Malory
Junggesellendasein.«
Sein abrupter Thema Wechsel traf sie empfindlich. Offensichtlich hatte er weder an dem Baby noch an ihr irgendein Interesse, denn er entfernte sich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Auf dem Korridor schlug Anthony mit der Faust gegen die Wand. Und Roslynn weinte in ihrem Zimmer heiße Tränen.
Sie hatte sich noch nie im Leben so miserabel gefühlt, und all das war nur ihre eigene Schuld. Sie konnte sich nicht einmal mehr erinnern, warum sie diese blödsinnige Bedingung überhaupt gestellt hatte. Doch, jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie hatte befürchtet, daß sie sich in Anthony verlieben könnte, wenn sie ständig sein Bett teilen würde.
Nun, es war sowieso passiert. Nettie hatte recht gehabt.
»War es die Mitteilung, die du erwartet hast?«
Anthony drehte sich um und sah James vor seinem Zimmer stehen. »Ja.«
»Deine Strategie funktioniert also doch nicht so perfekt, oder?«
»Hol dich der Teufel, James! Könntest du nicht vielleicht schon einen Tag früher abreisen?«
Kapitel 42
»Warum sagst du es ihm nicht einfach, Ros?«
»Ich kann nicht«, erwiderte Roslynn und trank nervös einen großen Schluck Champagner.
Sie hatten sich ein wenig von den anderen Partygästen abgesondert. Eine richtige Party war es eigentlich nicht, nur ein gemütliches Beisammensein von Frances' Freundinnen im Hause ihrer Mutter. Es war schließlich nicht nur den Herren vorbehalten, a m Vorabend der Hochzeit zu feiern. Doch Roslynn war absolut nicht nach Feiern zumute,
obwohl
sie
inzwischen
akzeptiert
hatte,
daß
Frances selig über diese Heirat war. Roslynn freute sich aufrichtig über das Glück ihrer Freundin - aber ihr war davon nichts anzusehen.
Ihre deprimierte Stimmung war Frances nicht entgangen, und sie befürchtete, daß Roslynn noch immer gegen ihre Verbindung mit George sein könnte. Um Frances zu überzeugen, daß dem nicht so war, hatte Roslynn ihr die Wahrheit gestehen müssen.
»Wenn das so einfach w ä r e . . . « , setzte Roslynn nun a n , wurde aber sofort von Frances unterbrochen.
»Aber es ist ganz einfach. Du brauchst nur zu sagen: Ich liebe dich. Drei kleine Worte, meine Liebe, und alle deine Probleme werden gelöst sein.«
Roslynn schüttelte den Kopf. »Dir kommen diese Worte leicht über die Lippen, weil du weißt, daß George deine Liebe erwidert. Aber Anthony liebt mich nicht. Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
»Warst du denn liebenswert?«
Roslynn schnitt eine Grimasse. »Nein. Man könnte sagen, daß ich seit unserer Hochzeit ständig ein widerliches Ekel war.«
»Nun, du hattest dafür ja auch gute Gründe. Das war wirklich abscheulich von Sir Anthony, aber du sagst, du seist fast sicher, daß er nur dieses eine Mal gestrauchelt ist. Es liegt jetzt nur an dir, meine Liebe. Du kannst ihm sagen, daß du ihm diesen Fehltritt verziehen hast und einen Neuanfang machen möchtest, oder du kannst so weitermachen wie bisher.«
Eine herrliche Wahl, dachte Roslynn, deren Groll tief im Innern noch immer schwelte. Warum sollte sie all diese Konzessionen machen? Anthony hatte sich ja nicht einmal entschuldigt.
»Ein Mann wie Sir Anthony wird nicht ewig warten, weißt du«, fuhr Frances fort. »Du treibst ihn einer anderen Frau direkt in die Arme.«
»Die sucht er sich schon ganz allein«, entgegnete Roslynn bitter.
Aber sie mußte Frances recht geben. Wenn sie Anthonys Bett nicht teilte, würde eines Tages eine andere Frau ihren Platz einnehmen. Aber das hatte sie ja schon ge-wußt, als sie ihre Bedingung stellte. Nur hatte sie damals noch nicht zugeben wollen, daß sie darunter leiden wür-de. Aber es würde wahnsinnig weh tun, denn sie liebte ihn.
Roslynn kam um elf nach Hause und hatte kaum ihren Abendmantel und ihre Handschuhe ausgezogen, als die Tür wieder geöffnet wurde und Anthony und George über die Schwelle torkelten. Dobson konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Roslynn hatte das Gefühl, diese Szene schon einmal erlebt zu haben. Allerdings waren diesmal die Rollen vertauscht, denn es war Anthony, der seinen Freund stützte. George sah aus, als würde er gleich einschlafen.
»Du kommst früh nach Hause«, sagte Roslynn in betont neutralem Ton.
»Der alte Junge hat sich einen Mordsrausch angetrun-ken, und da hielt ich es für vernünftiger, ihn zu Bett zu bringen.«
»Aber warum hast du ihn nicht zu ihm nach Hause gebracht?«
Anthony zuckte die Achseln. »Alte Gewohnheit, meine Liebe. Wenn wir uns früher zusammen eine Nacht um die Ohren
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