Malory
das keine Vernunft ankam. Die letzte Nacht war vergessen.
Er küßte sie jetzt, als hinge sein Leben davon ab, er vor-enthielt ihr nichts, und die Seele der Frau erblühte in seinen Armen.
Kapitel 40
»In zwei Tagen geht die Reise los, Tony«, war das erste, was James von sich gab, als er das Eßzimmer betrat.
»Brauchst du meine Hilfe beim Packen?«
»Spiel
nicht
den
wilden
Mann,
Kleiner.
Du
weißt
selbst, wie gern du mich hier hattest.«
Anthony stieß eine Art Grunzen aus und widmete sich wieder seinem Frühstück. »Wann hast du das denn endgültig beschlossen?«
»Als
ich
gesehen
habe,
wie
hoffnungslos
verfahren
deine Situation ist. Ehrlich, es macht einfach keinen Spaß mehr zuzuschauen.«
Anthony legte seine Gabel hin und starrte verdutzt auf den Rücken seines Bruders, der an der Anrichte seinen Teller füllte. Anthony glaubte, in den vergangenen
zwei
Wochen
große
Fortschritte
gemacht
zu
ha-
ben. Er brauchte Roslynn jetzt nur zu berühren, und schon lag sie in seinen Armen. Er konnte beim besten Willen
nicht
einsehen,
was
daran
hoffnungslos
sein
sollte. Bald würde sie auch zugeben, daß sie ihn genauso brauchte wie er sie. Sie würde ihre Torheit zugeben
und
auf
ihre
absurden
Bedingungen
verzichten.
Doch bis es soweit war, würde er sich genauestens an diese Bedingungen halten.
»Könntest
du
mir
deine
Bemerkung
vielleicht
erklä-
ren?«
James nahm ihm gegenüber Platz und sagte zufrieden:
»Mir gefällt dieses Zimmer jetzt sehr gut. Was hat es dich gekostet?«
»Komm zur Sache, James.«
Ein Schulterzucken. »Das liegt doch auf der Hand, mein Junge. Sie hält sich zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten in deinem Zimmer auf, aber wenn ihr euch nicht gerade hinter jener Tür vergnügt, hat man das Ge-fühl, ihr wärt euch völlig fremd. Wo ist nur deine Finesse geblieben, für die du einst so berühmt warst. Die Frauen haben dir doch in Scharen aus der Hand gefressen. Oder ist sie dagegen immun?«
»Das geht dich nichts a n , weißt du das?«
»Ich weiß.«
Anthony beantwortete seine Frage trotzdem. »Sie ist nicht immer dagegen, aber sie ist auch nicht wie andere Frauen. Sie hat so schreckliche Ideen - und ich will, daß sie aus eigenem Antrieb zu mir kommt, nicht nur, weil ihre Sinne ihr keine andere Wahl lassen.«
»Soll das heißen, daß sie - nicht zu dir kommt?« Als Anthony ihn nur finster anstarrte, kicherte James. »Jetzt sag nur nicht, daß das kleine Mißverständnis in bezug auf die süße Margie noch immer nicht ausgeräumt ist?«
»Du erinnerst dich sogar noch an ihren Namen?«
»Ehrlich gesagt, habe ich sie ziemlich oft wiedergesehen. Sie ist wirklich ein niedlicher Käfer.« Aber der kleine Satansbraten, der ihn vors Schienbein getreten hatte, war nicht mehr in der Taverne aufgetaucht, obwohl James in erster Linie deshalb immer wieder hingegangen war.
»Ist dir nie die Idee gekommen, deiner Holden die Sache zu erklären.«
»Das habe ich ja getan, und ein zweites Mal werde ich es bestimmt nicht tun.«
James seufzte über eine derartige Sturheit, obwohl dieser Charakterzug bei ihm genauso stark ausgeprägt war.
»Stolz kann eine Vorstufe zur Narretei sein, mein lieber Junge. Du bist jetzt fast einen Monat verheiratet. Wenn ich gewußt hätte, daß du so einen Schlamassel anrichten würdest, hätte ich der Dame selbst ernsthaft den Hof gemacht.«
»Nur über meine Leiche!« fauchte Anthony.
»Wir sind ganz schön empfindlich, was?« grinste James. »Reg dich ab. Du hast sie nun einmal gewonnen.
Aber was du dann mit dem Preis gemacht hast, kann man nur als jämmerlich bezeichnen. Ein bißchen Romantik könnte gewiß nichts schaden. Schließlich ist sie da-hingeschmolzen, als sie dich zum erstenmal im Mondschein zu Gesicht bekommen hat.«
Anthony verspürte den heftigen Drang, seinem Bruder an die Gurgel zu springen. »Was ich wirklich am al-lerwenigsten brauche, sind deine weisen Ratschläge, James. Ich habe meine eigene Strategie, was meine Frau betrifft, und sie funktioniert, auch wenn du davon nicht überzeugt zu sein scheinst.«
»Eine verdammt komische Strategie ist das - Feinde bei Tag, ein Liebespaar bei Nacht. Ich selbst hätte einfach nicht die Geduld dazu. Wenn sie nicht dem ersten An-sturm erliegen...«
» . . . sind sie der Mühe nicht wert?«
»Manche schon. Aber es gibt einfach zu viele andere süße Dinger, die nur darauf warten, einen zu trösten.«
»Aber ich habe Roslynn bekommen.«
James lachte.
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