Malory
weil das Kind mit größter Wahrscheinlichkeit schon in der Nacht ihrer Verführung gezeugt worden war.
Roslynn stellte die Teetasse vorsichtig auf dem Tischchen neben dem Sofa ab. Auch abrupte Bewegungen lie-
ßen ihren Magen rebellieren, wie sie vor einigen Tagen mitten im Liebesspiel entsetzt festgestellt hatte. Es war ihr gelungen,
durch größte
Konzentration
die
Übelkeit
zu überwinden, und Anthony hatte nichts davon gemerkt. Und dann hatte sie sich noch zwei Nächte ge-gönnt, hatte es herausgeschoben, ihm die Neuigkeit mitzuteilen. Aber jetzt konnte sie es nicht mehr länger hinauszögern. An diesem Morgen hatte sie sein Zimmer gerade noch verlassen können, bevor er aufgewacht war.
Und wenn die Übelkeit nun mit jedem Tag schlimmer würde, konnte sie morgens ohnehin nicht mehr mit ihm der Lust frönen. Sie mußte ihm sagen, daß sie ein Kind erwartete, bevor von selbst darauf käme und ihr vorwer-fen könnte, daß sie sich selbst nicht an ihre eigenen Bedingungen halte.
O Gott, wie verhaßt ihr diese Vereinbarung doch war!
Anthony war in diesen zwei Wochen so herrlich verliebt gewesen, zumindest im Schlafzimmer. Er hatte sie so oft geliebt, daß ihm für eine andere Frau einfach die Kraft gefehlt hätte, das wußte sie genau. Sie hatte ihn während dieser Zeit ganz für sich allein gehabt, und jede Nacht war ihr wie ihre Hochzeitsnacht vorgekommen, mit solcher Leidenschaft und Zärtlichkeit hatte er sich ihr gewidmet.
Aber außerhalb des Schlafzimmers war er ein völlig anderer
Mann
gewesen,
entweder
gleichgültig
oder
kalt
und sarkastisch, nie freundlich oder gar herzlich. Und Roslynn wußte, daß jene Bedingung daran schuld war, daß er ihr auf diese Weise demonstrieren wollte, wie verabscheuungswürdig er diese Vereinbarung nach wie vor fand.
Und jetzt war die schöne Zeit vorüber. Aber Roslynn wollte nicht, daß sie vorüber war. Verdammt, sie hing an Anthony, aber durch ihre eigene Torheit würde sie ihn jetzt verlieren.
Vorübergehend,
hatte
sie
verlangt.
Und
es waren nur zwei kurze Wochen geworden. . .
»Du wolltest mich sprechen?«
Er war ins Zimmer getreten, ohne anzuklopfen. Seit jenem Abend, als sie sich unpäßlich gestellt hatte, war er nicht mehr hier gewesen. Jetzt brauchte sie ihm das Un-wohlsein nicht mehr vorspielen.
Anthony betrachtete flüchtig die neuen Möbel, bevor seine
kobaldblauen
Augen
sich
auf
sie
richteten.
Sie
mußte wieder gegen eine Übelkeit ankämpfen
- aber
diesmal war Nervosität die Ursache.
»Ich bekomme ein Kind!« platzte sie heraus.
Er stand vor ihr, die Hände in den Taschen. Sein Ge-sichtsausdruck veränderte sich nicht, und das war das Schlimmste. Er hätte zumindest ein klein wenig Freude über das Kind zeigen können - oder seinen Unmut. Unmut wäre ihr im Augenblick lieber gewesen. Sie hätte jetzt sogar jenen kalten Zorn begrüßt, den sie erlebt hatte, als sie mit ihrer Bedingung zu ihm gekommen war.
»Wie schön für dich«, sagte er völlig gleichgültig. »Deine Besuche in meinem Zimmer sind also beendet?«
»Ja. Es sei d e n n . . . «
»Es sei denn?« fiel er ihr absichtlich schroff ins Wort.
»Mir liegt es völlig fern, deinen Bedingungen zuwiderzu-handeln, Liebling.«
Sie biß sich auf die Lippe, um diese Bedingungen nicht in seiner Gegenwart laut zu verfluchen. Sie hatte vergessen, was sie ihm hatte sagen wollen, als er sie unterbrochen hatte. Aber er hatte es ja nicht hören wollen. Und sie hatte gehofft und gebetet, daß er darauf bestehen würde, diese Vereinbarung zu vergessen, daß er von ihr verlangen würde, wieder ganz in sein Zimmer zu ziehen.
Er hatte es nicht getan. War es ihm inzwischen egal?
Sie starrte zum Fenster hinüber, und obwohl es doch ein so erfreuliches Thema war, klang ihre Stimme ge-drückt und tonlos, als sie sagte: »Ich werde ein Kinderzimmer benötigen.«
»James reist in zwei Tagen ab, dann kannst du sein Zimmer entsprechend einrichten.«
Sie hatte den Eröffnungszug gemacht, aber er reagierte nicht darauf. Er hätte jetzt diesen Raum vorschlagen können,
der
seinem
Schlafzimmer
gegenüberlag
und
des-
halb für ein Kinderzimmer besonders gut geeignet wäre.
Sie schaute weiter aus dem Fenster, ohne etwas wahrzunehmen. »Es ist doch auch dein Kind, Anthony. Welche Farben wären denn nach deinem Geschmack?«
»Das überlasse ich ganz dir, meine Liebe. Übrigens bin ich heute zum Abendessen nicht hier. Wir feiern im Klub Georges Abschied vom sorglosen
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