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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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okay?»
    «Okay. Und warum nicht?», frage ich.
    Sie greift zum Handtuch. «Warum ich nicht mit Ihnen ausgehen möchte?»
    Ich nicke.
    «Wollten Sie nur mit mir essen gehen, oder sollte es ein Rendezvous werden?» Sie hängt das Handtuch zurück, krempelt die Ärmel wieder herunter. Ich könnte ihr stundenlang zusehen.
    «Ein Rendezvous», sage ich ehrlich. In meinem Alter muss man auch keine Spielchen mehr spielen.
    Sie nickt. «Das habe ich mir gedacht. Es ist nur so, ich bin so gut wie verheiratet», sagt sie und lächelt. «Aber trotzdem, danke für das Angebot.»
    Erst jetzt merke ich, dass ich Fred immer noch auf den OP-Tisch drücke. Ich lasse ihn los, er springt auf, schüttelt sich und sieht mich an, als wäre er zutiefst enttäuscht von mir. Ich tätschle ihm vorsichtig den Kopf, erwarte, dass er nach mir schnappt, aber er steht nur da und sieht ziemlich fertig aus.
    Ich glaube, ich kann nachvollziehen, wie er sich gerade fühlt.
    Wieder auf dem Weg ins Büro, frage ich mich, ob so gut wie verheiratet zu sein ein zulässiger Grund ist, ein Rendezvous auszuschlagen. Wahrscheinlich schon. Obwohl es auf der Welt bestimmt von Sachen wimmelt, die so gut wie sicher sind, dann aber doch aus irgendwelchen Gründen in die Hose gehen. Egal, ich will sowieso nicht darauf warten, dass Iris’ Ehe in die Brüche geht, zumal das eine Weile dauern kann, wenn noch nicht mal Hochzeit war. Außerdem sieht sie zwar hinreißend aus, aber sonst weiß ich praktisch nichts von ihr. Vielleicht würden wir uns schon am ersten Abend anöden. Vielleicht wären wir aber auch ein Traumpaar. Wir werden es beide wohl nie erfahren.
    Kathrin kommt mir in den Sinn. Warum denke ich jetzt an Kathrin? Seltsam. Mein Handy klingelt. Im Display ist Kathrins Nummer zu sehen.
    «Ich habe gerade an dich gedacht.»
    «Das ist doch ’ne glatte Lüge», lacht sie.
    «Nein, wirklich.»
    «Gut, dann freu ich mich. Was machst du heute Abend?»
    «Termin. Geschäftlich.»
    «Und morgen?»
    «Noch nichts.»
    «Gut. Sehen wir uns?»
    «Ja, warum nicht?»
    «Bei dir?»
    Bei mir? Wir waren noch nie bei mir. Aber stimmt, warum sollen wir uns nicht mal bei mir treffen? Ist doch völlig normal, dass man sich mal hier und mal dort trifft. Ist doch nichts dabei. Muss man ja keine große Sache draus machen.
    «Klar. Sehen wir uns bei mir.»
    «Gut.»
    Neben mir hupt jemand. Eine ziemlich hübsche und ziemlich junge Polizistin zeigt auf mein Handy und bedeutet mir, dass ich mal gerade rechts ranfahren soll.
    «Bist du in Eile?», fragt Kathrin.
    «Nein, nein», sage ich, «jetzt nicht mehr.»

ICH HATTE AUCH MAL ’NE KATZE
    Im Pan Tao herrscht der übliche Trubel, das heißt, es ist totenstill, und Günther sitzt mutterseelenallein mit einer Illustrierten am Tresen.
    Schamski und ich treffen fast zeitgleich ein. Er hat eine Kiste Wein dabei, und ich befürchte, es wird in wenigen Sekunden zu einem Eklat kommen, sofern er darauf besteht, seinen mitgebrachten Wein zu trinken statt des im regulären Ausschank erhältlichen Unkrautvernichtungsmittels.
    Ich irre mich jedoch gründlich. Schamski verkauft Iggy ziemlich galant und sehr überzeugend, dass er beste Verbindungen zu diversen Winzerverbänden hat und ausgezeichnete Weine zu unglaublich kleinen Preisen besorgen kann. Deswegen hat er einfach mal ein paar Pullen für eine spontane Weinprobe mitgebracht. Kostenlos, versteht sich.
    Die Idee von Schamski ist auch deshalb brillant, weil sich Iggy, nunmehr offiziell zur Verkostung eingeladen, an unseren Tisch setzen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dabei zu einem Gespräch zwischen Günther und Iggy kommt, ist zwar äußerst gering, aber immerhin existent.
    «Gott schütze dich», raune ich Schamski zu, als wir von unserer freien Platzwahl Gebrauch machen und einen Tisch in der Ecke besetzen.
    Iggy stellt für den Anfang einen entkorkten Blaufränkischen auf den Tisch, dazu Wasser, ein paar Oliven, ein bisschen Brot und Butter. Dann setzt sie sich auf den freien Platz neben Günther, der nicht weiß, was er dazu sagen soll, und deshalb mit einem Lächeln reagiert. Iggy lächelt zurück.
    Geht doch.
    Schamski fackelt nicht lange und schenkt die Gläser voll, derweil ich überlege, wie ich Günther und Iggy in kommunikativer Hinsicht auf Betriebstemperatur bringen kann.
    Günther kommt mir zuvor. «Wir haben uns zufällig auf dieser Vernissage getroffen», sagt er zu Iggy, die ihn erwartungsvoll ansieht, weilsievermutet, dass der Satz einen etwas längeren

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