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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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den Tresen. „Soll das heißen, ich lüge?“
    „Ich sage gar nichts.“
    „Was ist das hier? Was ist das hier?!“
    „Geben Sie mir Ihren Wettschein, ich vergleiche noch einmal …“
    „Ist das n Wettbüro oder n Puff?“ Er drehte sich im Kreis, fuchtelte mit seinem Wettschein herum. „Ist das n Puff?!“
    In dem Moment betrat eine junge Frau das Wettbüro. Es war wie in einem Werbespot. Alles verstummte, alles lief in Zeitlupe, alle gafften. Die Frau war aufgedonnert wie ne Nutte, lächelte und verbreitete sofort einen aggressiven Parfümduft im ganzen Raum, und das, obwohl die Bude völlig verraucht war.
    „Das ist n Puff“, sagte der Stänkerer leise.
    Die Tussi ging schnurstracks zur Türkenmama. Der Stänkerer glotzte der Frau in den Ausschnitt. Dann wandte er sich wieder der Mama zu und sagte: „Und so wie du aussiehst, bist du die Puffmutter.“
    Die Tussi glotzte den Typen an, wollte etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Er aber legte nach: „Was kostest du denn? Hm? Was kostest du?“
    Zwei unscheinbare Typen, die an einem kleinen runden Tisch in der Mitte des Raums ihre Wettscheine ausfüllten, drehten sich um.
    „Für wie viel kann ich dich in’ Arsch ficken?“
    Die Tussi sagte etwas, das ich nicht verstand. Ich stand auf und ging zum Tresen. Der Typ glotzte mich an. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    „Lass die Dame in Ruhe, Junkie“, sagte ich zu ihm.
    Er musterte mich verächtlich. „Was ist los, du kleiner Stricher? Willst du mir die Eichel lutschen?“
    „Verpiss dich.“
    Er gab mir eine Ohrfeige, die mich so überraschte, dass ich nicht sofort darauf reagieren konnte.
    „Du verdammter Hurensohn, halt dich da raus“, sagte er.
    Ich rieb mir die Wange. „Woher weißt du, dass meine Mutter eine Hure ist?“
    „Weil sie mir eben im Auto für fünf Euro einen geblasen hat.“
    „Verdammter Lügner.“
    „Wenn ich’s dir sage, Stricher!“
    „Du lügst“, sagte ich, packte ihn an seinen Haaren und schmetterte seinen Kopf auf mein rechtes Knie. Natürlich war ich ein Amateur und brach ihm nicht die Nase, sondern zerfetzte mir nur die Hose, der Saum am Arsch platzte, aber das Großmaul ging immerhin zu Boden, hielt sich den Rüssel mit der Linken, und ich konnte sogar sehen, wie etwas Blut durch seine Finger rann.
    „Du lügst!“, sagte ich. „Meine Mutter bläst für die Hälfte.“
    „Aaaaaaaaah“, stöhnte er. „Aaaaaaaaaaah!“
    „ Aaaaaaaah “, äffte ich ihn nach. „FÜR DIE HÄLFTE!“
    Die Tussi strahlte mich an.
    „Ich kenne dich“, sagte sie.
    „So?“
    „Du bist öfters im Heim.“
    „Im Heim?“
    „Im Studentenheim.“
    Ich sah in ihr Dekolletee und wusste, wer vor mir stand.
    „Lass uns was trinken“, sagte Violetta, nahm mich an der Hand und führte mich in ein Hinterzimmer, während der Typ am Boden klebte und seine Wunden leckte. Das Hinterzimmer war eine Abstellkammer ohne Fenster. Überall standen Kartons, und ich hätte meinen Arsch drauf wetten können, dass in den Kartons Diebesgut war. Notebooks, Fernseher, DVD -Player, all die Scheiße.
    Violetta ging zu einem Schrank und kam mit zwei Bier zurück. Sie öffnete die Flaschen, wir stießen an und setzten uns auf einen großen Karton.
    „Ich habe viele in dem Heim kommen und gehen gesehen“, sagte sie. „Viele Kuriere, viele Dealer. Manche endeten in Entziehungskliniken, andere im Gefängnis. Max fand man an der Isar, mehr tot als lebendig.“
    „ …“
    „Aber du bist anders.“
    „ …“
    „Du wirst Shanes Brüder zur Strecke bringen.“
    „ …?! “
    „Du machst die fertig.“
    „Was redest du da?“
    „Jaja“, sagte sie und lächelte. „Du glaubst noch an was. An was anderes als Geld.“
    „Ich tu alles für Geld.“
    „Ich mag, was man über dich erzählt. Magst du auch, was man über mich erzählt?“
    Ich setzte das Bier an und verschluckte mich beinahe.
    Violetta lachte. Sie war betrunken oder auf Koks, wahrscheinlich beides. Sie legte ihren Arm um meine Schultern.
    „Wir Italiener sind erzkatholisch“, sagte sie, „aber ich glaube nicht an die Dreifaltigkeit. Ich glaube, dass Gott nur ein Wille ist. Ein mächtiger Wille. Und wir Menschen, wir leiden und sterben nur, weil unser Wille zu schwach ist.“ Sie stand ganz nahe. Ich musste ihr Parfum inhalieren, das viel zu aufdringlich und intensiv war. Ich sah ihre enormen Titten. Ich trank mein Bier viel zu schnell. „Und wenn da so ein Kerl kommt, der etwas will, mit aller Macht, ohne Rücksicht auf sich

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