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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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Zeug probieren musste.
    „Schenk dem Mann ein Bier, Senf“, sagte Rugby zu dem Typen hinter einem Tisch, auf dem unzählige Flaschen Hochprozentiges standen.
    „Hat er’s verdient?“
    „Schenk dem Mann ein Bier! Er trägt keine Unterwäsche.“
    Ich verstand den Witz nicht, aber Senf brüllte vor Lachen, als er die Flasche öffnete. Er nahm einen Schluck daraus, wischte mit der Hand über den Flaschenhals, rülpste und reichte sie mir. Ich wollte zurück zu Marion, aber die war im Getümmel verschwunden. Ich kletterte auf den grauen Schrank, der neben der Tür zur Terrasse stand. Ich mochte es. Zu trinken, in der lauten Musik zu baden, den Leuten von hier oben zuzuschauen. Marion zu suchen, mit meinen Blicken. Zu sehen, wie sie mich suchte. Mit ihren Blicken.
    Ich saß da auf dem Schrank, ließ die Beine baumeln und trank mein Bier. Abdelkader spukte immer noch in meinem Kopf herum, aber mit jedem Schluck und jedem Blick, den mir Marion zuwarf, wurde er harmloser und lächerlicher. Auch der Gedanke an die Bullen konnte mir keine Angst mehr einjagen. Die konnten mich alle am Arsch lecken.
    Einmal fielen mir die Augen zu. Als ich sie wieder öffnete, saß Marion neben mir.
    Rugby spielte „The Other Side“ von den Red Hot Chili Peppers. Er stand oben ohne auf einem der Tische und dirigierte die Menge mit seinem Schafsfell in der Hand. „ How long, how long will I slide … seperate my side … “
    Vor dem Küchenschrank, der bis zur Decke reichte und den Essensbereich von dem Kochbereich trennen sollte, hüpften ein paar Jungs und Mädels auf und ab. Immer wieder kam wer zu Marion getanzt, küsste sie auf die Wange und verschwand wieder auf der Tanzfläche.
    Gugl stand in der Ecke, Bier in der Hand, mit nem fetten smile im Gesicht. Er nickte und zeigte auf mich, dann auf Marion.
    Ihr zwei , meinte er damit.
    Ihr zwei.
    Ich lächelte.
    Ja, wir zwei.
    Irgendwann tauchten zwei Polizisten auf. Sie standen auf einmal in der Küche, mitten unter den Tanzenden. Sie waren riesengroß. Trotzdem bemerkte sie lange keiner außer mir.
    Rugby musste die Musik leiser drehen. Leute aus dem Altersheim hatten sich beschwert.
    „Du scheinst ja beliebt zu sein“, sagte ich zu Marion, als sie wieder von nem Typen abgeknutscht wurde.
    „Kann mich nicht beklagen.“
    „Ihr seid alle eine große Familie hier, was?“
    „Nein. Ich habe Geburtstag.“
    Ich sah sie an, biss mir auf die Unterlippe. „Wie alt bist du?“
    „Wie alt schätzt du mich denn?“
    „15? 17?“
    „Dann würde ich wohl kaum studieren.“
    „19?“
    „Willst du mir nicht gratulieren?“
    „20?“
    „Ey, …“
    „Älter?!“
    „Man fragt eine Frau nicht nach dem Alter!“
    „Du bist keine Frau!“
    Marion sah an sich runter und legte ihre Hände auf ihre Brüste. „Sind sie so klein?“
    „Du bist n Mädchen.“
    „Ein Mädchen?“
    „Frau, das klingt nach Mann und Haus und Kombi.“
    „Wie alt bist du?“
    „25.“
    „25?!“ Sie lachte. „Wow.“
    „Warum wow?“
    „Du siehst älter aus.“
    „Das ist kein Kompliment.“
    „Doch“, sagte sie und zwickte mich in den Oberschenkel. „Ich mag Männer, die im Feuer waren. Die was erlebt haben, verstehst du? Richtige Männer.“
    Wieder berührten sich unsere nackten Arme.
    Marion Räuber. Sie hieß Räuber. Ich hatte den Namen auf der Telefonliste neben dem Stocktelefon gesucht und gefunden. Räuber, Marion, Zimmer 113.
    „Woher kennst du Shane?“, fragte sie.
    „Ich habe da mal gewohnt, wo er jetzt wohnt. Am Wettersteinplatz. Er hat den Premiere-Code geknackt und wir schauten jeden Samstagnachmittag zusammen Bundesliga.“
    „Kennst du auch seine Brüder?“
    „Er hat Brüder?“, sagte ich und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
    „Das weißt du nicht?“
    „Fick seine Brüder“, sagte ich, aber so leise und undeutlich, dass sie es nicht verstehen konnte.
    Die Bullen machten uns klar, dass die Musik ab jetzt leise bleiben musste, dann zogen sie wieder ab.
    Ich zeigte ihren Rücken meine Mittelfinger und erntete dafür anerkennende Blicke von zwei Politikstudenten im Skateroutfit.
    „Diese Leute hier sind leicht auszurechnen“, sagte ich.
    „Du hast doch nix mit Drogen, oder?“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Nur so.“
    „Brauchst du was?“
    „Ich hasse Drogen.“
    „Alles Gute zum Geburtstag“, sagte ich. Ich küsste sie links auf die Wange, rechts auf die Wange, und als die Musik wieder einsetzte, genau auf den Mund. Ich hätte das Ganze wiederholt,

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