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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02. Lodernde Leidenschaft
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keine harten Gegenstände.
    Der betrunkene Fuhrmann hatte nicht einmal gemerkt, daß er einen Fahrgast bekommen hatte. Entweder er hatte bei ihrem lauten Aufprall geglaubt, der Wagen wäre in ein besonders tiefes Loch im Pflaster geraten, oder aber er war taub.
    Sie war tief im Heu versunken, aber sicherheitshalber vervollständigte sie die Tarnung, indem sie mit beiden Händen Heu über ihren ganzen Körper streute. Keinen Augenblick zu früh, denn der Wagen bog von der dunklen Gasse in die lichtdurchflutete Straße ein, und Roslynn kam erst jetzt mit Schrecken zu Bewußtsein, daß sie nur ein dünnes, weißes Baumwollnachthemd trug und barfuß war.
    Immerhin konnte sie sich glücklich schätzen, daß sie am Vorabend nicht in einem der verspielten Negligés zu Bett gegangen war, die zu ihrer Aussteuer gehörten. Es war
    ein
    züchtiges
    Nachthemd,
    bodenlang,
    mit
    langen
    weiten Ärmeln und Manschetten. Wenn sie etwas fand, das als Gürtel dienen konnte, würde man es bei flüchti-gem Hinsehen vielleicht sogar für ein Kleid halten können.
    Unglückseligerweise
    blieb
    Roslynn
    wenig
    Zeit,
    dar-
    über nachzudenken, wie sie ohne Geld nach Hause gelangen sollte. Der Wagen rollte in einen Stall und blieb stehen, und sie konnte gerade noch rechtzeitig hinaus-springen und sich in einer leeren Box verstecken, bevor der Fuhrmann nach hinten kam und das Heu abzuladen begann. Er erhielt gleich darauf Hilfe von einem großen, kräftigen
    Kerl,
    der
    ihn
    mit
    freundschaftlichen
    Flüchen
    bedachte, weil er sich verspätet hatte.
    Roslynn
    konnte
    sich
    währenddessen
    einen
    Schlacht-
    plan zurechtlegen. Sie hatte wieder Glück gehabt, denn ein Stall war der ideale Ort, um an ein Pferd heranzukommen. Zwar hatte sie noch immer keine Ahnung, in welchem Stadtteil sie sich befand, aber sich nach Mayfair durchzufragen
    konnte
    nicht
    allzu
    schwierig
    sein.
    Das
    Dumme war nur, daß der einzige Wertgegenstand, den sie bei sich hatte, das Kruzifix ihrer Mutter war, das sie nur ablegte, wenn sie sich mit ihren kostbaren Juwelen schmückte. Undenkbar, sich davon zu trennen! Aber ihr blieb wohl keine andere Wahl, es sei denn, sie wäre nicht weit von Mayfair entfernt. Dann könnte sie zur Not auch zu Fuß gehen.
    Doch schon im nächsten Moment erkannte sie, daß das keine gute Idee war. Sie hatte vorhin auf der Straße keine einzige
    Kutsche
    gesehen,
    nur
    Fuhrwerke,
    Trunkenbolde
    und Matrosen mit ihren Liebchen. Was für ein Stadtteil dies auch sein mochte - ein vornehmes Viertel war es jedenfalls nicht, und wenn sie sich zu Fuß auf den Heimweg machte, würde sie unweigerlich in Schwierigkeiten geraten. Nein, sie mußte unbedingt ein Pferd mieten.
    Der Gedanke, daß Geordie ihre Flucht bereit bemerkt haben könnte und die ganze Umgebung nach ihr absuch-te, verwandelte sie in das reinste Nervenbündel, während sie darauf wartete, daß der betrunkene Fuhrmann mit
    seinem
    Heuwagen
    endlich
    verschwand.
    Sie
    wollte
    mit
    dem
    anderen
    Mann
    unter
    vier
    Augen
    sprechen,
    denn je weniger Leute sie in diesem Aufzug sahen, desto besser. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, welchen Skandal es gäbe, wenn etwas davon an die Öffentlichkeit kä-
    me. Lady Chadwick spaziert im Nachthemd durch die Slums.
    Die vornehme Gesellschaft würde sich begierig auf diese Sensation stürzen, und dann könnte sie jede Hoffnung auf eine passende Partie in absehbarer Zeit aufgeben.
    Trotzdem kostete es sie große Überwindung, ihr Versteck zu verlassen, als sie endlich mit dem Mann allein war.
    Sich
    jemandem
    im
    Nachtgewand
    präsentieren
    zu
    müssen,
    war
    eine
    schreckliche
    Vorstellung,
    und
    ihre
    Verlegenheit
    stieg
    ins
    Unermeßliche,
    als
    der
    stämmige
    Kerl
    sie
    mit
    weitaufgerissenen
    Augen
    und
    offenem
    Mund
    anstarrte.
    Sie
    versuchte
    erfolglos,
    einen
    nackten
    Fuß hinter dem anderen zu verstecken, und kreuzte ihre Arme über der Brust. Die langen Haare, in denen sich Heu verfangen hatte, hingen ihr wirr über die Schultern.
    Sie bot
    einen
    überaus
    reizvollen
    Anblick,
    obwohl
    sie
    selbst das nicht für möglich gehalten hätte.
    Der Mann stand wie angewurzelt da und starrte sie hingerissen
    an
    wie
    eine
    himmlische
    Erscheinung.
    Sein
    braunes Haar war mit grauen Strähnen durchzogen, und graue Bartstoppeln bedeckten sein breites Kinn. Roslynn wußte nicht, ob der Stall ihm gehörte, oder ob er nur ein Angestellter war, aber das spielte auch keine Rolle. Er war jedenfalls der einzige Mensch, der ihr im Augenblick helfen

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