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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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Oma kifft nicht. Meine Mama kifft nicht. Meine Cousinen kiffen nicht. Meine WG -Kolleginnen nicht, meine Freundinnen nicht …“
    „Ihr seid Türkinnen!“
    „ Bitte?! “
    „Ihr dürft sowieso nichts.“
    „Was soll das jetzt heißen?“
    „Das heißt, was es heißt. Ihr dürft nicht ficken, nicht kiffen, nicht im Minirock rumrennen, nicht flirten, nichts. Sei froh, dass du alleine mit der U-Bahn fahren darfst.“
    „Was ist das, was ich hier trage? Was ist das?“
    „ …“
    „Wenn das kein Mini ist, was dann?“
    „ …“
    Wenn Burcak böse wurde, bebten ihre Nasenfügel. „Wir leben nicht im Mittelalter, wie du vielleicht glaubst.“
    „Habe ich das gesagt?“
    Burcak boxte mich in die Seite und traf das Eisen.
    „Autsch“, sagte sie und sah mich böse an. „ AUTSCH !“
    „Meine Knochen sind hart.“
    „Was hast du da? Was ist das?“ Sie wollte danach greifen, aber ich packte ihre Hände. Fühlten sich gut an, die Hände.
    Ich stellte mir vor, es wären ihre Hände.
    Marions Hände.
    „Warum findest du das so schlimm mit dem bisschen Gras? Weil es gegen das Gesetz ist? Oder weil ich Menschen zugrunde richte? Dann müsste man Saufen und Rauchen verbieten. Alk und Nikotin töten viel mehr Menschen als Marihuana. Wie viele Menschen sterben alleine durch besoffene Autofahrer?“
    „Bist du so blöd oder stellst du dich nur blöd?“
    „Sag du’s mir.“
    „Erst ist es Gras, dann sind’s ein paar Pillen, dann ist es Koks und dann Crack und irgendwann dealst du mit Heroin. Die Rolltreppe in dem Geschäft geht immer nach unten, nie nach oben. Willst du wie Max enden?“
    „ Lord, forgive me “, sang ich, „ for I’ve sinned, over and over again, just to stay on top, I recall memories, filled with sin, over and over again and again. “
    „Oh, ich verstehe“, sagte Burcak, „für dich ist das alles ein Spiel. Aber für die, die dich eines Tages schnappen werden, ist es kein Spiel.“
    „ No risk, no fun! “
    „Du hast keine sieben Leben. Du hast nur eines.“
    „Und das verbring ich nicht im Knast, Burcak. Keine Angst.“
    „Auf Rauschgifthandel steht immer Haft!“
    „Scheiß drauf.“
    „Sag das dem Richter, okay?“
    „Ich geh nie in’ Knast, Burcak. Nie. Shane und ich, wir haben uns das geschworen: Niemals Knast!“
    „Oh! Ihr seid ja so tough. Ihr bringt euch vorher um, oder?“
    „ Get rich or die tryin’. “
    „Wow. 50 Cent.“
    „Ich liebe Fifty.“
    „Echt Klasse.“
    „Ich liebe Fifty.“
    „Das ist nicht so leicht, sich das Leben zu nehmen. Das klingt jetzt cool, alles oder nichts, Tod oder Freiheit, aber wenn es soweit ist, dann sieht’s ganz anders aus.“
    „Sprichst du aus Erfahrung?“
    „Ja!“, fauchte sie mich an, „ja, das tu ich! Mein Bruder hat denselben Mist gebaut. Der hat auch gedealt. Das ist zehn Jahre her, und das war das Schlimmste, das ich in meinem Leben durchgemacht habe.“
    „Ali war im Knast?“
    Sie starrte wieder aus dem Fenster. Zwei Schwule mit Schnauzbärten in Lederhosentracht stiegen zu. Sie glotzten mich an, als wäre ich einer von ihnen. Ich hatte schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Schwuchteln auf mich flogen, keine Ahnung warum, es war mir weder peinlich noch unangenehm, im Gegenteil, irgendwie schmeichelte es mir, auch wenn ich das Shane niemals gestanden hätte.
    „Drei Jahre war er im Gefängnis. Drei Jahre klingen nicht so schlimm, aber es war eine Ewigkeit. Und er hat meinen Eltern nicht drei, sondern 15 Jahre ihres Lebens gestohlen. Sie sind durch die Hölle. Sie sind gestorben, jeden Tag ein bisschen. Und ich bin mit ihnen gestorben.“ Burcak sah mir in die Augen. „Ich habe gesehen, wie alles anfing … Ich habe alles mitangesehen … und ich konnte nichts tun … Ich konnte nichts tun! Ich war ja nur ein Mädchen. Er hat über Mädchen gelacht … Was weiß schon ein Mädchen? Kümmere dich um deine Sachen und halt die Klappe! … Ich habe zugeschaut, wie er abstürzte.“
    „Bist du deshalb nach München gezogen? Um deiner Familie zu entkommen?“
    „Man entkommt seiner Familie nicht, egal, wie weit entfernt sie ist.“
    „Gab bestimmt nen Mordskrach mit deinen Eltern, als sie erfuhren, dass das Töchterchen nach München ziehen wollte. Das ist doch nicht so einfach bei euch.“
    „Bei uns?“
    „Na, bei euch Moslems.“
    „Mich hätte nichts in Köln gehalten, Kai. Aber das hat nichts mit meiner Familie zu tun. Wir sind eine glückliche Familie. Viel glücklicher als jede deutsche

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