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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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sollte.«
    »Hat sie Ihnen auch gesagt, worin das Problem bestehen könnte?«
    »Darin, dass Sie seinem Rat nicht gefolgt sind?«
    »Das war kein Ratschlag. Er wollte mich tatsächlich einem stadtbekannten Lustmolch übergeben, der angeblich als mein Vormund fungieren sollte, obwohl ich ihm gesagt habe, dass mein Vater noch lebt und ich keinen Vormund brauche. Aber dem Mann war mit Vernunft ja nicht beizukommen.«
    »Also haben Sie England einfach verlassen?«
    »Na, was hätten Sie denn unter den Umständen getan?«, konterte Gabrielle.
    Das brachte Drew zum Schmunzeln. »Wahrscheinlich dasselbe. Sollen wir gehen?«
    Die Fahrt zu William Bates’ Büro hätte nicht lang gedauert, wenn Margery auf der Straße nicht eine ihrer alten Freundin-nen entdeckt und darum gebeten hätte, kurz aus der Kutsche aussteigen zu dürfen. Gabrielle und Drew warteten auf sie, doch es sah nicht danach aus, als würde Margery dieses Wiedersehen schnell beenden.
    »Sind Sie immer so unruhig, wenn Sie zum Anwalt gehen?«, fragte Drew. Er hatte bemerkt, dass Gabrielle mit dem Fuß wippte.
    »Ich bin nur einmal beim Anwalt gewesen, und zwar bei genau diesem, und ...« Gabrielle brach ab und seufzte. »Bates war der Anwalt meiner Mutter. Als ich noch klein war, und sie mich zu den Besuchen bei ihm mitnahm, ist er, soweit ich mich erinnern kann, immer ziemlich rüde gewesen. Er war so herablassend, er hat sie fast wie ein Kind behandelt.«
    »Mein ältester Bruder Clinton, der sich hauptsächlich mit der geschäftlichen Seite unserer Reederei befasst, hat mir einiges über arrogante, unangenehme Anwälte erzählt, aber auch, dass nicht alle so sind. Warum hat sie sich nicht einen anderen Anwalt genommen?«
    Gabrielle lächelte. »Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich ist ihr das nie in den Sinn gekommen. Bates hat schon für ihren Vater gearbeitet. Ich nehme an, sie hat ihn aus Loyalität ertragen, und weil sie ihn nur selten zurate ziehen musste. Aber das ist bloß eine Vermutung. Sie schien nie etwas an ihm auszusetzen zu haben oder überhaupt zu bemerken, wie unverschämt er war. Mir ging es da ganz anders, ich habe ihn nie ausstehen können, deswegen bin ich sicher auch so nervös.«
    »Dann wollen wir es hinter uns bringen. Dafür brauchen Sie ihre Dienerin doch gar nicht. Als Bruder ihrer Gastgeberin bin ich, wie Sie wissen, ein durchaus akzeptabler Anstands-wauwau. Lassen Sie ihr doch ein wenig Zeit mir ihrer Freundin.«
    Darüber musste Gabrielle nicht zweimal nachdenken.
    Drew für sich allein zu haben, selbst wenn sie sich zunächst um etwas Geschäftliches kümmern musste, war ein unerwartetes Geschenk. Eine günstige Gelegenheit, ihn etwas besser kennenzulernen. Zudem war er ausnahmsweise recht liebenswürdig. Keine einzige Kränkung und kein fragwürdiger Scherz – bislang. Hatte die vergangene Nacht auch bei ihm ei-ne Veränderung bewirkt? War er endlich bereit, einen Waffenstillstand auszurufen?
    Gabrielle rief Margery zu, dass sie sich Zeit lassen und sich mit ihrer Freundin einen schönen Vormittag machen solle, später würde man sich zu Hause wieder treffen. Dann befahl sie dem Kutscher weiterzufahren.
    Als sie um eine Ecke bogen, schien die Morgensonne in die Kutsche und ließ Drews Haarspitzen aufleuchten. Er hatte so hübsches Haar und im Moment sah es sogar aus, als sei es mit goldenen Tautropfen gesprenkelt .. Gott, er war wunderschön, plötzlich verspürte Gabrielle den überwältigenden Drang, ihn zu berühren. Dabei schaute Drew sie nicht einmal an, er blickte aus dem Fenster. Ob er es merken würde, wenn sie sich vorbeugte, um ihn anzufassen? Selbstverständlich. Und wie wollte sie es ihm dann erklären? Es gab keine Erklärung.
    Sie wäre auf frischer Tat ertappt in einer höchst peinlichen La-ge. Oder er würde sie in die Arme nehmen und küssen ...
    »Wir sind da«, sagte er.
    »Wo?«, fragte Gabrielle.
    Drew musterte sie mit einem verständnisvollen Blick und seinem verführerischen Lächeln. Ach, du lieber Himmel, er konnte doch nicht wissen, dass sie mit dem Gedanken gespielt hatte, ihn zu berühren, oder?
    Drew half ihr aus der Kutsche, indem er ihr eine Hand reichte und mit der anderen ihre Taille stützte. Es war ein ganz gewöhnlicher Vorgang und doch gingen Gabrielle seine Be-rührungen durch und durch. Sie wollte sich nicht von ihm lö-
    sen, wollte den Kontakt mit ihm nicht verlieren. Sie standen ganz nah beieinander. Gabrielle fragte sich, ob Drew merkte, dass sie wünschte, er würde sie küssen.

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