Malory
machen.«
Gabrielle überdachte kurz ihre Möglichkeiten. Eigentlich schien sie zu verärgert zu sein, um sich damit zufriedenzuge-ben, dass nur ein Teil ihrer Forderungen erfüllt wurde. Aber, und Drew hasste es, das zugeben zu müssen, sie sah einfach hinreißend aus, wie sie da stand mit ihrer Wolldecke, die sie vor der Brust zusammenhielt, und dem langen schwarzen Haar, das ihr zerzaust über die Schultern fiel. Doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie nickte. Und Drew brauchte nur einen Augenblick, um zu erraten, dass ihr soeben wieder eingefallen war, was ihr junger Freund ihr früher am Tag erzählt hatte, dass es nämlich zwei Ketten im Frachtraum gegeben hatte. Eine davon trug Drew und eine war noch für Timothy übrig.
Verdammt! Ein Mann in Ketten reichte dem Weib wohl noch nicht, es mussten gleich zwei sein!
Kapitel 28
Timothy Sawyer hätte auch allein zu seiner Kabine zurückge-hen können, doch Gabrielle traute seinen Versprechungen einfach nicht. Ein Mann, der so riesig war wie er, bedeutete ihrer Meinung nach nichts als Ärger – großen Ärger, und sie wollte, was ihn anbetraf, kein Risiko mehr eingehen.
Zusammen mit Richard und Bixley gelang es ihr, Timothy an die stabilste Wand seiner Kabine zu ketten. Der Koloss füg-te sich überraschend willig in sein Schicksal, wohl weil Gabrielle ihn ablenkte, indem sie sein Interesse am Piratenleben ihres Vaters befriedigte und eine Frage nach der anderen beantwortete.
Ehe sie sich aus seiner Kabine verabschiedete, sagte sie sogar noch zu ihm: »Danke, dass Sie Ihr Wort gehalten und keinen Ärger mehr gemacht haben.« Daraufhin zuckte er bloß die breiten Schultern.
Es war vorbei. Und das Schiff befand sich immer noch in ihrer Gewalt. Aber es war knapp gewesen.
Gabrielle ging zurück zur Kapitänskabine. Die Nachtwa-che war verdoppelt worden. Dafür hatte Ohr bereits gesorgt.
Sie wollten nichts mehr riskieren. Und sie war lange genug mit Sawyers Unterbringung beschäftigt gewesen, um hoffen zu dürfen, dass Drew nun endlich schlief, oder, falls nicht, wenigstens Ruhe gab, damit sie schlafen konnte.
Doch so viel Glück war ihr nicht beschieden.
Drew wartete, bis sie wieder in die Koje geklettert war. Er ließ ihr sogar Zeit, es sich gemütlich zu machen, die Kissen ein paar Mal zurechtzuzupfen und das Laken glatt zu streichen, auf dem sie ruhte. Doch in dem Augenblick, in dem sie zufrieden aufseufzte – es handelte sich um eine sehr komfortable Koje – drang seine Stimme aus dem Dunkel.
»Ich habe hier herumgesessen und darüber nachgedacht, wie deine Brüste wohl schmecken.«
Zuerst dachte Gabrielle, sie hätte sich verhört. Der Mann konnte doch nicht ernsthaft so etwas sagen, noch dazu in diesem Plauderton. Liebende mochten sich über solche Dinge unterhalten, aber das waren sie bestimmt nicht!
Doch schon redete er weiter. »Salzig von der Seeluft? Wie Rosenblüten nach deinem Parfüm? Ja, ich habe den Rosenduft an dir gerochen. Oder werden sie eher wie Ambrosia schmecken?«
Mit vor Verlegenheit brennenden Wangen fauchte sie: »Ich werde dich knebeln.«
»Oh ja, komm nur.«
Gabrielle wusste, was er vorhatte. Er wollte sie so zornig machen, dass sie ihm zu nah kam, und er erneut die Oberhand gewinnen konnte. Verdammt wollte sie sein, wenn sie das tat.
Sie drehte sich auf die Seite, sodass sie ihm den Rücken zukehrte, was Drew in der Dunkelheit allerdings verborgen blieb. Doch vielleicht ging ihm ein Licht auf, wenn sie einfach nur schwieg, daher nahm Gabrielle sich fest vor, nicht mehr mit ihm zu reden.
»Aber zurück zu deinen Brüsten«, fantasierte er träge.
»Auf keinen Fall.«
So viel zu ihrem Vorsatz. Verzweifelt stülpte Gabrielle sich das Kissen über den Kopf und drückte es auf die Ohren. Verdammt, sie konnte ihn immer noch hören.
»Ich weiß, wie prall sie sind, Gabby. Ich erinnere mich, wie wunderbar sie in meine Hand gepasst haben. Und ich möchte sie schmecken. Ich hätte es tun sollen, als du heute auf meinem Schoß herumgerutscht bist. Das war übrigens sehr schön. Ich kann es kaum erwarten, dass du wieder auf mir sitzt. Aber lass uns noch einen Augenblick bei deinen Brüsten verweilen. Glaubst du, es wird dir gefallen, wenn ich sie küsse, hm?«
»Das müssen die Brüste von einer anderen gewesen sein, eine aus dieser Heerschar von Bräuten, die du in jedem Hafen hast. Meine Brüste sind winzig, fast flach, also kannst du aufhören, darüber nachzudenken.«
»Lügnerin.« Drew lachte in sich hinein.
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