Malory
die Freuden seines Bettes ausgemalt, und nun glaubte er, das Warten nicht mehr viel länger aushalten zu können.
Roslynn war an solchen Dingen im Augenblick nicht im mindesten interessiert. Sie hatte fest geschlafen und war noch viel zu benommen, um die Tatsache, daß sie endlich
angekommen waren, würdigen zu können.
Sie
wollte
nur
eines:
weiterschlafen.
Hochzeitsnacht
und
Ehemann waren fast vergessen. Und doch rüttelte jemand sie immer wieder.
Anthony
war
verdutzt,
als
Roslynn
nur
verärgert
brummte und nach seiner Hand schlug, anstatt die Augen zu öffnen. Normalerweise schliefen Frauen in seiner Gegenwart nicht, und er hatte deshalb keine Erfahrung darin, wie man jemanden wach bekam, der so schlaf-trunken war. Er hatte ihr ein Nickerchen vorgeschlagen, damit sie frisch und ausgeruht ankommen sollte, aber es hatte nun wirklich nicht in seiner Absicht gelegen, die Hochzeitsnacht ausfallen zu lassen.
Er versuchte es noch einmal. »Komm, wach auf, Mädchen, oder hast du vergessen, welcher Tag heute ist?«
»Mmm?«
»Fällt dir bei dem Wort Hochzeitsglocken vielleicht etwas ein? Oder weißt du nicht mehr, daß du einen Ehemann hast, der es kaum erwarten kann, bis du ein verführerisches
durchsichtiges
Nachtgewand
anlegst,
um
ihn zu ergötzen?«
Sie setzte sich endlich gähnend auf, blinzelte mühsam und rieb sich wie ein kleines Kind den Schlaf aus den Augen. »So etwas nehme ich auf Reisen nicht mit.«
Er grinste inwendig. Immerhin arbeitete ihr Verstand wieder, wenn auch noch zu langsam, um zu erkennen, daß er sie nur neckte.
»Nur keine Angst, meine Liebe. Ich habe deine Sachen heute morgen abholen lassen.«
Das machte sie schlagartig hellwach. »O nein! Das war sehr töricht von dir. Du wußtest doch noch nicht einmal, ob ich dich heiraten würde. Und vielleicht hat Geordie gerade auf so etwas gewartet, um herauszufinden, wohin ich verschwunden bin.«
Anthony hoffte das sehr, denn dieses Motiv hatte ihn ja zum Handeln bewogen. Mit etwas Glück würde der Mann, den er auf die ›Verfolger‹ angesetzt hatte, ihm schon morgen eine Adresse nennen können.
»Ich weiß natürlich, daß für dich alles noch etwas neu und ungewohnt ist, Liebste«, lachte er, »aber es ist dennoch nicht gerade schmeichelhaft für mich, daß du deinen veränderten Familienstand ständig vergißt. Du bist jetzt verheiratet, und je eher dein Vetter davon erfährt, desto eher wird er aufhören, dich zu belästigen.«
Sie lächelte zaghaft, dann immer breiter, bis sie vor Freude übers ganze Gesicht strahlte. »Das stimmt! Ich bin so daran gewöhnt, mich vor Geordie verstecken zu müssen, daß es vermutlich noch ein Weilchen dauern wird, bis ich mich völlig entspanne. Ach, wie herrlich!
Ich bin ein freier Mensch!«
»So ganz frei nun auch wieder nicht, meine Liebe.«
»Nein, ich meinte ja auch nur...«
»Ich weiß.« Er kraulte sie unter dem Kinn. »Aber du gehörst jetzt wirklich und wahrhaftig mir, und ich stelle zu meinem größten Erstaunen fest, daß ich ein sehr besitzergreifender Ehemann bin.«
Diese Bemerkung hörte sich so absurd an, daß Roslynn überzeugt war, er mache nur einen seiner üblichen Scherze. Falls er jemals etwas ernst nehmen sollte, wäre es für sie bestimmt ein solcher Schock, daß sie auf der Stelle tot umfiele.
Ihr fiel plötzlich etwas ein. »Anthony, warum wolltest du unbedingt noch heute nacht nach London zurückkehren?«
Er zwinkerte amüsiert. »Bräute sind im allgemeinen in der Hochzeitsnacht sehr nervös, und da dachte ich, du würdest dich vielleicht in einem Bett, das du schon kennst, wohler fühlen.«
Errötend flüsterte sie: »Das habe ich wohl verdient.«
»So ist es.«
»Aber du hast etwas von Lärm erahnt?«
»Tatsächlich? Vergiß es. Wir werden uns mucksmäuschenstill verhalten.«
Er zog sie schon wieder auf. Sie wußte nicht so recht, ob ihr das gefiel. Sie wußte nicht, ob sie sich jemals an seine
Anspielungen
gewöhnen
würde.
Aber
in
dieser
Nacht...
Sie gähnte, Anthony grinste, und die Kutsche hielt an.
»Endlich!« rief er und sprang hinaus, noch bevor das Trittbrett
heruntergelassen
war.
»Komm,
Liebling,
damit
ich dich über die Schwelle tragen kann.«
Sie griff nach seiner Hand, und er half ihr aus dem Wagen. »Das ist wirklich nicht notwendig«, murmelte sie.
»Du mußt mir schon erlauben, meine Rolle richtig zu spielen«, widersprach er, während er sie vom Boden hob. »Schließlich muß es für diese seltsame Sitte
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