Malory
werde ich zu verhindern wissen. Und zu meinem Entschluß soll er sich selbst äußern. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich dich eigentlich eingeweiht habe.«
Nettie war völlig unbeeindruckt von diesem Wutausbruch. »Dann geh eben hin und trag ihm die Sache vor.
Ich habe ihn vorhin in sein Zimmer gehen sehen.«
Roslynn wandte betreten ihren Blick ab. Ihr war fast übel vor Nervosität. »Vielleicht sollte ich doch lieber bis morgen warten. Er war nicht besonders gut gelaunt, als er wegging.«
»Der Mann war noch keine Sekunde gut gelaunt, seit du aus seinem Schlafzimmer ausgezogen bist«, brachte Nettie ihr in Erinnerung. »Aber vielleicht begreifst du jetzt, wie töricht dein Vorhaben ist. . . «
»Nein«, schnitt Roslynn ihr das Wort ab, schon wieder fest entschlossen, ihren Plan auszuführen. »Es ist nicht töricht. Es ist reiner Selbstschutz.«
»Wenn du meinst, Mädelchen.« Nettie seufzte. »Aber denk daran, daß ich dich gewarnt habe.«
»Gute Nacht, Nettie.«
Nachdem Nettie sich entfernt hatte, saß Roslynn weitere zehn Minuten vor ihrem neuen Toilettentisch und starrte in den Spiegel. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Sie hatte Anthony nicht verziehen und würde ihm niemals verziehen, aber mit dem jetzigen Arrangement bestrafte sie letztlich nur sich selbst. Sie konnte entweder weiter ihren Groll nähren und Anthony von sich fernhalten oder aber ein Kind bekommen. Sie wollte ein Kind. So einfach war das.
Aber dazu mußte sie ihren Stolz überwinden und zu Anthony gehen. Nach seiner heutigen Kälte hegte sie kaum Zweifel daran, daß sie den ersten Schritt machen müßte. Aber er mußte sich mit der zeitlichen Begren-zung
einverstanden
erklären.
Sie
brachte
es
einfach
nicht mehr fertig, ihn so zu akzeptieren, wie er nun einmal war, obwohl das bei der Eheschließung ihr fester
Vorsatz
gewesen
war.
Ehrlich
gesagt,
wollte
sie
ihn, so wie er war, nicht mehr haben. Sie wollte ihn mit keiner anderen Frau teilen müssen, sie war egoistisch genug, ihn ganz für sich allein besitzen zu wollen. Aber nachdem das ein unerfüllbarer Wunsch war, mußte sie innerlich auf Distanz bleiben, mußte sich immer wieder in Erinnerung rufen, daß sie nie die einzige Frau in seinem Leben sein würde.
Roslynn beschloß, rasch zu handeln, bevor der Mut sie wieder verlassen würde. Sie eilte aus ihrem Zimmer und klopfte laut an Anthonys Tür, doch danach hätte sie am liebsten kehrtgemacht. Ihr zweites Klopfen fiel so leise aus, daß außer ihr niemand hören konnte. Doch das erste hatte vollauf genügt.
Willis öffnete die Tür, nahm ihr Nachtgewand zur Kenntnis und entfernte sich unauffällig. Roslynn trat zö-
gernd ein und schloß hinter sich die Tür. Anthony war nicht zu sehen, aber ihr Blick fiel auf das Bett. Es war leer, aber die Decke war zurückgeschlagen. Ihre Wangen röteten
sich,
und
ihre
Hände
wurden
schweißnaß.
Schlagartig kam ihr zu Bewußtsein, weshalb sie hergekommen war - um mit Anthony ins Bett zu gehen. Obwohl sie ihn noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte, klopfte ihr Herz plötzlich zum Zerspringen.
Anthony ließ sie währenddessen nicht aus den Augen.
In
ihrem
weißen
Seidenneglige,
das
ihre
Figur
um-
schmeichelte, war sie einfach atemberaubend schön. Der geöffnete
Morgenmantel war
ebenfalls aus dieser
dün-
nen Seide; nur die langen Ärmel waren aus einem durchsichtigen Material, das ihre Haut durchschimmern ließ.
Das Haar fiel ihr in rotgoldenen Wellen offen über den Rücken,
und
er
verspürte
den
mächtigen
Drang,
es
durch seine Finger gleiten zu lassen. Und sie war barfuß!
Er überlegte, was sie wohl zu ihm geführt haben mochte. Nur zwei Motive kamen in Frage. Entweder wollte Roslynn ihn mit diesem aufreizenden Neglige nur quälen und gedachte, sich gleich wieder auf ihr Zimmer zurückzuziehen, oder aber sie war hier, um seinen Qualen ein Ende zu bereiten.
Doch aus welchem Grund auch immer sie gekommen war - fortlassen würde er sie nun nicht mehr. Sein er-zwungenes Strohwitwerdasein war endlich vorüber!
»Roslynn?«
Sie hörte die Frage in seiner Stimme. Er wollte wissen, warum sie hier war. Verdammt, würde sie es tatsächlich in Worte fassen müssen? Lag es denn nicht auf der Hand? Willis hatte sofort begriffen, als er sie im Neglige gesehen hatte, und das war peinlich genug gewesen.
Aber Anthony würde darauf bestehen, daß sie es aus-sprach. Sie hätte wissen müssen, daß er es ihr nicht leicht machen würde.
Sie
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