Maltas Geheimnis
hatte diese gefühllose Person es nicht verdient?
Sie fühlte sich eigentlich nicht im Unrecht, bekam aber trotzdem keinen vollständigen Satz heraus.
»Ich höre?«
Das war noch eindringlicher.
»Ich… ich hab´ doch nur die Kontrolle über mich verloren, weil es Julia so gar nicht interessiert hat, dass unsere Freunde schon seit zwei Tagen verschwunden sind.«
Endlich hatte sie das Richtige heraus gebracht. Sie war erleichtert.
»So ein Schwachsinn«, hielt sofort Julia dagegen, »Axel und Jens sind erst einen Tag überfällig. Bestimmt durchforschen diese Spinner immer noch ihre bescheuerte Höhle oder was sie dort eben entdeckt haben wollen.«
»Welche Höhle?«, ertönte plötzlich eine weiche, warme Stimme aus der linken Ecke des Raumes.
Alisha zuckte zusammen. Sie hatte bisher diesen Teil des geräumigen Büros noch nicht beachtet. Er lag auch etwas im Dunklen. Sie drehte sich zur Seite, um die Quelle der Stimme zu sehen. Erstaunt stellte sie fest, dass sie zu dem Gentleman, der sich seinerzeit als Hoteleigentümer vorgestellt hatte, gehörte. Bei seiner Frage hatte er sich von einer kleinen Sitzgruppe erhoben und kam nun auf sie zu.
Auch Julia schien überrascht zu sein, das sah Alisha an ihrem offen stehenden Mund und den deutlich vergrößerten Augen.
»Ach, Herr Magri!? Sie hier?«, hauchte Julia dem Mann entgegen und begann betont mit ihren langen Wimpern zu klimpern und ihre Hüfte zu verdrehen.
»Oh Gott«, dachte Alisha, »was für eine dämliche Bemerkung. Ich bekomm´ ja manchmal nichts aus mir heraus, aber so etwas Bescheuertes konnte nur von ihre kommen.«
Zum Weiterdenken kam sie nicht mehr, denn Julia setzte zur der Beantwortung der Frage an »Also unsere Begleiter, also der Lover von Alisha, dieser Axel und mein Bekannter, Jens, kletterten da draußen irgendwo an solchen Dingerklippen herum und haben dabei irgend so einen Höhleneingang entdeckt. Den durchsuchen die nun schon seit zwei Tagen. Und darüber soll ich mir Gedanken machen?« Alishas Faust begann schon wieder zu kribbeln, als sie den geringschätzigen Tonfall hörte. Sie biss sich auf die Lippen, konnte es sich aber nicht verkneifen, Julia wenigstens noch zu berichtigen.
»Sie meint die Dingli Klippen.«
»An den Dinglis? Sind die geisteskrank?«, polterte der Hoteldirektor los. »Man kann diese steile Küste nur von oben und nur per abseilen bezwingen. Außerdem ist das Klettern dort strengstens untersagt. Das steht auf unzähligen Tafeln. Und dann auch noch um diese Jahreszeit!«
Der Hoteldirektor schien wirklich bestürzt zu sein, das bemerkte Alisha an der Vibration in seiner Stimme. Und jetzt fiel es ihr auch wieder ein: Es gab mehrere nahezu verrottete Hinweisschilder, dass das Betreten des Klippenrands lebensgefährlich war. Aber ein Kletterverbot musste man daraus noch lange nicht herleiten.
»Davon mal abgesehen«, schaltete sich nun mit beruhigender Stimme der Hoteleigentümer wieder ein. »es gibt an diesem Küstenteil keine Höhlen, meine Damen. Da haben Ihnen Ihre Freunde vermutlich einen Bären aufgebunden. Es gibt unzählige kleine Aushöhlungen in den Wänden, mehr aber nicht. Jedenfalls bestimmt keine Höhle, die zu erforschen sich lohnen würde.«
»Siehste, hab´ ich ja gesagt«, wandte sich nun Julia an Alisha, »die Beiden ziehen irgendwo herum und lassen uns hier versauern. Da mach´ ich eben nicht mit!«
Julia hatte bei der letzten Bemerkung leicht mit einem Fuß auf den Boden gestampft und beide Hände an ihrer Hüfte abgestützt. Alisha schüttelte nur den Kopf. Sie sah das ganz anders »Axel mag zwar manchmal wie ein kleiner Junge sein, aber mit so etwas würde er mich nicht anlügen. Nicht mal Jens schätz´ ich so ein. Und dass sie gerade an solch einer Wand, wie den Dingli Klippen, klettern wollten, das müsstest du auch ganz genau wissen. Es ist für sie der ultimative Kick.«
»Aber es gibt dort keine größeren Höhlen«, widersprach der Hoteleigentümer erneut. »Jede auch noch so kleine Aushöhlung wurde mehrere Male intensiv durchsucht. Dort ist nichts!«
»Doch!«, hielt Alisha dagegen und erzählte, wie Axel und Jens den Höhleneingang entdeckt hatten Der Hoteleigentümer und der Direktor unterbrachen sie nicht ein einziges Mal. Als sie die Geschichte beendet hatte, bemerkte der Hoteldirektor mit etwas krächzender Stimme »Oh, Gott. Die Höhle kann nicht sehr ergiebig gewesen sein, wenn sie nicht sogar ganz und gar verschüttet ist. Es ist kaum eine der unzähligen Höhlen auf
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