Malory
nicht wissen sollten, was für gewöhnlich einen seiner Freunde in eine peinliche Lage brachte. Doch kurioserweise tat er das nie absichtlich, so war Percy eben.
Augenblicklich kassierte Percy wegen der gerade gemach-ten Bemerkung nur von Jeremy Malory wütende Blicke. Die anderen Männer im Raum waren höchst amüsiert, bemühten sich aber mit bewundernswerter Selbstbeherrschung, es zu verbergen. Schließlich war Jeremy sehr niedergeschlagen, weil er Danny, die Frau, die sein Herz erobert hatte, nicht sehen durfte, solange ihre Mutter die Hochzeit vorbereitete.
Der Wunsch, einige Zeit ganz allein mit ihrer Tochter zu verbringen, war der wahre Beweggrund, warum Evelyn Hilla-ry Jeremy vor fast zwei Wochen nach Hause geschickt hatte, um dort auf den Tag seiner Hochzeit zu warten. Er solle ihr diese Zeit doch gönnen, hatte sie ihn gebeten, und Jeremy hatte nicht ernsthaft etwas dagegen einzuwenden gehabt.
Schließlich waren Mutter und Tochter lange Jahre getrennt gewesen, da Danny in den Londoner Slums aufgewachsen war, ohne ihre Herkunft zu kennen oder zu wissen, dass ihre Mutter noch lebte, denn sie hielt ihre Eltern für tot. Die beiden hatten sich gerade erst wiedergefunden.
Das zu wissen, machte es Jeremy allerdings nicht leichter, die Trennung zu ertragen. Ihm war nämlich erst kürzlich aufgegangen, dass seine Gefühle für Danny echt waren, und die Malorys ließen sich nicht leicht von der Liebe in Fesseln legen.
Die Familie hatte einige der berüchtigsten Frauenhelden von London hervorgebracht, Jeremy inbegriffen, doch nicht einer von ihnen hatte die Liebe auf die leichte Schulter genommen, nachdem sie ihn erwischt hatte.
Drew Anderson war der Einzige im Salon, in den die Männer sich nach dem Abendessen zurückgezogen hatten, der nicht versuchte, seine Erheiterung über Percys Bemerkungen zu verstecken. Jeremy war ihm von allen Malorys der Liebste, denn sie hatten vieles gemeinsam. Zumindest war es so gewesen, ehe Jeremy sich entschlossen hatte, sein Junggesellenle-ben aufzugeben. Außerdem war Jeremy sein angeheirateter Neffe, oder Stiefneffe, jedenfalls gehörte er zur Familie.
Und was Drew noch mehr amüsierte, war, dass Jeremy, der bekanntermaßen so viel Alkohol vertrug, dass er nie einen richtigen Rausch bekam, auf dem besten Weg zu sein schien, seine erstaunliche Rekordserie an diesem Abend zu beenden.
Er war schon mit einer Flasche Brandy in der Hand eingetroffen, hatte sich beim Essen eine weitere einverleibt, und war gerade eifrig dabei, die Dritte zu leeren. Es war unglaublich, dass er noch nicht besinnungslos betrunken am Boden lag oder wenigstens lallte. Seine Augen hatten jedoch einen glasigen Blick, der verriet, dass er zum ersten Mal in seinem Leben »ausge-trickst« war, wie sie es gern nannten.
Seinem Vater James war das noch nicht aufgefallen. Sein Onkel Tony war zu sehr damit beschäftigt, sich das Lachen zu verkneifen, um es zu merken. Percy sah nur Dinge, die er nicht sehen sollte, würde also den Mund halten. Doch Drew, der als Anderson sozusagen im feindlichen Lager war, fiel es nicht schwer, Jeremys Elend zu erkennen – und wie er gerade versuchte, ihm zu entkommen.
Er ertränkte sein Leid in Alkohol. Es war zu lustig. Dabei hatte Drew fast Mitleid mit ihm. Seine Braut war so unglaublich schön, dass Drew selbst überlegt hatte, ob er ihr nachstel-len sollte, als er noch gedacht hatte, sie sei bloß Jeremys Stu-benmädchen. Doch Jeremy hatte sie damals schon als seine Eroberung betrachtet, und das auch unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Und nach Drews Ansicht war keine Frau einen Streit wert. Wenn er eine nicht haben konnte, nahm er eben eine andere. Er war nicht wählerisch und hatte auch nicht vor, sich von einem Gefühl einfangen zu lassen, das ihm fremd war.
In jedem Hafen, den er anlief, gab es eine Frau, die ihn mit offenen Armen empfing. Nicht, dass er sich absichtlich Mühe gegeben hätte, sich in jedem Hafen eine »Braut« anzulachen, wie seine Schwester es gern ausdrückte. Er war einfach ein Mann, der Frauen liebte, und zwar alle Frauen, und die, die ihm am besten gefielen, hofften häufig, er würde ihren Hafen zu seinem Heimathafen machen. Dabei gab er ihnen nie einen Grund zu glauben, dass er sich je niederlassen würde. Er belog sie nicht, machte keine Versprechungen und verlangte auch nicht, dass sie, wenn er auf See war, ihm treuer waren als er ihnen.
Ehe Jeremy dazu kam, seine Wut an seinem Freund auszu-lassen, betraten Georgina und Anthonys Frau
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