Malory
es mit dem Knie an. »Für immer hier bleiben ist unrealistisch, Mann.«
»Ganz und gar nicht!«, widersprach Jeremy und runzelte ein wenig misstrauisch die Stirn, als er feststellte:
»Du bist plötzlich so merkwürdig gelassen, nach all dem Theater, das du zuvor wegen meiner Avancen gemacht hast. Hast du eingesehen, dass deine Einwände, wie immer sie auch gelautet haben, albern waren?«
»Nicht albern. Aber mir ist klar, warum du das nicht verstehst.«
»Warum erklärst du es mir nicht?«
»Das möchte ich lieber nicht. Du würdest es doch nicht begreifen, wenn du nicht einmal verstehst, dass du mich zur Hure gemacht hast.«
Jeremy seufzte. »Schon wieder dieses Wort. Muss ich dir ein Wörterbuch holen?«
»Das ich nicht lesen kann? O ja, das wäre bestimmt eine große Hilfe.«
Jeremy lächelte über ihren Sarkasmus. »Warum habe ich das Gefühl, dass du Herumhuren mit Prostitution gleichsetzt? Obwohl weder das eine noch das andere auf dich zutreffen würde. Wir haben uns geliebt. Und es war das Überwältigendste, das ich je erlebt habe; das sage ich dir ganz offen. Eine Hure dagegen treibt es mit allen möglichen Kerlen, vor allem, weil sie die Abwechslung liebt.«
»So ähnlich wie du?«
Jeremy hustete. »Wenn du unbedingt willst, obwohl man das bei einem Mann anders nennt. Aber in beiden Fällen wechselt kein Geld den Besitzer. Und jetzt komm her.« Er klopfte aufs Bett neben sich. »Lass uns den Morgen angemessen begrüßen.«
Danny musste beinahe lachen. Sie benötigte ihre ganze Willenskraft, um nicht auf der Stelle wieder zu ihm ins Bett zu kriechen, sondern stattdessen den Kopf zu schütteln.
»Warum nicht?«, fragte Jeremy einfach.
Warum nicht? Weil das die endgültige Kapitulation, das Aufgeben ihres eigenen Willens bedeutet hätte.
Doch sie würde Jeremy nicht gestehen, wie sehr sie ihn begehrte. So verdammt verführerisch, wie er da lag, hätte sie ihn viel lieber geküsst, als mit ihm zu streiten.
Sie mochte ihn zu gern, das war das Problem. Eigentlich war das Kind ja ohnehin bereits in den Brunnen gefallen; warum also sollte sie sich nicht noch eine Zeit lang mit Jeremy vergnügen? Nicht allzu lange, zwei, drei Wochen, vielleicht auch einen Monat, wenn er nicht vorher das Interesse an ihr verlor.
»Ich hatte vor fortzugehen«, bekannte sie ihm. »Das wäre auch das Beste gewesen. Ein einziges Mal mit dem Feuer zu spielen war bereits einmal zu viel. Aber ich bleibe vorerst hier. Versuch nur nicht, mich in Versuchung zu führen, sobald ich mich umdrehe. Und meine Arbeit mache ich weiter, vielen Dank. Nichts zu tun würde bedeuten, dass du mich für etwas anderes bezahlst, und das könnte ja nur sein, dass ich mit dir ins Bett gehe.
Versuch nicht, das abzustreiten. Ich gebe dir kein Geld dafür und du mir auch nicht. Kapiert?«
Beim Hinausgehen fiel Danny auf, dass Jeremy sie gar nicht zum Bleiben hatte überreden müssen. Das hatte sie allein geschafft.
Kapitel 32
in paar Tage später putzte Danny gerade den Salon, E als Jason Malory, Marquis von Haverston und Familienoberhaupt des Malory-Clans, zu Besuch kam. Eigentlich hätte Danny ihm nicht über den Weg laufen sollen, denn am Vortag war endlich ein Dienstmädchen für unten eingestellt worden, dessen Aufgabe es gewesen wäre, die Tür zu öffnen. Doch der ebenfalls neue Butler, Henry, hatte die Kleine beleidigt, sodass sie schon ein paar Stunden nach Beginn ihrer Arbeit eingeschnappt von dannen gezogen war. Henry war nun einer von zwei But-lern im Haus. Er war Franzose, versuchte jedoch, Englisch zu sprechen, was ziemlich witzig war. Das neue Dienstmädchen hatte das allerdings anders gesehen.
Henry schwor Stein und Bein, er habe ihr lediglich ein Kompliment machen wollen, doch offenbar verstand die Kleine kein Englisch mit französischem Akzent.
Henry war als Erster aufgekreuzt; gleich am nächsten Tag war dann sein Freund Artie gekommen, um ebenfalls als Butler Dienst zu tun. Danny erfuhr, dass sie sich die Stelle teilen würden, wie sie es schon seit Jahren im Hause von James Malory taten. Beide waren alte Seebä-
ren, die schon unter James gesegelt waren, als er noch Kapitän eines Schiffes war. Als James dann die Seglerei an den Nagel hängte, beschlossen sie, bei ihm zu bleiben.
Da er allerdings nicht genug Stellen zu vergeben hatte, teilten sie sich den Posten des Butlers.
Was sie in all den Jahren nicht gelernt hatten, war, was einen anständigen Butler eigentlich ausmachte. Sie glaubten, ihre Sache ganz gut zu
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