Malory
unten,
um
Anthony
ihren
Entschluß
mitzuteilen.
Sie
würde Geordie abfinden. Ihm ging es ja ohnehin nur u m das Geld.
Aber Anthony war schon weggegangen.
Kapitel 35
Anthony begriff jetzt, warum es weder ihm selbst noch seinen Agenten nicht gelungen war, Cameron ausfindig zu machen. Der Schotte hatte die Hafengegend verlassen und sich ein Zimmer in einem besseren Stadtteil genommen, trotz der hohen Preise, die während der Saison verlangt wurden. Der Vermieter, ein sympathischer Mann, erzählte, daß Cameron erst seit wenigen Tagen hier wohne und im Augenblick zu Hause sei. Ob er allein war, wußte der Wirt nicht. Aber das war Anthony auch egal.
Der Rothaarige hatte sich unter dem Namen Campbell eingetragen, aber Anthony zweifelte nicht daran, Cameron gefunden zu haben. Er fühlte sich geradezu be-schwingt.
Sobald
er
mit
Roslynns
Vetter
abgerechnet
hatte, würde er sich auch mit ihr selbst beschäftigen. Sie hatte ihn jetzt lange genug nach ihrer Pfeife tanzen lassen!
Das Zimmer war im zweiten Stock, die dritte Tür auf der linken Seite. Anthony klopfte leise, und schon nach wenigen Sekunden wurde die Tür aufgerissen, und er stand endlich Geordie Cameron gegenüber. Die weit aufgerissenen hellblauen Augen des Mannes verrieten eindeutig, daß er seinen Besucher wiedererkannt hatte.
Sobald
der
Schotte
den
ersten
Schock
überwunden
hatte, versuchte er, Anthony die Tür vor der Nase zuzu-schlagen, doch eine Hand drückte so kräftig dagegen, daß die Klinke Geordie aus der Hand rutschte und er zu-rückspringen mußte, um von der Tür nicht getroffen zu werden, die jetzt weit aufflog.
Wut und Furcht stiegen gleichzeitig in ihm auf. Der Engländer hatte von ferne nicht so kräftig ausgesehen.
Auch nicht so gefährlich. Und außerdem sollte er jetzt eigentlich
tot
oder
ernsthaft
verwundet
sein,
zumindest
aber völlig eingeschüchtert durch die Erkenntnis, in Geordie Cameron einen Todfeind zu haben. Und Roslynn hätte daraufhin eigentlich in Panik geraten, das Haus auf dem Piccadilly verlassen und Wilbert und Thomas in die Arme laufen sollen. So war das alles gedacht und geplant gewesen.
Keineswegs
aber
war
vorgesehen,
daß
der
Engländer bei bester Gesundheit plötzlich hier auftauchte und sich gewaltsam Zutritt verschaffte, mit einem ominösen Lächeln, das Geordie einen kalten Schauder über den Rücken jagte.
»Es freut mich, daß wir keine Zeit damit vergeuden müssen,
uns
gegenseitig
vorzustellen«,
sagte
Anthony,
während er ins Zimmer trat. »Ich brauche Ihnen auch nicht zu erklären, weshalb ich hier bin. Hören Sie zu -
ich gebe Ihnen eine faire Chance, was man von Ihnen heute
morgen
nun
wirklich
nicht
behaupten
konnte.
Sind Sie Gentleman genug, um meine Forderung anzunehmen?«
Der
ruhige,
ungezwungene
Ton
ließ
Geordie
neuen
Mut schöpfen. »Ha, ich bin doch kein Narr, Mann!«
»Darüber ließe sich streiten, aber ich habe eigentlich auch nicht erwartet, daß wir das auf die übliche Art erledigen würden. Also, sei's drum.«
Geordie sah den Schlag nicht kommen. Der Kinnhaken schleuderte ihn gegen den kleinen Eßtisch, dessen wackelige
Beine
unter
seinem
Gewicht
nachgaben.
Er
landete auf dem Fußboden, sprang aber sofort wieder auf. Der Engländer legte währenddessen in aller Ruhe sein Jackett ab. Geordie bewegte sein Kinn hin und her, stellte fest, daß nichts gebrochen war und schielte zu seinem eigenen Jackett hinüber, das auf dem Bett lag. In der Tasche steckte eine Pistole. Vielleicht könnte er an die Waffe kommen. . .
Er hatte keine Gelegenheit dazu, denn kaum daß er den ersten Schritt in Richtung Bett gemacht hatte, wurde er herumgerissen. Eine Faust landete dicht über seiner Gürtellinie, die andere auf seiner Backe. Er ging wieder zu Boden, und diesmal kam er nicht so schnell auf die Beine. Der verdammte Engländer hatte Fäuste aus Stein.
Anthony trat auf ihn zu. »Das war für heute morgen.
Und jetzt kommen wir zur eigentlichen Sache.«
»Ich kämpfe nicht mit Ihnen, Mann«, knirschte Geordie. Er hatte einen Blutgeschmack auf der Zunge, denn seine Zähne hatten die Backe aufgeritzt.
»O doch, das wirst du, mein Freund«, erwiderte Anthony seelenruhig. »Dir bleibt nämlich gar keine andere Wahl. Dein Blut wird fließen, ob du dich nun verteidigst oder nicht.«
»Sie sind ja verrückt!«
»Nein.« Anthonys Ton wurde plötzlich scharf und bedrohlich. »Ich meine es verdammt ernst.«
Er bückte sich, um Geordie auf die
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