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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Jetzt brüllte er, genau wie damals, als ich sechs war und völlig schlammverklebt nach Hause gekommen war. Damals hätte ich am liebsten geheult. Jetzt hätte ich ihn am liebsten gegen sein kaputtes altes Knie getreten. Vielleicht hatte er mich ja doch richtig er- zogen. Ich hatte endlich gelernt, diesen Ball zu treffen.
    »Nein, Sir.«
    »Dann beweg deinen Arsch und tu etwas dagegen!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Hast du schon mit deinem Boss gevögelt?«
    »Was?«
    »Ganz offensichtlich musst du mal wieder flachgelegt werden, Jaz.«
    »Oh Gott, sag mir, dass wir dieses Gespräch nicht füh- ren. Albert, wir führen dieses Gespräch nicht!« Entsetzt, aber lachend, legte ich auf. Der Mann sollte eingesperrt werden. In einem Zoo. Auf dem Mars.
    Doch auf seine widerwärtige, direkte Art hatte Albert mir die Antwort gegeben. Matt und ich hatten uns bis ans Ende unseres Lebens geliebt. Bis zum Anbruch unserer Ewigkeit. Ich hoffte wirklich, dass er trunken war vor Glück, wo auch immer er gelandet war. Ging es ihm mit mir genauso?
    ERINNERE DICH, sagte Raoul und stellte mein Ge- hirn auf eine Szene ein, die ich nie wieder hatte sehen wollen. Doch meine Psyche holte das Bild trotzdem aus
der Versenkung, wir beide tot auf dem Küchenboden eines erwiesenermaßen nicht sicheren Hauses, meine Lei- che quer über der von Matt, und unsere Seelen, die in einem letzten gemeinsamen Akt aufstiegen. Dann teilte sich seine Seele, die ein so fantastisches Kunstwerk war, dass ich die vielfarbigen Facetten tagelang hätte anstarren können, ohne mich zu langweilen. Und ein Teil davon senkte sich in meine. Verschmolz mit meiner. Er hatte ei- nen Teil von sich in mir zurückgelassen. Damit ich es wüsste. Damit ich Ruhe finden konnte.

25
    D och bevor ich wahren Frieden finden konnte, musste ich den Job zu Ende bringen. Und da ich jetzt wusste, wie ich das anstellen konnte, musste ich den Plan in die Tat umsetzen. Ich wählte die Nummer unseres Büros.
    »Demlock Pharmaceuticals«, meldete sich Martha mit ihrer rauen Stimme.
    »Die Marketingabteilung, bitte.«
    Drei Klicks und ein Summen später hielt Martha es für sicher zu sagen: »Schieß los.«
    »Hier ist Jaz. Ist Pete da?«
    »Wo sollte er sonst sein?«
    »Stepptanz-Unterricht?«
    »Ha! Bleib dran, Liebes.«
    Petes Begrüßung war klassisch: »Sag mir, dass du nicht schon wieder ein Auto zu Schrott gefahren hast.«
    »Wie könnte ich?«, erwiderte ich bitter. »Du hast mir ja nur ein Moped geschickt.«
    »Hast du dir mal diesen Palast angesehen, den Vayl ge- mietet hat? Der kostet mich einen Arm, ein Bein und ein paar lebenswichtige Organe!«
    »Tja, dann sollte ich Bergman wohl besser sagen, dass er den getunten V8 nicht mehr auf den Boden legen soll, oder? Was meinst du, kriegt man mit Palmolive Motoröl- flecken raus?«
    Pete machte dieses einzigartige Geräusch, das er immer von sich gab, wenn er kurz vor einem Ich-habe-keinen-
Cent-mehr-Anfall stand. Früher hatte mir das Angst ge- macht, doch inzwischen konnte ich es genießen. Das ist krank, ich weiß.
    »Kleiner Scherz, das Ding ist in einem Topzustand.« Oder würde es wieder sein, nachdem die Teppichreiniger da waren. »Allerdings ist letzte Nacht das Showzelt abge- brannt.«
    Wieder dieses Geräusch, eine subtile Mischung aus Er- stickungstod durch Steakknochen und Gang über Glas- scherben, barfuß. Hastig fügte ich hinzu: »Die Leute, die es angezündet haben, ersetzen es gerade. Was uns zu mei- nem Problem bringt.« Ich schilderte ihm das Szenario der vergangenen Nacht, Jerichos Beteiligung, und wie Peng- fei - über Lung - angefangen hatte, ihre Spuren zu verwi- schen. »Den Gouverneur von Texas haben sie bereits in der Tasche. Ist schon irgendjemand auf dich zugekommen zwecks unserer Erschießung?«
    »Nein«, meinte er nachdenklich. »Aber ich wurde für morgen früh zum Präsidenten bestellt, um ihm einen ganz anderen Fall darzulegen. Jetzt frage ich mich …«
    »Ja, ich mich auch. Gibt es eine Möglichkeit, dich bis dahin rarzumachen? Nur für alle Fälle?«
    »Könnt ihr das heute Nacht erledigen?«
    Keine Ahnung. »Hundertpro.«
    »Dann fühle ich mich heute nicht so gut. Muss wohl an dem Frischkäse liegen, den ich heute Morgen auf dem Bagel hatte. Ich gehe jetzt nach Hause, Jaz. Vierundzwan- zig Stunden. Mehr kann ich nicht versprechen. Und weißt du was? Vielen Dank für die Ausrede. Ich hasse den An- zug, den ich heute anhabe. Er kneift in den Achseln. Kann es kaum erwarten, dieses Jackett loszuwerden und

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