Maltas Geheimnis
Seil gegen die Wand prallte und dicht neben Axel zum Liegen kam.
Alisha verstand, was er vorhatte. »Hey, das könnte klappen!«
Neue Hoffnung keimte in ihr auf und sie näherte sich der Schlucht.
Auf der anderen Seite hatte es Axel geschafft sich halb kriechend, halb auf dem Bauch robbend dem Stein genähert. Sie sah, wie er ihn mitsamt dem Seil ergriff und langsam hoch hielt.
»Super, Axel! Binde das Seil irgendwo bei dir fest, dann kommen wir rüber!«, rief sie ihm aufgeregt zu.
Eine Staubfahne rieselte als Antwort auf sie herab.
Axel nahm mit der anderen Hand die liegende Fackel auf und leuchtete die Wand neben sich ab. Sie bemerkte selbst aus dieser Entfernung, wie er zitterte und sie hörte sein rasselndes Keuchen. Es sah aus, als würde er, sich mühsam an der Wand abstützend, irgendetwas suchen. Als er die Fackel ein wenig höher hielt, sah sie etwas. Es war das Pendant zu dem Fackelhalter, an dem sie auf ihrer Seite das Seil angebunden hatten.
Sie sah, wie Axel das Seil über den Halter zu werfen versuchte. Bei jedem Versuch schien er jedoch schwächer zu werden und ein gequältes Stöhnen drang nun aus seiner Kehle. Alisha spürte wie ihr abermals die Tränen kamen. »Du schaffst das, Axel! Versuch es nochmal!«, schrie sie, die Hände trichterförmig vor dem Mund.
Endlich, es war mindestens der zehnte Versuch gewesen, gelang es Axel, das Seil über den Halter zu werfen. Schwer atmend stützte er sich an der Wand ab. Er zog das Seil straff und war das Ende dann noch einmal über den Fackelhalter.
»Dein Axel ist ja wirklich nicht dumm«, flüsterte Raul neben Alisha auf der anderen Seite der Schlucht, »der wickelt das Seil mehrmals um den Fackelhalter, damit es auch wirklich hält. Und das obwohl er so geschwächt ist. Erstaunlich.«
Alisha warf Axel einen liebevollen Blick zu. Sie war so stolz auf ihn und wünschte sich gleichzeitig nichts sehnlicher als endlich zu ihm hinüber zu können.
Viermal wickelte Axel das Seil um den Halter. Dann sackte er stöhnend an der Wand zusammen. Mit beiden Händen ergriff er das Seil. Im flackernden Licht der Fackel meinte Alisha zu erahnen das er ihnen nun auffordern zunickte.
Sie verloren keine Zeit. Raul nahm nun das andere Ende des Seils und zog mehrmals kräftig daran.
»Scheint zu halten.«, murmelte er gedämpft.
»Ich gehe als Erste!«, sagte Alisha entschieden, «Dann binde ich das Seil fest und du kannst nachkommen. In Ordnung?«
»Nein, Alisha. Das kann ich nicht zulassen! Es ist einfach zu gefährlich. Ich gehe als Erster.«
»Nein. Du bist vielleicht zu schwer. Wenn das Seil überhaupt jemand tragen kann, dann nur mich!«
Alisha merkte wie ihr Zornesröte ins Gesicht stieg. Sie hatte Rauls Überbesorgtheit so langsam satt. Das Einzige was sie noch wollte war, zu Axel zu gelangen.
Entschieden griff sie nun nach dem Seil und begann sich vorsichtig über die Schlucht zu hangeln. Raul hatte nur geseufzt und es geschehen lassen.
Je weiter Alisha kam, umso stärker schwankte das Seil und schnitt in ihre Handflächen ein. Sie hatte völlig vergessen, ihre Handschuhe anzuziehen. Nun bereute sie es zutiefst. Außerdem hatte sie den Fehler gemacht und nach unten gesehen. Bei dem Anblick des schwarzen Abgrunds war ihr sofort schwindelig geworden und sie hätte fast losgelassen. Doch sie hatte tapfer weitergemacht.
Als sie schon fast zwei Drittel des Weges zurückgelegt hatte, ruckte es plötzlich heftig und das Seil gab so stark nach, dass sie um ein Haar den Halt verloren hätte und abgestürzt wäre. Sie schrie auf und klammerte sich nur noch mit einer Hand panisch an das schwankende Seil. »Alisha! Halt dich fest!«, hörte sie Rauls Stimme wie aus weiter Ferne. Das Blut pochte ihr in den Ohren und ihr Atem ging stoßweise. Sie schloss die Augen und dachte an Axel. Sie musste es schaffen. Für ihn. Mit letzter Kraft schwang sie ihren schlaff herunterhängenden Arm nach oben und bekam das Seil zu fassen. Schnell krallte sie ihre Finger darum und stieß vor Erleichterung einen dumpfen Schrei aus. Ihr ganzer Körper zitterte, doch sie hatte es geschafft.
Sie hörte wie Raul erleichtert aufjubelte. »Das hast du super gemacht, Alisha! Oh Mann, ich wäre fast gestorben vor Angst! Kannst du weiterklettern?«
»Ja!«, krächzte Alisha und löste ihre eine Hand vom Seil um sich weiter über den Abgrund zu hangeln. »Ich glaube das Seil hat drüben etwas nachgegeben. Aber ich denke du kannst jetzt unbesorgt sein!«
»Ha!«, entfuhr es Alisha,
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