Man Down
Ich hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Ich versuchte zu schlucken, aber das Ding ging nicht runter, ich versuchte zu kotzen, aber das Ding wollte nicht raus.
Jetzt noch n Schlag auf n Kopf und das wär’s gewesen. Ich wusste, wenn jetzt noch was kommt, dann bin ich hinüber. Aber sie hielten inne, ließen mich durchschnaufen und geilten sich an meiner Angst auf. Ja, ich hatte verfluchte Angst, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so große Angst gehabt. Wenn man nen Schädel zu lange bearbeitet, dann bleibt der n Pflegefall für den Rest seines Lebens. Ich hatte zu oft davon gelesen.
„Die wollen, dass wir wen anderen schicken, aber wir haben keinen anderen, also bist du der, der den Job macht.“
Es folgte noch n Tritt, aber der war nicht mehr so hart und nicht mehr so gezielt.
„Wenn Abdelkader sagt: Renn!, dann rennst du, verstanden?“
„Ja …“
„Wenn Abdelkader sagt: Reiß dir die Eier aus und friss sie, dann …“
„ …“
„… dann reißt du deine Eier aus und …?“
„ …“
„UND?!“
„… frisst sie …“, stöhnte ich und schaffte es endlich, den Kloß in meinem Hals auszuspeien.
„Vermassle uns nicht das Geschäft mit den scheiß Arabern, Kleiner. Und wage es bloß nicht, den Bullen auch nur irgendwas zu erzählen.“
Erlöst wurde ich erst, als eine Frau hysterisch aus einem der Häuserblöcke brüllte.
Die drei machten sich aus dem Staub, aber ohne Eile. Ich sah sie noch minutenlang an der Straßenbahnhaltestelle rumstehen. Ich lag da auf dem Kopfsteinpflaster und hoffte, die Frau würde Hilfe holen, aber nichts geschah. Ich kroch auf allen vieren, aber ich konnte nicht aufstehen.
Wichser.
Das Blut in meinem Körper pulsierte, ich dachte, es würde gleich aus sämtlichen Venen spritzen.
Feige Hurensöhne.
Meine Oberlippe zitterte. Blut tropfte auf den Asphalt. Schwarzes Blut. Ich wusste nicht, wo es herkam. Es schien Blut zu regnen. Es schien nicht meines zu sein.
Ich schleppte mich über die Straße vor ein Café. Die Tür stand offen, es brannte Licht, aber da war kein Mensch zu sehen. Es war unheimlich still. Die ganze Welt befand sich noch im Tiefschlaf.
Ich blieb liegen, zwei-, dreimal fuhren Autos vorbei, aber niemand blieb stehen. Ein Betrunkener schlurfte daher und fragte mich, ob ich 50 Cent für ihn hätte. Ich schüttelte den Kopf. Er fragte, ob ich einen Euro hätte, und als ich verneinte, wollte er gar fünf Euro, ich sagte, er solle abhauen, wenn er den heutigen Tag überleben wolle. Er murmelte „Danke“ und verpisste sich. Ich drehte mich auf den Rücken. Mir kam vor, es dauerte eine Ewigkeit, bis endlich wieder jemand auftauchte.
Eine junge Frau mit Kind. Sie zog einen großen Koffer hinter sich, das Kind einen kleinen. Die Räder ratterten auf dem Asphalt und die Stöckelschuhe der Frau machten tock, tock, tock , und das Geräusch hämmerte kleine, spitze Nägel in meinen Schädel.
„Was macht der Mann da am Boden?“, fragte das Kind. „Der spinnt doch wohl!“ Es bückte sich und hatte eine Hand schon im Blut.
Die Frau geriet in Panik, packte die Hand und spuckte darauf, putzte sie mit einem Stofftaschentuch.
Das Kind fing an zu heulen, ich kroch weiter.
Die Frau kam näher, sie sprach zu mir, aber ich verstand sie nicht. Die Worte machten keinen Sinn. Ich hatte das Gefühl, jemand hätte mit einem Stemmeisen meinen Kopf gespalten.
Ich kroch weiter, hoffte auf keine Hilfe mehr von den beiden. Ich versuchte mich zu erinnern, warum ich überhaupt hierhergekommen war.
Shane.
Ich wollte zu Shane. Aber warum?
Ich wollte alles über Marion erfahren.
Ich rappelte mich auf, aber plumpste sofort wieder auf den Arsch. Ich sah mich um. Die Frau und das Kind waren verschwunden. Da lag nur ein Handschuh auf dem Asphalt, nach dem ich griff, als könnte nur er mein Leben retten. Ich küsste ihn und drückte ihn an meine Wange.
Es dauerte nicht lange, da tauchten zwei Typen von der Rettung auf.
„Kannst du mich hören?“, sagte der eine und kniete sich neben mich.
„ …“
„Ey! Hörst du mich?“
Ich schüttelte erst den Kopf, dann nickte ich. Dann redete ich drauflos, unsinniges Zeug sprudelte aus mir raus. Die beiden Typen waren ratlos. Ich steckte den Handschuh in meine Jackentasche.
„Ruhig, ganz ruhig! Beruhige dich. Wir müssen jetzt erst mal die Wunden versorgen.“
Und auf einmal waren auch Bullen da. Einer von ihnen ging in die Hocke und legte seine Hand auf meine Schulter. „Was ist passiert?“
Ich zeigte
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