Malory
verhaften.«
»Sie haben keine Beweise, Mann.«
»Nein?« Anthony grinste. »Der Graf von Sherfield hat alles mit angesehen und ist dir hierher gefolgt. Wie hätte ich dich sonst finden können? Wenn meine Aussage dich nicht ins Gefängnis bringt, so tut seine es mit Sicherheit.«
Im
Hinausgehen
hörte
Anthony
den
Schotten
mur-
meln, wie er London denn verlassen solle, wenn er nicht einmal aufstehen könne.
Kapitel 36
Roslynn sah Anthony zum Glück nicht, als er nach Hause kam. Als er gebadet und sich umgezogen hatte, war ihm von dem Kampf nichts mehr anzusehen. Er hatte nicht einmal a n den zarten Knöcheln irgendwelche Abschürfungen
oder
Verletzungen
von
Camerons
Zähnen,
weil
er
vorsichtshalber
Handschuhe
getragen
hatte.
Trotzdem war er angewidert von dieser Geschichte. Mit einer Memme zu kämpfen, war wirklich alles andere als befriedigend. Er hatte so schlechte Laune, daß er nicht die
geringste
Lust
verspürte,
seinen
Vorsatz auszufüh-
ren und nun auch noch Roslynn zur Vernunft zu bringen.
Er wollte sie im Augenblick nicht einmal sehen und bedauerte es regelrecht, daß sie aus dem Empfangszimmer trat, als er das Haus gerade wieder verlassen wollte.
»Anthony?«
Er wunderte sich über ihren sanften Ton und ihre un-
übersehbare Unsicherheit. Das sah ihr so gar nicht ähnlich. »Was gibt's?«
»Hast du - hast du Geordie zum Duell gefordert?«
»Er hat gekniffen«, knurrte Anthony.
»Du hast ihn also gesehen?«
»O ja. Du kannst dich von nun an unbesorgt frei bewegen. Er wird dich künftig in keiner Weise mehr belästigen.«
»Hast du. . . «
»Ich habe ihn nur davon überzeugt, daß er London verlassen sollte. Und er wird verschwinden, auch wenn er dazu vielleicht eine Tragbahre benötigen wird. Warte mit dem Abendessen nicht auf mich. Ich gehe in meinen Klub.«
Er verließ das Haus, und sie starrte die geschlossene Tür an und fragte sich, warum seine kurz angebundene Art sie so verstörte. Sie müßte jetzt eigentlich erleichtert sein
und
sich
freuen,
daß
Geordie
eine
ordentliche
Tracht Prügel bezogen hatte, denn sie war sich fast sicher, daß Anthony ihn auf diese Weise zur Vernunft gebracht hatte. Statt dessen war sie aber zutiefst deprimiert über
Anthonys
Schroffheit
und
kalte
Gleichgültigkeit.
Sie hatte ihn im Laufe der vergangenen Woche in vielen verschiedenen
Stimmungen
erlebt,
aber
dieses
Beneh-
men war neu, und es gefiel ihr gar nicht.
Sie begriff, daß sie zu lange gezögert und eine Entscheidung
aufgeschoben
wurde.
Es
war
höchste
Zeit,
daß sie in bezug auf ihre Beziehung mit Anthony einen Entschluß
faßte.
Andernfalls
würde
die
Entscheidung
über ihren Kopf hinweg fallen. Sie mußte sich noch heute, bevor Anthony nach Hause kam, darüber klarwer-den, was sie nun eigentlich wollte.
»Nun, Nettie?«
Nettie, die dabei war, Roslynns Haare zu bürsten, hielt in dieser Beschäftigung inne und betrachtete ihre Herrin im Spiegel. »Willst du das wirklich tun, Mädchen?«
Roslynn nickte. Sie hatte Nettie endlich alles erzählt, angefangen mit ihrer Verführung an jenem schicksalhaften Abend, über die Bedingungen, die sie vor der Hochzeit gestellt hatte, bis hin zu Anthonys Treueschwüren und seiner Untreue gleich am Tag danach. Nettie war be-stürzt gewesen, hatte aber auch mit ihrem Ärger über beide Ehepartner nicht hinter dem Berge gehalten. Roslynn hatte ihr nichts verschwiegen, und zuletzt hatte sie ihr
auseinandergesetzt,
zu
welchem
Entschluß
sie
ge-
kommen war. Sie wollte die Meinung ihrer Zofe hören, wollte Zustimmung finden.
»Ich glaube, du machst einen großen Fehler, Mädchen.«
Aber gerade das wollte sie nicht hören. »Warum?«
»Du willst ihn nur benutzen. Glaub mir - das wird ihm denkbar zuwider sein.«
»Ich werde das Bett mit ihm teilen«, betonte Roslynn.
»Wie sollte ich ihn da nur benutzen?«
»Du willst aber nur eine Zeitlang das Bett mit ihm teilen.«
»Er war einverstanden, als ich sagte, daß ich ein Kind von ihm wolle.«
»Das glaube ich gern, Aber damals war nicht die Rede davon, daß er dich in Ruhe lassen solle, sobald das Kind gezeugt ist, oder?«
Roslynn runzelte die Stirn. »Ich will mich doch nur schützen,
Nettie.
Ständige
Intimitäten
mit
ihm. . .
Ich
will ihn nicht lieben!«
»Das tust du schon jetzt.«
»Das ist nicht wahr!« Roslynn drehte sich auf dem Hocker abrupt um und starrte ihre Zofe mit funkelnden Augen an. »Und ich werde ihn auch nie lieben. Das
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