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Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wieder neue Perspektiven eröffnen. So auch im Fall von Regina Packeiser. Nur, dass sich mir in diesem Fall bereits vor unserem Kennenlernen im wahrsten Sinne des Wortes ein neuer Blickwinkel eröffnete. Eigentlich dachte ich, dass ich Eimsbüttel, das Hamburger Wohnviertel von Regina und meine Heimat während meiner Zeit in der Hansestadt in- und auswendig kennen würde. Doch als ich mich der angegebenen Adresse nähere, erkenne ich das Viertel, ein Idyll aus bunten Gärten, Spielplätzen und blühenden Bäumen nicht wieder. Diese Oase nur 200 Meter entfernt von meinem alten WG-Zimmer? Wo war ich nur all die Jahre gewesen?
    Regina ist zweifache Mutter, Medizinerin und eine der Verkäuferinnen, mit denen sich DaWanda , die deutschlandweit größte Verkaufsbörse für Handgemachtes, sehr gerne schmückt. In fünf Jahren hat sie über das Portal weit über 3 000 ihrer selbstgemachten Nähwerke verkauft und zählt damit vielleicht zu den konstant erfolgreichsten Labels.
    Regina hat schwarzen Tee gemacht, der in einer Kanne aus Ton auf einem Teestövchen auf dem Wohnzimmertisch vor sich hin köchelt, während wir ein paar alte Fotos ansehen.
    Ihr erfolgreichstes Produkt neben Namenskissen für Kinder und Stoffbeuteln sind ganz klar ihre Mutterpasshüllen, für die sie mit ihrem Label Tante Rö im Netz bekannt ist. In ihrem Online-Shop können sich werdende Mamas einen Stoffumschlag für ihren Mutterpass bestellen, auf Wunsch auch mit einer aufgenähten Figur, die aussieht wie man selbst. Dasselbe funktioniert auch mit Familienfotos, die man sich als genähte Stoffversion bestellen kann, mit Glückwunschkarten für Hochzeiten oder zur Geburt.
    Tante Rö kann nicht anders, es muss einfach genäht werden, an die Maschine gesetzt und los geht’s, schreibt Regina Packeiser auf ihrer Webseite – und tatsächlich begleitet ihre Leidenschaft für Handarbeit sie bereits ihr ganzes Leben.
    Schon die Mutter der gebürtigen Lübeckerin nähte leidenschaftlich gerne. Doch das Nähen allein reichte Regina nicht. In ihrer Jugend kamen noch viele handwerkliche Hobbys hinzu. Sie töpferte, stickte, strickte, baute Marionetten und werkelte ständig vor sich hin. An ihrer Schule war es während des Unterrichts erlaubt zu stricken, sofern man ruhig zuhörte, ein Angebot, das sie ausgiebig nutzte.
    Nach dem Abitur entschied sie sich dann aber zunächst doch für einen soliden Beruf: Sie studierte Medizin. Nicht, weil sie aus einer Ärzte-Dynastie kam, wie sie selbst sagt, sondern weil sie dachte, das Fach könnte sie interessieren. In Hamburg bekam sie einen Studienplatz, bezog ein Zimmer im Wohnheim und lernte ihren Mann Stefan kennen. Kurz vor ihrem erfolgreichen Abschluss wurde sie schwanger mit Sohn Anton, der heute fast volljährig ist. Schon länger war ihr klar: Medizin war es irgendwie nicht. Siebekam ihr Kind, blieb die ersten drei Jahre mit ihm zu Hause und entschied sich dann für eine Umschulung.
    Das Arbeitsamt bot die damals noch sehr neue Ausbildung zum Mediengestalter an, und Regina fand sich sofort in diesem Berufsbild wieder. Sie lernte Graphikdesign, Internetseiten zu bauen und arbeitete schon bald in Teilzeit bei einem Verlag. Alles nicht wahnsinnig aufregend, wie sie heute sagt, aber ihr Beruf gab ihr, dank geregelter Arbeitszeiten, den Freiraum, sich um ihren Sohn kümmern zu können. Und bald auch um ihre Tochter Frieda, für die sie dann zunächst ein Jahr lang in Elternzeit ging. In ihren alten Job sollte die zweifache Mutter allerdings nie wirklich zurückkehren. Ihr Mann Stefan, der zunächst Philosophie studiert hatte, arbeitete für eine Wirtschaftsprüfer-Agentur und die Familie konnte ihren Lebensunterhalt durch seinen Verdienst sehr gut bestreiten.
    Ein Wiedereinstieg in den Beruf stellte sich im Jahr 2004 als schwierig heraus. Die New-Economy-Blase, während der im Hamburger Schanzenviertel, so wie in ganz Deutschland, die IT-Agenturen wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, war geplatzt, viele Graphikdesigner, Programmierer und eben auch Mediengestalter wurden arbeitslos.
    Also konzentrierte sich Regina auf das, was sie liebte und konnte. Um nicht nur zu Hause ’rumzusitzen, gab sie unentgeltlich Töpfer- und Werkkurse in der Kita ihrer Tochter und nähte. Zunächst war es nur eine Stofftasche, auf die sie eine schwarze Katze genäht hatte, das Lieblings-Kuscheltier der Tochter. Damit war jedoch der Grundstein für ihr neues Berufsleben als Online-Verkäuferin gelegt, und schon bald nähte Regina immer

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