Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
Spaß an der Unternehmensgründung verderben. Sich vorher jedoch bewusst zu machen, dass auch viel Schriftverkehr ansteht, kann dennoch nicht schaden.
Habe ich Lust, die nächsten Jahre vielleicht nicht wie gewohnt in Urlaub fahren zu können, weil ich es scheue, meinen Laden alleine zu lassen? Bin ich mir darüber bewusst, dass, wenn eine Aushilfe mal absagt, ich vielleicht selbst im Laden hinter dem Tresen stehen muss? Ist mir klar, dass ich als Chefin jeden Tag gegenüber meinen Gästen (zumindest in der Theorie) gutgelaunt auftreten muss? Das sind die Fragen, die sich ein angehender Gastronom stellen sollte.
Und zuletzt sollte die Frage geklärt sein, wer einen vertritt, wenn man – aus welchen Gründen auch immer – mal ausfällt? Muss ich den Tag über sogar schließen? Wie lange könnte ich mir eine solche Krankheitszeit finanziell erlauben? Alles natürlich unspaßige Fragen, die aber wichtige Vorüberlegungen sind, damit es dann viel Spaß, ja sogar sehr viel Spaß macht.
Fazit: »Wer nichts wird, wird Wirt« war gestern und hat eigentlich noch nie gestimmt – das Beispiel Apfelkind zeigt uns das genaue Gegenteil im Hier und Jetzt!
5. Stillen, stöbern und durchstarten. Oder: Warum Mütter die besseren Manager sind
Isa: »Hast du schon Leila …?«
Caro: »Ja, längst. Der PR-Agentur hast du …?«
Isa: »… eine Mail geschrieben.«
Caro: »Du musst noch …«
Isa: »… den Experten da anfragen. Habe ich auf dem Schirm.«
Caro: »Hmm, noch was?«
Isa: »Nö. Mir fällt nichts ein.«
Caro: »Ja, super, dann läuft ja alles.«
»Was macht ihr da?«, fragte mein Mann verblüfft. Wir saßen im Sankt Oberholz in Berlin-Mitte, einem Café, in dem täglich Tausende Heißschaumgetränke über die Theke gehen. Bestellt von Hunderten, nennen wir sie mal Hipstern, die ihre Macbooks auf den urigen Holztischen des Cafés heißlaufen lassen. Pausti und ich waren zuvor mittagessen und hatten Isa, die dort ihren kinderfreien Tag zum Arbeiten nutzte, durch Zufall getroffen. Isa und ich hatten sofort die Gelegenheit ergriffen, unsere To-do-Liste durchzugehen und sie um ein paar Punkte zu verkürzen.
»Wir machen das, wofür du jeden Morgen eine dreißigminütige Konferenz mit dem gesamten Team einberufst«, antwortete ich spöttisch. »Und zwar in zwei Minuten.« Pausti lächelte in sich hinein.
»Wir sind Mütter. Wir haben keine Zeit, von Meeting A nach Abfuck B zu rennen. Wir müssen effizient sein, weilwir Babys haben. Wir haben keine Zeit für Raucherpausen, Chats mit den Kollegen oder sinnlose Diskussionen.«
Pausti grinste immer noch und schüttelte den Kopf.
Eigentlich hatte ich meinen Mann nur ein bisschen ärgern wollen. Aber den ganzen Tag ging mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf: Mamas sind Managertypen. Und zwar die besten. Bei der Bewältigung ihres Alltags stellen arbeitende Mütter eine unglaubliche Organisationskompetenz und Zeitökonomie unter Beweis.
Und das alles hat einen ganz einfachen Grund: Je weniger Zeit man hat, desto mehr schafft man.
Nehmen wir zum Beispiel meine Redaktion. Ich sage hier bewusst zum Beispiel, weil die Redaktion ein gutes branchenübergreifendes Exempel ist für Großraumbüros, große Firmen oder Team-Arbeit aller Art. Bevor ich Baby Maximes Mama wurde, arbeitete ich, wie gesagt, bei einer großen Berliner Zeitung. Ich bin dort seit drei Jahren angestellt und kannte die Produktionsabläufe im Schlaf. Was aber nicht heißt, dass sie sich für mich erschlossen hätten. Im Gegenteil. Sie machten mich matt, demotiviert und dünnhäutig – kurzum, sie zermürbten mich.
Mein Wochenprotokoll als Redakteurin der größten Zeitung Berlins, die sich allerdings in ihrem Zeitmanagement in KEINER WEISE von anderen großen Redaktionen (in denen ich gearbeitet habe) unterscheidet: Ich stehe fünf Tage die Woche um sieben Uhr auf. Duschen, anziehen, Sachen packen, schnell in die S-Bahn, Frühstück unterwegs. Ich komme in der Redaktion an, schnappe mir fünf Tageszeitungen und beginne zu lesen. Als Tageszeitungsredakteurin ist es natürlich das A und O, morgens zu wissen, wasdie Konkurrenz geschrieben hat. Habe ich meine Story als einzige Zeitung exklusiv? Wie haben die anderen Blätter Thema XY aufgegriffen? Bei welchen Themen haben wir vielleicht sogar gepennt? Kurz drüber nachdenken, dann Kaffee Nummer zwei oder wahlweise zum Chef-Gerufen-Werden (nie gut), weil man irgendwas (meistens weiß man es schon) gründlich verbockt hat oder eine Extra-Aufgabe droht. Aber
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