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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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darauf herum. „Da sind Nacktfotos im Internet.“
    „Nacktfotos?“
    „Sie behauptet, ihr Ex hätte sie reingestellt.“
    „Hm.“
    Ich setzte mich zurück auf die Matratze. „Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll.“
    „Denkst du, die ganzen Fickfotos im Netz würden die Mädchen selber reinstellen? Du bist vielleicht naiv.“
    „Nein. Aber hätte ihr Freund einen Account eröffnet, hätte er sie Dreckige_Schlampe_19 oder Geile_Sau genannt, aber bestimmt nicht Precious . So nennt man doch niemanden, den man hasst.“
    Shane zog sich seine Jacke an. „Hör zu, Kai. Marion und du, ihr seid ein nettes Paar. Ich weiß, du wirst es früher oder später verbocken, aber genieß es, so lange es so ist, wie es ist.“
    „Was würdest du sagen, wenn du Burcak nackt im Netz sehen würdest?“
    „Ich würde das tun, was jeder tut“, sagte er und machte eine Wichsbewegung mit seiner rechten Hand.
    „Nein, du würdest sagen, sie sei eine gottverdammte Schlampe.“
    „Zu gottverdammten Schlampen wichst man am besten.“ Shane zündete sich eine Zigarette an. Er nahm schweigend ein paar Züge und sah dabei aus wie ein Wolf. Verwildert und struppig, mit stechenden dunklen Augen.
    „Du siehst müde aus“, sagte ich.
    „Ich habe die ganze Nacht im Internet gesurft. Ich habe irgendwas gesucht, irgendwas … Neues, Revolutionäres, Abgefahrenes, verstehst du? Ich wollte etwas finden, das mir einen Kick verpasst. Das mein ganzes Leben verändert und mich aus dem Scheißalltag rausholt. Irgendein Wunder. Irgendeinen Gott.“
    „Und?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Da war nichts. Nichts und niemand. Scheiße, war das deprimierend. Ich scheiß auf das verdammte Internet. Ich will nur noch kiffen, saufen, wichsen, so wie du.“
    „Ich suche seit Jahren meine Ex-Freundin, aber wenn man ihren Namen googelt, kommt kein Eintrag. Ich glaube, sie ist tot.“
    Shane öffnete die Tür. „Wir sollten uns in nächster Zeit nicht mehr treffen. Ich glaube, dass die Bullen dir auf den Fersen sind. Wenn sie dich hops nehmen, möchte ich nicht, dass sie eine Verbindung zu mir herstellen.“
    „Mein Handy läuft auf deinen Namen.“
    „Deshalb nehme ich es mit.“
    „Fick dich, Shane. Was soll ich denn ohne dich machen?“
    „Ist ja nur für zwei, drei Wochen, verstehst du? Dann wird alles wie früher, Ehrenwort.“ Shane nahm mir das Bier aus der Hand und nahm einen kräftigen Schluck. Er bückte sich, nahm mein Handy von der Matratze und klopfte mir auf die Schulter. „Wird alles wieder gut, Kleiner. Und geh zum Doktor mit deinem Ohr.“
    „Das heilt schon wieder.“
    Vor der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte: „Dort auf dem Fenstersims liegt n Wertkartenhandy. Damit du nicht vereinsamst. N Handy und Munition.“
    „Munition?“
    „Für dein Eisen.“
    „Was soll ich damit?“
    „Das nächste Blut, das fließt, soll nicht deines sein.“
    Ich trank Wodka und ein Bier nach dem anderen, und mit jedem Bier stieg meine Vorstellungskraft, malte ich mir aus, wie sich Marion mit fremden Typen traf und sich durchficken ließ. Nach fünf, sechs Bier fraß ich eine halbe Schachtel Schmerztabletten und warf Flaschen nach Marions Kerlen, Flaschen, die an den Wänden zerschlugen. Die Scherben schlitzten meine Hände auf.
    Ich hüpfte auf meiner Matratze, tanzte auf meiner Matratze, bis ich vor Erschöpfung zusammensackte. Mein Herz schlug hart und unrhythmisch. Es stockte und stolperte, fiel dann wieder in viel zu heftigen Galopp. Bei jedem Aussetzer hatte ich das Gefühl, ich würde in die Tiefe stürzen. Bei jedem Trommelfeuer dachte ich, das Scheißding würde sich zu Tode klopfen. Dann schlug ich mit der Faust auf meine Brust, wollte es zur Vernunft bringen, aber mein Herz war zu wütend, um sich beruhigen zu lassen.
    Ich hatte nicht geschlafen, ich war aber auch nicht wach, als die Polizei auftauchte. Die beiden Uniformierten standen in der offenen Tür und glotzten mich an. Ich lag halb auf dem Boden, halb auf meiner Matratze, in einer Art Delirium. Ich schloss die Augen und dachte, die beiden wären verschwunden, sobald ich sie wieder öffnete, aber meine Augenlider blieben auf den Augäpfeln kleben.
    „Alles okay, Herr Vogel?“
    „Was ist los?“
    „Sie wohnen hier?“
    „Ich habe euch nicht gerufen!“
    „Wilfried Vogel?“
    „Ich habe euch wirklich nicht gerufen.“
    „Wilfried Vogel?“
    „Was ist mit Onkel Wilfried?“
    „Das ist der Name, der auf dem Türschild steht.“
    „Das ist

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