Malory
schwarzen
Spitzenärmeln,
tiefem
Dekollete
und
hoher
Taille
eignete sich für jeden Ball. Schwarze Abendhandschuhe und
Satinschuhe
vervollständigten
ihre
Garderobe,
aber
es war der Diamantschmuck - Ohrringe, Kollier, Armbänder und mehrere Ringe -, der sie in ihren Augen sogar für eine Vorstellung bei Hofe repräsentabel gemacht hätte.
Sie sagte nichts mehr. Anthony hörte sowieso nicht richtig zu, weil er seine Blicke durch den Ballsaal schweifen ließ. Das gab ihr die Gelegenheit, ihn kurz zu betrachten, bevor sie hastig wieder wegschaute.
Sie hätte eigentlich sehr stolz darauf sein müssen, daß zwei der bestaussehenden Männer von London, Anthony und James, ihre Begleiter waren, aber sie hatte jetzt wichtigere Dinge im Sinn. Sie überlegte krampfhaft, wie sie es anstellen sollte, der Nähe ihres Mannes so schnell wie
möglich
zu
entfliehen.
Nach
der
unerträglichen
Kutschfahrt,
während
der
sie
neben ihm
hatte
sitzen
müssen, war sie ein einziges Nervenbündel.
An sich waren die Sitze breit genug, um Abstand halten zu können, aber Anthony hatte sie absichtlich an sich gezogen und den Arm um ihre Schultern gelegt, und sie hatte sich ihm nicht entziehen können, weil James ihnen gegenüber saß und sie leicht amüsiert betrachtete. Aber genau deshalb hatte Anthony sich ja soviel herausge-nommen. Er hatte gewußt, daß sie ihm vor seinem Bruder keine Szene machen würde.
Aber es war die reinste Hölle gewesen, eine qualvolle Seligkeit, Seite an Seite mit ihm zu sitzen, seine Hüfte und seinen Schenkel zu spüren. Und er hatte seine verdammte
Hand
nicht
eine
Sekunde
stillgehalten.
Seine
Finger
hatten
unablässig
ihren
nackten
Arm
zwischen
dem kurzen Ärmel und dem ellbogenlangen Handschuh gestreichelt. Und obwohl sie steif wie ein Brett dageses-sen war, hatte sie nicht verhindern können, daß ihr Atem schneller ging, ihr Herz zum Zerspringen klopfte, ihre Haut unter seinen Fingern verräterisch prickelte und ihr Erschauern ihm verriet, wie wirkungsvoll seine un-schuldigen Berührungen waren.
Die Fahrt schien eine Ewigkeit gedauert zu haben, obwohl es nur wenige Blocks bis zum Grosvenor Square waren, wo Edward Malory mit seiner Frau und seinen fünf Kindern wohnte. Und obwohl Roslynns Puls sich normalisiert hatte, seit sie wieder etwas Abstand zu Anthony halten konnte, so wußte sie doch genau, daß sie ihm noch nicht so schnell entkommen konnte, denn dieses Fest fand ja ihnen zu Ehren statt, und deshalb erforderte es die Etikette, daß sie während des Vorstellungs-defilees zusammenblieben. Bei den vielen Gästen würde das endlos dauern. Aber sobald sie es hinter sich hatte. . .
Alle Malorys waren versammelt. Sie entdeckte Regina und Nicholas, die neben einigen von Edwards Sprößlingen standen; Jason und sein Sohn Derek hielten sich am Buffet auf, zusammen mit Jeremy, der seiner Tante Charlotte bei den letzten Dekorationen geholfen hatte, für die offenbar jede Blume in Charlottes Garten geopfert worden war. Roslynn sah auch Frances und George sowie verschiedene andere bekannte Gesichter.
Und dann wurde es plötzlich still im Saal. Man war auf die
Hauptpersonen
des
Abends
aufmerksam
geworden.
Roslynn stöhnte innerlich, als Anthony einen Arm um ihre Taille legte, ganz der zärtliche Ehemann. Würde er sich an diesem Abend immer neue Freiheiten herausneh-men? Es hatte ganz diesen Anschein, denn er ließ sie auch nicht los, als Edward und Charlotte zu ihnen traten, mit einer kleinen Schar von Gästen im Schlepptau. Die Vorstellungen
nahmen
ihren
Lauf,
und
dann
mußten
Roslynn und Anthony als die Ehrengäste auch noch den Ball eröffnen, was der Schuft natürlich ebenfalls schamlos ausnutzte.
Bald lernte sie auch seine Freunde kennen, die alle-samt auf den ersten Blick als wollüstige Weiberhelden zu identifizieren
waren.
Alle
musterten
sie
unverhohlen,
flirteten mit ihr, machten anzügliche Scherze. Sie waren amüsant. Sie waren verwegen. Und sie baten sie um einen Tanz nach dem anderen, wodurch sie endlich von Anthony getrennt wurde. Als sie schließlich um eine kleine Verschnaufpause bat, war er nicht mehr zu sehen, und sie konnte sich entspannen und den Abend genie-
ßen.
»Also wirklich, Malory, spielst du nun eigentlich Karten oder nicht?« fragte der Ehrenwerte John Willhurst erbittert, als Anthony sich zum drittenmal in weniger als einer Stunde vom Tisch erhob.
Die beiden anderen Spieler hielten unwillkürlich den Atem an, als Anthony
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