umbringen, wie mit einem zu reden.
    Nach einem kurzen Blick kehrte sie daher beiden den Rücken zu.
    Glücklicherweise hatte sie davon gehört, dass man für den Adel »unsichtbar« sein konnte. Mrs Robertson hatte eines Abends versucht, ihr das zu erklären. Die gehobene Gesellschaft, die in Häusern voller Dienstboten lebte, neigte dazu, die Untergebenen, die Tag für Tag von morgens bis abends um sie herum arbeiteten, gar nicht mehr wahrzunehmen. Außer natürlich, wenn einer der Adligen einen Wunsch hatte; dann wurde schlagartig jeder einzelne

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