Malory
geschlagen haben, ist George am Ende meistens hier gelandet. Er hat sogar ein eigenes Zimmer.
Nein, halt, das ist ja jetzt dein Zimmer.«
Sie tauschten einen langen Blick, bis George murmelte:
»Was ist los? Wer hat mein Zimmer?«
»Nur keine Angst, alter Junge. Meine Frau wird es dir für heute nacht bestimmt überlassen, nicht wahr, meine Liebe?«
Roslynns Herzschlag setzte kurz aus. Hatte er George absichtlich mitgebracht, damit sie umziehen mußte? Und sie konnte nur in sein Zimmer umziehen.
»Machen Sie sich meinetwegen keine Umstände, Lady Malory.«
Sie verstand ihn, obwohl er schrecklich lallte und bei diesen Worten nicht sie, sondern Dobson anschaute. »Es macht mir keine Umstände, George«, beruhigte Roslynn ihn. »Ich brauche nur einen Augenblick...«
»Bitte beeil dich«, mischte sich Anthony ein. »Der Kerl ist verdammt schwer, weißt du. Und wenn ich ihn irgendwo hinsetze, steht er mir nicht wieder auf. Hol dir nur schnell die Sachen, die du unbedingt brauchst.«
Sie suchte in aller Eile ihre Sachen zusammen, während Anthony George auf das Bett fallen ließ. Georges Zimmer? Also gehörten die Sonette, die sie gefunden hatte, George. Diesen Geschmack hätte sie einem Weiberhelden nicht zugetraut. Man konnte eben nie wissen.
Frances hatte wohl doch Glück.
Sie
hastete
aus
dem
Zimmer,
denn
Anthony
hatte
schon begonnen, seinen Freund zu entkleiden. Im Korridor blieb sie stehen und starrte auf die Tür von Anthonys Zimmer. Das hatte er doch wohl gemeint? Wo sollte sie denn sonst auch schlafen? Jeremy und James waren zwar wahrscheinlich noch nicht zu Hause, aber sie würden nach Hause kommen. Und es gab nur diese vier Räume hier oben.
Sie betrat zögernd das Zimmer und rechnete damit, daß Willis auf Anthony warten würde. Aber der Raum war leer. Entweder hatte Anthony diese Sache geplant, oder aber er hatte seinen Kammerdiener noch nicht informiert, daß er sich in Zukunft wieder bereithalten solle.
In den beiden letzten Wochen hatte Willis das Zimmer nämlich nur betreten, wenn Anthony ihn gerufen hatte.
Aber für Londoner Begriffe war es auch noch früh am Abend, und Willis würde Anthony bestimmt nicht so früh zurückerwarten.
Roslynn seufzte. Sie wußte nicht, was sie von der Sache halten sollte. Aber sie würde sich diese günstige Gelegenheit
nicht
entgehen
lassen.
Sie
hätte
sich
selbst
nichts
Besseres
ausdenken
können.
Sie
würde
ihren
Stolz nicht zu Grabe tragen und nicht zugeben müssen, was für eine Närrin sie gewesen war. Sie konnte Anthony jetzt einfach zeigen, daß sie nichts dagegen hatte, hier zu sein, daß sie sogar hier sein wollte.
Sie begann sich auszuziehen und stand im Hemd da, als Anthony das Zimmer betrat. Sein Blick ruhte kurz auf ihr, bevor er sich in sein Ankleidezimmer begab.
Roslynn legte sich rasch zu Bett. Sie wünschte, er hätte irgend etwas gesagt. O Gott, wie sie das an ihre Hochzeitsnacht erinnerte! Und sie war jetzt auch nicht minder nervös.
Als er zurückkam, trug er nur einen Morgenrock. Sie selbst
hatte
wenigstens
daran
gedacht,
ein
Nachthemd
anzuziehen. Sie wollte nicht zu deutlich zeigen, worauf sie aus war.
Aber sich selbst gestand sie es ein, während sie Anthony betrachtete, der die Lampen löschte. Die goldenen Tupfen in ihren Augen hatten einen wollüstigen Glanz.
Sie hatte ihn in den beiden letzten Wochen so oft gehabt.
Sie hatte festgestellt, daß es ihr bei weitem noch nicht ge-nügte. Sie würde von ihm nie genug bekommen.
Es war jetzt dunkel im Zimmer. Silberne Mondstrahlen fielen durch die Fenster ein. Ihre anderen Sinne reagierten schneller als die Augen, die sich erst an die Dunkelheit gewöhnen mußte. Sein Geruch stieg ihr in die Nase, als er näher kam. Und als er sich hinlegte, hielt sie den Atem an. Gleich würde er sich zu ihr hinüberbeugen.
Sein Mund würde im Dunkeln ihre Lippen suchen, er würde sie leidenschaftlich küssen. . .
»Gute Nacht, meine Liebe.«
Sie riß die Augen weit auf. Verdammt, er hatte ihren Umzug in dieses Zimmer also doch nicht geplant! Er hielt sich genau an ihre Bedingung, er würde sie nicht mehr anrühren, nachdem sie jetzt schwanger war. Das war gemein. Wie konnte er nur, wenn sie direkt neben ihm lag und ihn wahnsinnig begehrte?
»Anthony. . . «
»Ja?«
Sein scharfer Ton raubte ihr den Mut. »Nichts«, murmelte sie.
Sie lag da und wünschte, sie hätte auf der Party mehr als nur zwei Glas Champagner getrunken. Aber sie hatte sich zurückgehalten, weil
Weitere Kostenlose Bücher