Man tut, was man kann (German Edition)
doch beweisen, dass er kein Karrierist ist und Görges’ Tochter aufrichtig liebt …»
Ich stelle die Flasche ab und erahne Schamskis dreckige Absichten.
«… und das kann er am besten tun, indem er seinen aktuellen Job aufgibt und damit zeigt, dass er nur an der Tochter und nicht an der Firmenlaufbahn interessiert ist.»
Wie abgrundtief verwerflich ist denn diese Idee? Respekt.
«Könntest du Engelkes zügig anderswo eine adäquate Stelle besorgen?», fragt Schamski.
«Denke ja», antworte ich und gehe im Kopf schon mal rasch durch, wer mir noch was schuldig sein könnte.
«Okay», sagt Schamski. «Gesetzt den Fall, Engelkes kündigt, Görges erfährt von der Liaison und ist tief beeindruckt von der Haltung seines baldigen Schwiegersohnes: Dann musst du lediglich zur Stelle sein, um Engelkes ins Unternehmen zurückzuholen, idealerweise als Vorstandsassistenten. Engelkes wird Görges niemals von dem Plan erzählen und dir ewig dankbar sein, und Görges wird deine Einsatzbereitschaft und Loyalität zu schätzen wissen.»
«Was, wenn Görges sich einen Scheißdreck für Engelkes’ noble Absichten interessiert?», werfe ich ein.
«Dann bist du Engelkes los», erwidert Schamski. «Ist doch auch gut.»
«Und wenn er Görges erzählt, dass der Plan von mir stammt?»
«Dann sagst du Görges, du habest Engelkes zwar helfen, dich aber nicht in Familienangelegenheiten einmischen wollen.»
Ich denke angestrengt nach, aber spontan fällt mir kein Haken ein. Schamskis Plan ist zynisch, menschenverachtend und vor allem großartig.
«Was wird aus der jungen Frau?», frage ich rein rhetorisch und gieße uns Obstbrand nach.
Schamski lächelt und prostet. «Sie wird einen anderen finden, der besser zur Familie passt und ihr obendrein multiple Orgasmen beschert. Vielleicht bringt er sogar eine Tennisausrüstung und ein Paar Polohosen mit in die Ehe. Oder er hat einen Adelstitel. Oder ein Haus in Malibu. Vielleicht ist er sogar …»
«Guido, vielen Dank», unterbreche ich, «ich kann ihn mir ganz gut vorstellen, glaube ich.»
Am anderen Ende des Raumes schnäuzt Iggy sich geräuschvoll die Nase. Angesichts dessen, dass dort hinten eine vor vielen Jahren verstorbene Methusalemkatze hingebungsvoll beweint wird, während wir hier Pläne schmieden, um junge Menschen ins Unglück zu stürzen, habe ich einen halben Schnaps lang ein schlechtes Gewissen.
«Findest du, dass wir hartherzige Arschlöcher sind?», frage ich Guido.
Er nickt. «Auf jeden Fall, aber wir hatten keine andere Wahl. Dich hat die Gesellschaft kaputt gemacht, bei mir waren es die Exfrauen.»
Auf dem Heimweg bin ich bester Dinge. Ich habe einen ausgezeichneten Plan, um mit Engelkes fertig zu werden, und Günther, den Schamski und ich bei Iggy zurückgelassen haben, weil die beiden noch quatschen wollten, könnte heute Nacht dem Ziel, seine Traumfrau zu becircen, ein gewaltiges Stück näher kommen. Mein Handy klingelt. Es ist Günther.
«Was ist? Wo bist du?», frage ich entgeistert.
«Zu Hause.»
«Hat sie dich rausgeschmissen?»
«Nein, im Gegenteil. Sie hat vorgeschlagen, dass ich noch mit in ihre Wohnung komme. Aber ich wollte mich nicht aufdrängen.»
Günther, wenn sie demnächst nackt vor dir tanzt und dabei ein Schild hochhält, auf dem steht: «Heirate mich! Ich will Kinder von dir!», dann ruf mich bitte dringend an, bevor du irgendetwas unternimmst.
Ich seufze. «Habt ihr euch wenigstens verabredet?»
Schweigen.
«Günther, sag mir bitte, dass ihr euch verabredet habt», flehe ich und schwöre insgeheim bei Günthers mausetoter Katze, dass ich ihm nie wieder bei der Umsetzung eines seiner bekloppten Pläne helfen werde, wenn er diese großartige Gelegenheit verbockt hat.
Kurzes Schweigen.
«Ja», sagt Günther dann triumphierend, «wir werden essen gehen.»
Ich bin erleichtert. «Sehr gut. Wann?»
«Das haben wir noch nicht ausgemacht.»
«Och, Günther!» Vor mir taucht eine Baustelle auf, der Verkehr staut sich, ich komme hinter einem Kastenwagen zum Stehen. «Das kann doch nicht so schwierig sein, sich mit einer Frau zu verabreden. Ich meine, sie mag dich doch offenbar, sonst hätte sie dir nicht angeboten, noch mit in ihre Wohnung zu kommen.»
«Meinst du das wirklich?», fragt Günther. Ich höre mehrfaches Schlucken, denke an Red Bull mit Ramazotti und muss mich ein wenig schütteln.
«Sie wollte ja offenbar nicht, dass du ihr die Klospülung reparierst, oder?»
«Nein. Ich hab angeboten, ihr WLAN
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