Malory
amüsiert.
»Ha! Das war erst, nachdem du mich zusammenge-schlagen
hattest
und
ich
wochenlang
das
Bett
hüten
mußte«, betonte James säuerlich.
»Das ist eine verdammte Lüge!«
»So? Du kannst doch nicht leugnen, daß meine Brüder dir die Daumenschrauben anlegen mußten, um dich zum Altar zu bringen. Ich wollte, ich wäre damals auch hier gewesen. . . «
»Aber das warst du doch, alter Junge - du hast dich in dunklen Gassen versteckt und mir aufgelauert.«
»Versteckt? Ich und versteckt?« tobte James.
Nicholas stöhnte. »Jetzt hast du mit deinem verdammten Gebrüll was angerichtet.«
James folgte seinem Blick und stellte fest, daß Regina nicht mehr tanzte. Sie stand auf dem Tanzparkett und starrte ungnädig zu ihnen herüber, während Connie sich vergeblich den Anschein gab, ihre erhobenen Stimmen nicht gehört zu haben.
»Ich glaube, ich könnte jetzt einen Drink gebrauchen«, sagte James. »Mach's dir auf dem Sofa bequem, Junge.«
Er schlenderte zum Buffet. Als er dabei an Anthony vor-beikam, mußte er natürlich eine Bemerkung loswerden.
»Du und Montieth seid Leidensgefährten, lieber Junge.
Er hat den gleichen Grund zur Klage, hast du das ge-wußt?«
»Tatsächlich?« Anthony suchte in der Menge nach Nicholas und fügte trocken an: »Er hat aber offenbar entdeckt, wie er da Abhilfe schaffen kann.«
James lachte, als er sah, daß Nicholas seine Frau küßte, ohne sich um das Aufsehen zu kümmern, das sie damit erregten. »Verdammt, das ist eine gute Idee! Er hat Regan auf wirklich elegante Weise den Mund gestopft, das muß man dem Kleinen lassen.«
Aber Anthony hörte diesen Kommentar nicht mehr. Er hatte Roslynn wieder einmal über irgendeinen dummen Scherz ihres Tanzpartners lachen gehört, und nun riß ihm endgültig der Geduldsfaden. Er bahnte sich einen Weg zu dem Paar und klopfte Justin Warton nicht allzu sanft auf die Schulter.
»Ist was, Malory?« fragte Lord Warton, dem Anthonys Gereiztheit nicht entgangen war.
»Aber
nein«,
lächelte
Anthony
gezwungen,
während
er Roslynn am Arm packte, bevor sie ihm entwischen konnte. »Ich hole mir nur zurück, was mir gehört.« Er nickte Warton kurz zu und tanzte mit seiner Frau im Arm davon. »Na, amüsierst du dich, Liebling?«
»Ich habe mich amüsiert«, erwiderte Roslynn mit abge-wandtem Blick.
Nur der festere Druck seiner Finger auf ihrer Taille verriet, daß ihr Hieb gesessen hatte. »Sollen wir dann vielleicht nach Hause fahren?«
»Nein«, murmelte sie hastig.
»Aber wenn es dir doch keinen Spaß macht. . . «
»Es macht mir Spaß«, knirschte sie.
Er lächelte auf sie hinab, zog sie enger an sich, sah den beschleunigten Puls an ihrem Hals und fragte sich, was sie wohl täte, wenn er Montieths Strategie anwandte.
»Was würdest du tun, mein Schatz, wenn ich diesen Tanz mit einem Kuß beenden würde?«
»Was?«
Endlich schaute sie ihn an, und sofort tauchten ihre Blicke ineinander. »Das versetzt dich in Panik, stimmt's?
Warum eigentlich?«
»Du irrst dich gewaltig, Mann.«
»Ah, der schottische Dialekt bricht auch schon durch, ein sicheres Zeichen. . . «
»Halt den Mund!« fauchte sie und kam vor Aufregung beim Tanzen völlig aus dem Takt.
Anthony grinste erfreut und beschloß, sie im Augenblick nicht weiter am Haken zappeln zu lassen. In einem Ballsaal
etwas
anzufangen,
war
nicht
nur
unpassend,
sondern führte auch zu nichts.
Sein Blick blieb auf ihrem Diamantschmuck haften, der bei jeder Bewegung im Licht funkelte, und er fragte in völlig neutralem Ton: »Was schenkt ein Mann einer Frau, die schon alles hat?«
»Etwas, das man nicht kaufen kann«, antwortete Roslynn geistesabwesend, weil sie nur daran dachte, was sich am Ende dieses Tanzes ereignen könnte.
»Vielleicht sein Herz?«
»Vielleicht - nein - ich meine...«, stammelte sie, atmete tief durch, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, und fuhr in bitterem Ton fort: »Dein Herz will ich nicht, Mann, jetzt nicht mehr.«
Eine
Hand
spielte
mit
ihren
Schläfenlocken.
»Aber
wenn es dir schon gehört?« fragte er leise.
Sie geriet in den mächtigen Strudel seiner blauen Augen, schmiegte sich unbewußt fester an ihn und bot ihm ihre Lippen dar. Für einen Moment hatte sie völlig vergessen, wo sie waren, und sie hatte auch ihren Groll vergessen. Doch dann fiel ihr alles wieder ein, und sie rück-te hastig von ihm ab.
Wütend auf sich selbst, zischte sie: »Wenn dein Herz mir gehört, kann ich damit machen, was ich will,
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