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Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Titel: Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Birgit;Lolosoli Virnich
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Friedens willen seinen Vater nicht mehr zu provozieren.
    Doch die Situation spitzte sich weiter zu. Mein Schwiegervater warf mir vor, ihm nicht genug Achtung entgegenzubringen, und dass ich es in Kauf nehme, eigennützig die Familie zu zerstören. »Du denkst nur an dich«, fuhr er mich an und drohte mir mit dem Rungu, einem Schlagstock, den die Alten in Kenia traditionsgemäß tragen.
    Bald wusste die ganze Umgebung von unserem Streit. Im Dorf machte man mir Vorhaltungen. Mein Mann versuchte sich so weit wie möglich aus dem Streit herauszuhalten und zog sich immer weiter zurück. Er hatte längst den Überblick über unsere Herde verloren und gab vor, nicht zu wissen, welche Ziegen mir gehörten. Er versuchte die Situation auf seine Art zu entspannen. Mir wurde klar, dass er konfliktscheu war und niemals für mich Partei ergreifen würde. Auf Drängen meines Schwiegervaters wurde der Ältestenrat eingeschaltet. In einer Art Dorfgericht sollten sie die Situation bewerten und dann zwischen uns vermitteln. Ich ahnte gleich, dass sie sich niemals auf meine Seite stellen würden.
    Nachdem sie uns beide angehört und sich beraten hatten, fällten sie ihren Richterspruch. Ich müsse mich zukünftig den Vorschriften meines Schwiegervaters beugen und mehr Achtung
zeigen. Durch meine vorlaute Art hätte ich mich über unsere Familientradition hinweggesetzt. Mein Schwiegervater habe das Recht, über meine Ziegen zu verfügen, erklärten sie mir eindringlich, da ich durch meine Ehe Teil der Lolosoli-Familie geworden sei. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich völlig entrechtet. Durch meine Ehe schien ich jeglichen Anspruch auf mein Eigentum verloren zu haben und musste mich den Entscheidungen meines Schwiegervaters bedingungslos fügen. In meiner neuen Familie gab es keinen, der meine Interessen vertrat, so viel war mir nun klar geworden. Ich erkannte, dass ich allein war. Die Ratschläge der Dorfältesten empfand ich als unfair und einseitig. Sie hatten meine Argumente überhaupt nicht ernst genommen. Ich war zutiefst gekränkt. Mir wurde bewusst, dass ich als Frau in dieser Männergesellschaft nie Recht bekommen würde.
    Mein Schwiegervater dagegen fühlte sich vom Ältestenrat bestätigt. Er war im Recht und ließ fortan keine Chance verstreichen, mich in meine Schranken zu weisen. Er wollte, dass ich mich ihm unterordne, und spürte, dass ich ihm nur vordergründig Respekt zollte. Ich wollte den Frieden wahren, denn mittlerweile hatte ich mein zweites Kind bekommen und ich hatte nicht die Kraft, mich ständig mit dem Vater meines Mannes anzulegen. Außerdem wollte ich, dass wir endlich unser eigenes Leben führten – ohne die ständige Einflussnahme meiner Schwiegereltern.
    Da ich aber schon immer eine gute Geschäftsfrau gewesen war, nahm ich dennoch nach und nach unbemerkt den Verkauf der Ziegen in die Hand, denn mein Mann verbrachte die meiste Zeit in Nanyuki. Das brachte das Fass eines Tages zum Überlaufen. Mein Schwiegervater kochte vor Wut und stellte mich zur Rede. »Du glaubst wohl, dass du etwas Besseres bist?! Dein Vater war viel zu nachgiebig mit dir. Er hat dir nie beigebracht, dich zu fügen.« Diese Lektion wolle er mir jetzt erteilen. Wütend stand er vor mir und drohte mir mit seinem Rungu.
Er wollte mich züchtigen. »Lass es über dich ergehen«, riet mir meine Schwester, die gerade zu Besuch war. »Gib ihm diese Genugtuung, damit der alte Querkopf endlich Ruhe gibt.«
    Als er zuschlug, hielt sie meine Hand und flüsterte mir noch einmal zu: »Lass ihn gewähren.« Fünf Schläge ertrug ich, obwohl sie höllisch schmerzten. Dann griff ich nach seinem Stock und warnte ihn: »Wag es nie wieder, mich noch einmal zu schlagen.« Meine Warnung kam einer Kriegserklärung gleich. Einmal mehr ermahnten mich die Dorfältesten.
    Von diesem Streit erholten wir uns nicht mehr. »Du bist nicht zu bändigen«, schimpfte mein Schwiegervater und wurde nicht müde, sich bei meinem Mann über mein schlechtes Benehmen zu beschweren. Fortan stichelten meine Schwiegereltern, wann immer sich die Gelegenheit bot, und hetzten ihren Sohn gegen mich auf. Ich sei ungehorsam, klagten sie, und ich respektiere die Familientradition nicht. Ich gebe Widerworte, wenn er spreche, murrte mein Schwiegervater. Außerdem würde ich mich über seine Entscheidungen hinwegsetzen. Mein Mann hört sich die Klagen mit gesenktem Kopf an und versuchte seine Eltern zu beschwichtigen. Er wollte dem Konflikt so gut wie möglich aus dem Weg

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