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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02. Lodernde Leidenschaft
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ihm zu kommen. Er fühlte sich auf englischem Boden nicht wohl und hatte es nicht gern mit gedungenen englischen Ganoven zu tun. Je eher sie sich auf den Heimweg machen konnten, desto besser.
    »Es war ganz leicht, Mädchen, kinderleicht!« prahlte er. »Ich wußte, daß du etwas unternehmen würdest, sobald der alte Mann unter der Erde lag, nur dachte ich nicht, daß du hierher kommen würdest. Aber ich ließ die meisten Straßen beobachten, weißt du, und als du dort nirgends aufgetaucht warst, war mir klar, daß du nur nach England geflohen sein konntest.«
    »Wie schlau von dir, eine solche Schlußfolgerung zu ziehen!« kommentierte sie ironisch.
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Jedenfalls schlau genug, um dich zu schnappen.«
    Roslynn zuckte zusammen und lenkte ihn hastig ab:
    »Aber wie hast du mich nur so schnell gefunden, Geordie? London ist doch wirklich keine Kleinstadt.«
    »Mir fiel ein, daß du hier eine Freundin hast, und es war nicht schwer, sie ausfindig zu machen - und damit auch dich. Übrigens wäre ich deiner schon viel früher habhaft geworden, wenn diese Idioten, die ich auf dich angesetzt hatte, nicht das Hasenpanier ergriffen hätten, nur weil die Menge auf der Oxford Street dir zu Hilfe kam.«
    Es war also doch Geordie gewesen, der jene nur knapp vereitelte Entführung initiiert hatte! Was aber die angeb-liche Hilfe der Passanten anging, so mußte Roslynn unwillkürlich lachen, tat allerdings rasch so, als hätte sie einen Hustenanfall. Sie konnte sich gut vorstellen, welchen Bären die beiden Ganoven ihrem Vetter aufgebun-den hatten, um nicht in Ungnade zu fallen.
    »Dann aber hast du plötzlich die Stadt verlassen, und ich dachte schon, du wärest mir durch die Lappen gegangen«, fuhr Geordie mit gerunzelter Stirn fort. »Du hast mir dadurch eine Menge Scherereien und Unkosten verursacht, Mädchen, das kannst du mir glauben. Ich mußte Männer in alle Richtungen losschicken, um dir auf die Spur zu kommen, aber du hattest keine Spuren hinterlassen, jedenfalls keine ergiebigen. Aber dann bist du ganz von allein zurückgekommen.« Sein Grinsen besagte, daß er das für einen typisch weiblichen Fehler hielt.
    »Und danach mußte ich nur noch eine günstige Gelegenheit abwarten - und jetzt bist du hier!«
    Ja, hier war sie, aber sie wußte noch immer nicht, wie Geordie das bewerkstelligt hatte. Sie sah ihm jedoch an, daß er darauf brannte, es ihr zu erzählen, weil er so stolz auf sich war und seine Schläue von ihr bestätigt haben wollte. Ihm lag seit jeher ungeheuer viel daran, als schlauer Fuchs und gerissener Kerl zu gelten. Deshalb hatte er es auch so genossen, wenn ihm als Kind wieder einmal ein übler Streich gelungen war. Warum sollte es diesmal anders sein?
    Sie
    beschloß,
    ihm
    wenigstens
    diese
    Genugtuung
    zu
    versagen. Nach einem herzhaften Gähnen murmelte sie gleichgültig: »Und was jetzt, Vetter?«
    Ihm klappte der Unterkiefer herunter. »Interessiert es dich überhaupt nicht, wie du hierhergekommen bist?«
    »Spielt das denn eine Rolle?« fragte sie in gelangweil-tem Ton. »Wie du ganz richtig festgestellt hast, bin ich jetzt jedenfalls hier.«
    Er lief vor Wut rot an. »Ich werde es dir aber erzählen, damit du siehst, daß es zwar im Grunde ganz einfach war, aber doch großen Einfallsreichtum erforderte.«
    »Gewiß doch«, erwiderte sie.
    Sie gähnte wieder und registrierte befriedigt, daß seine hellblauen Augen Blitze schleuderten. Er war so leicht zu durchschauen,
    so
    unbedeutend,
    so
    selbstsüchtig
    und
    jähzornig. Vielleicht sollte sie ihn lieber nicht weiter reizen. Ihre Furcht war zwar verebbt, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, aber er stellte nach wie vor eine ernsthafte Bedrohung dar. Und es war bestimmt vernünftiger, ihn zu besänftigen, bis ihr irgendein Ausweg einfiel - wenn es überhaupt einen Ausweg aus dieser mißlichen Situation gab!
    »Ich
    habe
    ein
    Dienstmädchen
    ins
    Haus
    geschleust,
    verstehst du? Ein gerissenes Ding, das für Geld zu allem bereit ist. Es war kinderleicht, eines der echten Dienstmädchen daran zu hindern, zur Arbeit zu erscheinen, und dann brauchte meine Kleine nur noch hinzugehen und zu behaupten, die andere wäre krank, und sie wür-de sie vertreten.«
    »Und was hast du mit dem armen Mädchen gemacht, das nicht zur Arbeit erschien?« fragte Roslynn aufgebracht.
    »Reg dich nicht auf, Kusine.« Seine Laune besserte sich sichtlich, nachdem er jetzt wieder ihre volle Aufmerksamkeit hatte. »Der ist

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