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Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Titel: Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Gruber
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Trinkgeld gab. Vor lauter Mitgefühl mit einem armen, unglücklichen Provinztranssexuellen namens Günter Monika Gruber.
    Und obwohl Börnie es liebte, sich über mich lustig zu machen (»Wenn dein Hintern noch dicker wird, müssen mir bald die Thek’n rausreißen, sonst kommst nimmer an den Zapfhahn hin!«), war er doch zusammen mit seiner Frau Michaela einer der wenigen, die es gut fanden, dass ich auf meine alten Tage die Schauspielschule besuchte.
    Darüber hinaus war er so nah am Wasser gebaut, dass er jedes Mal feuchte Augen bekam, wenn ich ihm nach der Sperrstunde bei einem Absacker an der Theke von meinem neuesten Liebeskummer berichtete. Und der Mann hatte im Laufe der Jahre weiß Gott öfter mal feuchte Augen. Da saßen wir dann so gegen Viertel vor zwei in der Früh: todmüde, jeder ein Achterl österreichischen Weißburgunder und die Reste einer Tiefkühlpizza vor sich, ich erzählte ihm meine neuesten amourösen Dramen, und er versuchte geduldig, mich zu trösten, während Hubert von Goisern dazu wehmütig »Du bist so weit, weit weg von mir« sang.
    Aber wenn gerade keine großen emotionalen Verwicklungen meinerseits anstanden, dann kam es nicht selten vor, dass der Börnie, der ein großer Liebhaber des Kölner Karnevals war, im leeren Lokal Partykracher auflegte, während ich laut grölend mit einem Kübel voll Putzwasser und einem Lappen über die Tische wischte, dazu probierten wir die neuesten Weine von der Weinmesse.
    Ab und zu – wenn wir so aufgedreht waren, dass an Schlafen nicht zu denken war – gingen wir noch in eine Disco. Natürlich nicht, um zu tanzen, denn dann hätten die anwesenden Kids im Lokal wahrscheinlich peinlich berührt das Etablissement verlassen, sondern um bei einer Currywurst und einem letzten Drink am Tresen das Nachtleben Erdings auszuspähen. Manchmal begleiteten uns Stammgäste oder Bernhard Rötzer, der beste Freund von Börnie: Bernhard ist der weitgereiste Wirt vom Gasthof zur Post in Erding, der tiefsinnige Gespräche über den Sinn des Lebens im Allgemeinen und die unterschiedlichen Kulturen im Besonderen liebt, und dabei die Statur eines Schwergewichtsboxers hat.
    Heute erzählt er immer, dass er mich anfangs nicht ausstehen konnte. Er stand immer seitlich an der Theke, beobachtete jeden meiner Handgriffe und meinte zum Börnie: »Die mog i ned, die is’ so arrogant!« Irgendwann muss er wohl bemerkt haben, dass meine vermeintliche Arroganz reine Unsicherheit und Verlegenheit war, vielleicht auch ein klein wenig Selbstschutz vor allzu aufdringlichen Gästen. Seitdem sind wir eng befreundet. Vielleicht fing er auch nur deshalb an, mich zu mögen, weil ich für seine Kinder immer Monis Kinder-Caipirinha mixte. Wenn er manchmal gegen achtzehn Uhr kurz mit seiner Mädels-Orgelpfeifen-Riege im Bierdeife vorbeischaute, servierte ich ihnen immer eine Mischung aus Limetten, Rohrzucker, Crash-Eis, Lime Juice, Minze und Apfel- und einem Spritzer Maracujasaft. Seine kleine Tochter Maxi, die damals fünf Jahre alt gewesen sein dürfte, hockte meistens auf dem Zigarettenautomaten, schlürfte ihren Caipi und immer, wenn ich an ihr vorbeiging, rief sie laut: »Moni, mach noch amal die böse Hexe!« Und wenn ich – neben Kinder-Caipirinhas mixen – etwas gut kann, dann ist es, mit knarziger Stimme eine böse, alte Schrumpelhexe zu spielen. Da muss ich mich nämlich weniger verstellen als beim freundlichen Umgang mit manchen Gästen.
    Grundsätzlich mochte ich meine Arbeit im Bierdeife sehr gern, zumal Börnie und seine Frau Michaela die großzügigsten Chefs waren, die man sich wünschen konnte: Ich durfte zum Beispiel im Lokal immer essen und trinken, was ich wollte. Meistens habe ich aber die Reste gegessen, die auf den Tellern zurückblieben. Wenn ich also in der Küche stand und mir ein halbes Schnitzel, das ein Gast übrig gelassen hatte, auf einem kleinen Teller klein schnitt und dann im Stehen hinunterschlang, stand plötzlich der Börnie hinter mir und meinte angewidert: »Du kriegst fei scho was Gscheids auch!«
    »Passt scho!«
    »Grausts dir ned?!«
    »Geh, der Gast hat doch ned draufgspuckt!«
    »Des weißt du ja ned!«
    »Doch, doch. Des is’ a ganz a Gepflegte, die arbeitet in der Parfümerie Howerka, die macht so was ned!«
    »Scho, aber des Schnitzel is’ doch kalt!«
    »Schnitzel schmeckt aa kalt!«
    »Macht des schee? Dann friss ich’s auch.«
    »Nützt bei dir nix mehr, Börnie!«
    »Danke. Wenn ma dich nicht hätten, dann könnt ma a Sau

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