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Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Titel: Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Birgit;Lolosoli Virnich
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versorgte ich dann auch die anderen Patienten in dem großen Krankenzimmer, denn es hatte sich unter ihnen schnell herumgesprochen, dass meine Speisen köstlich schmeckten. Außerdem muss man sich in einem kenianischen Krankenhaus allein verpflegen. Man ist also auf seine Verwandten angewiesen. Obwohl ich zu Hause auch noch für den Rest der Familie und meine Schwiegermutter kochen musste, nahm ich den beschwerlichen Weg ins Krankenhaus so oft wie möglich auf mich.
    Ich versuchte den meist schlecht gelaunten kranken Mann aufzumuntern, berichtete immer ausführlich von zu Hause und erzählte ihm von seinem Sohn, sobald ich Neuigkeiten aus Nanyuki erhalten hatte. Ich hoffte, dass sich nun alles einrenken würde. Wenn ich ihn in seinem Krankenbett liegen sah, tat er mir sogar leid und ich versuchte ihn aufzubauen. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Meine Mutter hatte mir eingeimpft, mich immer für das Gemeinwohl der Familie einzusetzen. Ich wollte endlich Vertrauen schaffen in dieser Familie und alles dafür tun, dass langsam Frieden einkehrte.
    Doch schon bald nach seiner Rückkehr begann mein Schwiegervater an mir herumzumäkeln. Meine Besuche im Krankenhaus schien er vergessen zu haben. Er rügte mich wegen nichtiger Kleinigkeiten und nannte mich ungezogen, so als spräche er über ein Kind. Er warf mir vor, dass ich mich in alles einmischen würde. Eine Frau habe schweigsam den Gesprächen der Männer zuzuhören, belehrte er mich. Ich solle mich daran halten. Ihm missfiel außerdem, dass ich eigenständig Entscheidungen fällte und ohne seine Zustimmung nach Isiolo fuhr, während sein Sohn in Nanyuki war. Meine Schwiegereltern kamen jeden Tag zum Essen zu uns nach Archer’s Post und
erwarteten wohl, dass ich dann alles mit ihnen besprach. Aber das wollte ich nicht. Ich war durchaus in der Lage, meine eigenen Entschlüsse zu fassen.
    Wenn mein Mann nach Hause kam, ermahnte sein Vater ihn, sich nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen. Er redete auf ihn ein und beschwerte sich, dass ich nicht genügend Respekt vor ihm und seiner Frau zeige. Ich sei faul, schimpfte meine Schwiegermutter, wenn sie mich mit ein paar Frauen beim Einkaufen gesehen hatte, und warf mir vor, ich schwatze den ganzen Tag. Wenn ich versuchte mich zu verteidigen, fiel sie mir sofort ins Wort. Sie ermahnte mich, dass ich zu schweigen habe, wenn sie als ältere Frau spreche. Also versuchte ich über die ständigen Nörgeleien meiner Schwiegereltern hinwegzugehen. Doch die schlechte Stimmung legte sich mit der Zeit immer mehr auf mein Gemüt. Ich begriff, dass in meiner neuen Familie strengere Sitten herrschten als in meiner eigenen. Aber ich wollte mich davon nicht unterkriegen lassen.
    Kurze Zeit später kam Tom auf die Welt, mein erstgeborener Sohn. Ich musste einige Tage im Bett verbringen, da die Narben von meiner Beschneidung bei der Geburt aufgeplatzt waren und ich Blut verloren hatte. Als ich mich wieder erholt hatte, kam es zum offenen Streit zwischen meinem Schwiegervater und mir. Er hatte einige unserer Ziegen auf dem Markt verkauft, darunter Ziegen, die ich mit in die Ehe gebracht hatte. »Er hätte mich wenigstens fragen können«, klagte ich. Mein Mann zuckte nur mit den Schultern und verließ das Haus. Ich fühlte mich übergangen und stellte den alten Mzee mutig zur Rede. Ich wollte nicht hinnehmen, dass er mich nicht in die Entscheidung miteinbezogen hatte. Schließlich waren diese Tiere mein Eigentum und ich wollte, dass er das respektierte. Doch er dachte überhaupt nicht daran.
    »Die Ziegen gehörten mir«, erklärte ich ihm ohne große Umschweife. »Wir brauchen das Fleisch für unsere kleine Familie. « – »Wie kannst du es nur wagen, so mit mir zu reden?«,
fuhr er mich an. Für ihn stand fest: Er würde sich mir gegenüber nicht rechtfertigen. »Geh mir aus den Augen«, schrie er und er drohte mir Schläge an. Seiner Meinung nach durften Frauen keine Tiere besitzen, da sie nicht in der Lage seien, richtig auf sie aufzupassen, weil sie sich um ihre Familien kümmern müssen. Das ist die traditionelle Sicht der Samburus, der mein Vater jedoch nie so kategorisch gefolgt ist. Er hat immer gerne mit mir über unser Vieh gesprochen, während mein Schwiegervater das ablehnte, obwohl ich besser mit Tieren umgehen konnte als sein eigener Sohn. Noch am selben Abend redete er auf meinen Mann ein. Völlig niedergeschlagen kehrte er in unser kleines Haus zurück. Er bat mich, um des lieben

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