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Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unrecht, ich vereinsamte keineswegs. Zweimal pro Woche ging ich mit Maxime im Wickeltuch zur Bibliothek, donnerstagszum Baby-Yoga, und dann hatte ich ja auch noch die Treffen mit meinen Co-Autorinnen Lisa und Isa oder mit meiner Lektorin. Dann die Mails an meine Seminarleiter und Skypen mit meinen Kumpels in Amerika. Und schließlich waren da ja auch noch meine ganzen Mama-Freundinnen: Anna, Celestine, Katja, Rena, Sophie, Julika und Leila. Die sah ich oft nachmittags zum Spielen mit den Babys. Ich würde also, gegen die Erwartungen meines Gatten, nicht zu einem vereinsamten Digital-Nerd werden, der zu Hause den Freuden des Baby-Multitaskings frönt.
    Die Couch war mein Schreibtisch geworden, meine Oase der Ruhe zum kreativen Arbeiten, auf der ich wie ein junger Gandhi im Schneidersitz und nicht ganz gandhimäßig mit meinem Laptop im Schoß sitzen und konzentriert, Sachen abarbeiten konnte. Eigentlich war ich wie eine Selbständige, nur mit einem besseren Motivationsantriebsmotor: meinem Baby.
    Ich fand das logisch. Denn Neugeborene können einem zwar den letzten Nerv rauben – und das tun sie ganz gewiss! –, aber zugleich versetzen sie einen in einen absoluten Ausnahmezustand und treiben einen so zu Höchstleistungen. Es ist immer wieder erstaunlich, wozu man nach wochenlangem Schlafentzug dann doch noch in der Lage ist. Und dazu kam noch ein weiterer sehr wichtiger Aspekt: Ich wollte, dass mein Baby stolz auf seine Mama sein kann.
    Ich war Zen. Und deshalb superproduktiv. Aber natürlich hatte ich auch Zweifel, ob ich dieses geniale Gefühl auch auf Dauer halten könnte. Ich sehnte mich danach, immer so arbeiten zu können. Und traute mir das auch durchaus zu. Doch wie konnte ich eine Möglichkeit finden, durch Arbeiten von zu Hause genauso viel Geld zu verdienen wie vorher?
    Die Idee elektrisierte mich. Und ich wünschte mir, dass noch mehr Mamas wie ich denken würden. Oder taten sie es etwa schon? Irgendwo da draußen? Könnte man sich dann da nicht zusammentun? Ich wollte sie kennenlernen, wenn es sie gab.
    Es ist doch so, dass sich laut Studien viele Arbeitgeber in Deutschland schwertun, Frauen mit kleinen Kindern Vollzeit oder auch Teilzeit einzustellen. Aber haben wir Mamas das überhaupt nötig?
    Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes sprechen da eine ganz klare Sprache. 5,6 Millionen Frauen in Deutschland zwischen 25 und 59 Jahren gehen keiner Berufstätigkeit nach – und das sind mitnichten nur Hartz-IV-Empfängerinnen. 578 000 dieser Frauen haben einen Hochschulabschluss, rund drei Millionen eine Lehre oder Berufsausbildung absolviert. Als Grund für ihre berufliche Lage gelten bei den meisten dieser 5,6 Millionen Frauen die Kinder – die damit zusammenhängende Unflexibilität der Unternehmen, die fehlenden Ganztagsbetreuungsplätze für Babys und Kleinkinder und, und, und …
    Nicht einmal überspitzt könnte man sagen, dass der Berufswiedereinstieg den deutschen Frauen nicht gerade schmackhaft gemacht wird. Immer häufiger liest man in Zeitungen und im Netz von Aufhebungsverträgen nach der Elternzeit. Zuverlässige Zahlen, wie viele Abfindungen jährlich an junge Mütter gezahlt werden, gibt es allerdings nicht, obwohl in Mütter-Foren zu diesem Thema viel diskutiert wird.
    Ute Frevert, eine der führenden deutschen Gender-Historikerinnen deutschlandweit am Max-Planck-Institut, lehnt sich zum Thema berufstätige Mütter sogar noch weiter aus dem Fenster: »Wir haben versucht, uns von der Nazi-Zeit in jedem Punkt zu distanzieren, außer in diesem.« Demnach sollen die alten Klischees von der Hausfrau und Mutter und dem arbeitenden Ehemann und Vater durch die fünfziger Jahre hinweg immer noch greifen – und sei es nur in den Köpfen. Doch gerade bei dieser Debatte um den klassischen Arbeitsmarkt und die Mütter in diesem, frage ich mich ernsthaft: Haben wir es nicht besser, wenn uns nicht immer ein Boss, Kollege oder vermeintlicher Berater in unsere Geschäfte oder Tagesplanung reinquatscht? Meine Motivation war hochgepeitscht bis zum Größenwahn.
    Doch auch als ich Tage später noch einmal etwas bescheidener darüber nachdachte, waren ein paar Erkenntnisse über Mamas und ihre besonderen Qualitäten als Manager, Chefs und Gründer nicht von der Hand zu weisen:
Mütter sind diszipliniert. Weil sie es sein müssen. Selbst die größte Chaotin (wie ich) wird als Mutter über Nacht organisiert. Weil es keinen Spaß macht, seine Wickeltasche schlecht zu packen und dann ein brüllendes Baby mit

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