Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
ihrem Kampf um die Markenrechte für den Apfel im Logo mit dem amerikanischen Computerriesen Apple , über ihre Franchise-Pläne für mehr Apfelkind -Läden deutschlandweit, für die sieMitstreiter sucht, und vor allem aber wollte ich ihre Geschichte en detail hören, eine Mutter, die mit einer kleinen Tochter und (fast) im Alleingang einfach mal seit zwei Jahren ein Café erfolgreich betreibt. Im Grunde hätten Christin und ich Freundinnen sein können. Sie hat ihr Abitur in Rheinbach, nur wenige Kilometer von meiner alten Schule entfernt, gemacht. Anschließend studierte sie ganz solide Biologie und Kunst auf Lehramt, absolvierte ihr Examen, hatte aber keine Lust auf das Beamtentum und sattelte deshalb recht schnell auf Innenarchitektur um. Gleichzeitig jobbte Christin als fertig studierte Pädagogin an einer Schule, gab Unterricht als Aushilfslehrerin und finanzierte so ihr zweites Studium. Ihren Freund und heutigen Mann Til hatte sie zwischenzeitlich während ihres ersten Studenten-Kellnerjobs in einem bekannten Bonner Café kennengelernt.
Til ist gelernter Tischler, arbeitete damals in seinem Beruf und studierte später Architektur in München und Düsseldorf. Für ihn zog Christin mit 27 Jahren, bereits schwanger mit Tochter Lily, kurz darauf nach Garmisch-Partenkirchen, wo das frisch verheiratete Paar ein unbeschwertes Leben genoss. Im Anschluss ging es für die junge Familie nach München.
Doch dann begann Christin das Rheinland, ihre alte Heimat, doch zu sehr zu vermissen. Ihre Schwester war zu dieser Zeit hochschwanger, und sie wollte ihr mit dem Baby helfen können und nicht ihrem Mann, mit dem sie heute seit elf Jahren zusammen ist, hinterherreisen, sagt sie. Und so ging es zurück nach Bonn, wo Christin auch bald anfing, konkret über ihr eigenes Kindercafé nachzudenken. Mit Lily waren sie in den ersten Jahren viel gereist, sogar bis nach Südamerika, und hatten einiges gesehen.
Daher wusste sie genau, was sie wollte. Ihr Laden sollte kinderfreundlich sein und kein Klebe-Café. Klebe-Café, so nennt Christin die Cafés, die lieblos geführt, deshalb dreckig und sinnlos vollgestopft sind. Ich mag die Wortschöpfung, weil jeder von uns solche Cafés und Bars kennt und meistens wohl auch meidet.
In der Bonner Südstadt, an der Argelanderstraße, fand die junge Mutter dann nach kurzer Zeit ihre Traum-Immobilie. Ein Eckladen im Parterre in einem alten Jugendstilhaus, das bereits länger leer stand, für das sich allerdings schon mehrere Geschäftsleute interessiert hatten. Doch der Vermieter, der aus einer Bauernfamilie stammte, und dem ein Gut mit 4000 Apfelbäumen gehörte, entschied sich für Christin, weil sie ihm versprach, Äpfel mit in ihr Konzept aufzunehmen.
Tja, so kann es auch mal laufen im Leben. Man ist vielleicht nicht der finanzstärkste Bewerber, aber hat auf der menschlichen Ebene einen Draht und bekommt dann trotzdem den Zuschlag. Für die neue Geschäftsfrau stand jetzt jedenfalls jede Menge Renovierung und Arbeit an. Schlicht und trotzdem gemütlich sollte ihr Apfelkind werden. Denn warum sollte man Kindern nicht auch schon einen geschmackvollen Wohn- und Lebensstil mitgeben? Sie konnte die Bärchen-Looks und rosa Kitschkleidchen selber nicht mehr sehen. »Heute hat sich das geändert, aber vor zehn oder auch fünf Jahren gab es einfach keine schöne Kindermode«, sagt sie.
Ja, mittlerweile gibt es in Berlin, Hamburg und eigentlich in jeder mittelgroßen Stadt einen skandinavischen oder französischen Klamottenladen für Kinder. Und auchdie deutschen Marken haben mit schlichten, schönen, zumindest nicht zu grellen oder mit Motiven überladenen Anziehsachen nachgelegt.
Der Ort inspirierte Christin dazu, etwas mit Äpfeln und Kindern zu machen und der Name Apfelkind war geboren. Aus dem frischgeborenen Namen entwickelte Christin zusammen mit einem Grafikbüro in Bonn das Logo, das sie auch gleich als Marke anmelden ließ. Einen roten Apfel mit einem Kindergesicht darin.
Die Markenanmeldung war deshalb so wichtig für sie, weil sie auch von Anbeginn an vorhatte, Kinderprodukte und Mode unter dem Logo zu produzieren. Auch hat sie sich überlegt, das Apfelkind in mehreren Städten zu eröffnen, damit sich ihr Konzept auch rentiert. Das Stichwort dabei ist natürlich »Franchise«: Wenn ein Laden einmal Profit macht und er unter einem Markennamen, einem sogenannten Brand läuft, hat man die Möglichkeit, weitere Läden zu eröffnen und vielleicht irgendwann einmal den Namen und das
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