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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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Aktes zu ihr herüberge-beugt und geflüstert hätte: »Was glauben Sie, wen wird die Heldin wählen? Den zuverlässigen, anständigen jungen Lord, obwohl er ja verdammt umständlich ist, nicht wahr? Oder den Lumpen, der ihr dauernd die Sinne raubt?«
    Gabrielle hätte ihm nicht antworten sollen. Die Frage war auch gar nicht wirklich ernst gemeint gewesen. Er wollte ihr nur unter die Nase reiben, dass er zwischen der Situation, in der sie sich befand, und der Komödie, der sie gerade zuschau-ten, offenbar Ähnlichkeiten sah.
    Ohne richtig nachzudenken, sagte sie: »Den charmanten Lumpen natürlich.«
    Sie hörte, wie er leise die Luft einzog, ehe er fragte: »Warum?«
    »Na, das ist doch offensichtlich. Sie liebt ihn.« Und dann lachte Gabrielle. »Wollen wir wetten?«
    Seine Antwort darauf klang gereizt. »Nein, wahrscheinlich haben Sie recht. Schließlich ist es eine Komödie. Das dumme Ding wird ja so dargestellt, als habe es überhaupt keinen Verstand oder jedenfalls nicht genug, um zu merken, dass sie mit einem Schurken niemals glücklich werden würde.«
    »Unsinn«, widersprach Gabrielle. »Vielleicht erfährt sie ja nie, was für ein Schuft er ist, oder sie findet es heraus und es ist ihr egal. Schließlich geht es doch nur darum, glücklich zu werden.«
    »Tatsächlich? Denken Sie, Sie werden glücklich sein, wenn Sie sich verlieben?«
    Nun konnten sie nicht länger so tun, als sprächen sie nicht von Gabrielle. Während sie miteinander geflüstert hatten und sich näher kamen, hatte sie ihn kein einziges Mal angesehen, sondern den Blick auf die Bühne gerichtet gehalten. Doch nun wandte sie sich ihm zu und hielt erschrocken die Luft an, als sie merkte, dass er ihr näher war, als sie gedacht hatte. Fast hätten ihre Lippen sich berührt, und sein Blick war so intensiv, dass Gabrielle beinah hypnotisiert war.
    Trotzdem antwortete sie ihm, ziemlich atemlos jetzt und sehr leise. »Ich weiß, dass es so sein wird.«
    »Woher willst du das wissen, Gabby?«
    »Wenn der Mann, den ich liebe, mich auch liebt, steht unserem Glück nichts im Wege. Es ist unvermeidlich. Und außerdem kann ich ihn immer noch von meinem Vater ins Meer werfen lassen, falls er mich nicht glücklich macht.«
    Drew lachte laut auf. Zufällig machte das Publikum in dem Moment das Gleiche, daher bemerkte niemand, dass seine Erheiterung nichts mit dem Schauspiel zu tun hatte.
    Später in der Nacht, als Margery ihr beim Zubettgehen half, beurteilte Gabrielle ihren eigenen Auftritt an jenem Abend. Denn nichts anderes war es gewesen. Sie hatte zahllose Male dem Drang widerstanden, Drew für seine losen Bemerkungen heftig zu tadeln, ob er sie nun scherzhaft gemeint hatte oder nicht. Doch sie hatte sich zusammengerissen und ihn bloß angelächelt. Sie würde schon dafür sorgen, dass er ei-ne andere Meinung von ihr bekam – falls sie ihn nicht vorher erschlug.

Kapitel 16
    In dieser Nacht ging Gabrielle, anders als in der vorangegan-genen, mit einem Lächeln auf den Lippen zu Bett. Ihrem Ge-fühl nach war der Abend im Theater alles in allem wunderbar verlaufen. Es hatte zwar einige schwierige Momente gegeben, in denen ihr der Geduldsfaden zu reißen drohte, doch am En-de hatte sie erreicht, was sie sich vorgenommen hatte: Drew wissen zu lassen, dass ihr kleiner Krieg von ihrer Seite aus beendet war. Wenn er jetzt ebenfalls seine Stacheln einzog ...
    Am nächsten Morgen gingen Gabrielle und Margery nach dem Frühstück nach unten, um sich mit Georgina zu treffen, die sie zur Anwaltskanzlei begleiten sollte. Dem Treffen mit William Bates sah Gabrielle nicht gerade freudig entgegen, schließlich musste sie diesem unangenehmen Zeitgenossen er-klären, warum sie vor drei Jahren, als er ihr den verkommenen Vormund aufzwingen wollte, einfach verschwunden war. Für den Fall, dass der Anwalt frech wurde oder versuchte, ihr das Erbe zu verweigern, weil sie damals gewissermaßen dem Käfig entflohen war, wollte sie gern Georgina an ihrer Seite haben.
    Stattdessen erwartete Drew sie in der Eingangshalle, und als Gabrielle fragend eine Braue hob, erklärte er: »Einer der Zwillinge ist krank. Anscheinend eine böse Erkältung, und Sie wissen ja, wie Mütter sind. Georgie weicht ihm nicht von der Seite, deshalb hat sie mich gebeten, sie heute als Begleitung zu vertreten. Sie meint, es würde Ihnen nichts ausmachen. Au-
    ßerdem murmelte sie so etwas wie, ich sei im Einschüchtern viel besser als sie, falls der Anwalt Ihnen irgendwelche Probleme bereiten

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