Malory
Beine zu stellen.
Geordie trat nach ihm, aber Anthony schob sein Knie vor und riß ihn hoch. Und dann trafen die steinharten Fäuste wieder Geordies Kinn. Diesmal taumelte er nur ein Stück zurück und hatte Zeit, seine eigenen Fäuste zu heben, bevor Anthony sich näherte. Geordies rechter Haken traf ins Leere. Er krümmte sich vor Schmerz, als zwei Voll-treffer in seiner Magengrube landeten. Noch bevor er wieder Luft bekam, hatte er aufgeplatzte Lippen.
»Ge-nug!« stammelte er.
»Noch
lange
nicht,
Cameron«,
widersprach
Anthony,
dem keinerlei Anstrengung anzusehen war.
Geordie stöhnte, und er stöhnte noch lauter bei den nächsten beiden Hieben. Die rasenden Schmerzen machten ihn fast wahnsinnig. Er war noch nie im Leben verprügelt worden, und er hatte nicht den Charakter, Prü-
gel wie ein Mann einzustecken. Er begann zu schreien und wild um sich zu schlagen. Als er endlich einen Treffer landete, lachte er, nur um gleich darauf, als er die Augen einen Spalt weit öffnete, feststellen zu müssen, daß er die Wand getroffen und sich dabei drei Knöchel gebrochen hatte. Anthony wirbelte ihn herum, und im nächsten Moment prallte sein Schädel gegen die Wand. Während er langsam zu Boden glitt, stellte er fest, daß jetzt auch seine Nase gebrochen war.
Er dachte, damit sei es zu Ende. Er war besiegt, das wußte er. Alles tat ihm weh, und er blutete. Aber es war noch nicht zu Ende. Anthony zog ihn am Hemdkragen hoch, lehnte ihn an die Wand und schlug zu, als hätte er einen Sandsack vor sich. Geordies Versuche, den Boxhie-ben auszuweichen, waren völlig sinnlos.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit hatte er es dann doch überstanden. Er saß auf dem Boden - aber er saß nur deshalb, weil die Wand ihm als Rückenstützte diente. Er blutete aus Mund, Nase und mehreren anderen Gesichtsver-letzungen. Zwei Rippen waren gebrochen. Auch der kleine Finger der linken Hand war gebrochen, bei einem seiner
sinnlosen
Abwehrversuche.
Ein
Auge
war
zuge-
schwollen, aber mit dem anderen Auge sah er, daß Anthony mit Widerwillen und Verachtung auf ihn herabstarrte.
»Verdammt, Cameron, Sie verschaffen einem nicht die geringste Befriedigung!«
Das war komisch, und Geordie versuchte zu lächeln, aber seine Lippen waren völlig taub, so daß er nicht wuß-
te, ob es ihm gelungen war. Mühsam brachte er ein einziges Wort hervor: »Bastard!«
Anthony ging vor ihm in die Hocke. »Soll ich vielleicht weitermachen?«
Geordie stöhnte. »Nein - n e i n . . . «
»Dann paß jetzt mal gut auf, Schotte. Davon könnte nämlich dein Leben abhängen, denn wenn ich mir dir noch einmal vorknöpfen muß, benutzte ich nicht mehr meine Fäuste. Sie gehört jetzt mir, und ihr Vermögen auch. Ich habe sie vor einer Woche geheiratet.«
Geordie schüttelte seine Benommenheit ab. »Sie lügen!
Sie hätte Sie nur geheiratet, wenn Sie diesen blöden Ehevertrag
unterschrieben
hätten,
und
das
würde
kein
Mann mit etwas Grips tun.«
»Da irrst du dich gewaltig, mein Junge. Ich habe ihn unterzeichnet, und zwar vor Zeugen - und nach der Trauung habe ich ihn verbrannt!«
»Das geht doch gar nicht, wenn es Zeugen gab.«
»Ich habe wohl vergessen zu erwähnen, daß es sich bei den Zeugen um Verwandte von mir handelte.«
Geordie
versuchte
vergeblich,
sich
etwas
aufrechter
hinzusetzen. »Na und? Sie bekommt trotzdem alles zu-rück, wenn ich sie zur Witwe mache.«
»Du lernst offenbar nichts dazu.« Anthony packte Geordie wieder beim Kragen.
Geordie
griff
rasch
nach
seinen
Handgelenken.
»Ich
hab's
nicht
so
gemeint,
Mann,
wirklich
nicht,
ich
schwör's!«
Anthony ließ ihn los, weil er es jetzt für wirkungsvoller hielt, seine Lüge auszubauen. »Ob ich bald sterbe oder nicht, Schotte - dir kann das völlig egal sein. Gemäß meinem neuen Testament fällt mein gesamter Besitz, einschließlich des Vermögens meiner Frau, an meine Familie, die natürlich dafür Sorge tragen wird, daß es meiner Witwe
an
nichts
fehlt.
Aber
ansonsten
bekommt
sie
nichts. Sie hat an ihrem Hochzeitstag alles verloren -
und du ebenfalls!«
Geordies
unverletztes
Auge
verengte
sich
vor
Wut.
»Sie muß doch einen Mordshaß auf Sie haben, weil Sie sie so reingelegt haben.«
»Das ist mein Problem, nicht wahr?« Anthony erhob sich. »Dein Problem besteht darin, in deinem gegenwärtigen Zustand London noch heute zu verlassen. Wenn du morgen noch hier bist, Schotte, lasse ich dich wegen deines kleinen Manövers von heute morgen
Weitere Kostenlose Bücher