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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Ansonsten von meiner Seite: toi, toi, toi.
    Ich erhebe mich, Schamski ist sowieso gerade wieder mal hinter der Theke verschwunden, und bedeute Iggy, dass sie vielleicht nun mit Günther eine Weile allein reden sollte. Sie versteht mich sofort und nickt tapfer.
    Schamski und ich schnappen uns den am weitesten von Iggy und Günther entfernten Tisch, können aber trotzdem nicht verhindern, dass gelegentliches Schluchzen zu uns herüberweht. Den Wein hat Schamski drüben gelassen und für unser Gespräch eine Flasche Obstbrand organisiert. Er schenkt grinsend ein. «Bin sehr gespannt auf deine Neuigkeiten.»
    Ich nippe am Obstbrand und lächle mein überlegenstes Lächeln.
    «Jetzt rück schon raus mit der Sprache», sagt Schamski, «ich hab schließlich lange genug gewartet.» Gedämpfter fährt er fort: «Außerdem dauert die Katzengeschichte bestimmt nicht ewig, und dann musst du zurück auf deine Au-pair-Stelle.» Wir sehen hinüber zu Günther und Iggy. Sie tätschelt ihm den Rücken. Günther blickt zu Boden, sein massiger Körper wird von lautlosen Weinkrämpfen geschüttelt. Schamski und ich wenden uns im gleichen Moment wieder unseren Obstbränden zu. Sieht so aus, als hätten wir schon noch ein bisschen Zeit.
    «Also?», sagt Schamski, und man sieht ihm die Vorfreude an.
    «Görges weiß überhaupt noch nichts von der Affäre zwischen seiner Tochter und Engelkes», erkläre ich locker.
    Schamski pfeift anerkennend, kippt einen halben Obstbrand. «Wer, zur Hölle, kann denn solche Informationen besorgen?»
    «War ’n Zufall. Engelkes glaubt, ich stünde auf seiner Seite, und hat mich um Rat gebeten. Er befürchtet, man könnte ihm die Idee, mit der Tochter des Vorstandsvorsitzenden ins Bett zu steigen, als karrierefördernde Maßnahme auslegen. Und jetzt weiß Engelkes nicht, ob sein künftiger Schwiegervater ihm wohlgesinnt ist oder nicht.»
    Schamski lässt sein Schnapsglas gegen meines klackern. «Dann steckst du ja ganz schön tief in der Scheiße, Paul.»
    Ich nicke. Wieder mal hat Schamski binnen einer Sekunde die Situation erfasst. Spreche ich nicht mit Görges, dann wird der an meiner Nibelungentreue zur Führungsspitze zweifeln, spreche ich mit ihm, vergraule ich womöglich seinen künftigen Schwiegersohn, der perspektivisch mein Vorgesetzter sein könnte.
    «Hast du das Gefühl, Görges und Engelkes würden sich mögen?»
    Habe ich mir natürlich auch schon überlegt. «Ja, wahrscheinlich. Engelkes hat ’ne gute Ausbildung, er ist fleißig und ehrgeizig, bisschen großmäulig vielleicht, bisschen naiv auch, trotzdem nett. Am Ende stimmt es wahrscheinlich sogar, dass er die Frau kennengelernt hat, ohne zu wissen, wer ihr Vater ist. Görges hat also eigentlich keinen Grund, Engelkes zu hassen, zumal er milde urteilen wird, weil ja das Glück seiner Tochter davon abhängt.»
    «Das heißt, eigentlich könntest du Engelkes raten, mit Görges zu reden», schlussfolgert Schamski.
    «Eigentlich ja, nur dann verliere ich völlig die Kontrolle über die Situation. Wer weiß, vielleicht kommt Görges auf die Idee, Engelkes zum neuen Personalchef zu machen. Dann bin ich draußen und hab selbst daran mitgearbeitet. Wie blöd ist das denn?»
    «Ja, schon möglich», sagt Schamski, «aber politisch sind dir ja sowieso die Hände gebunden, nachdem du offiziell weißt, dass Engelkes die kleine Görges pimpert. Egal, was du tust, wenn es rauskommt, wird man es dir als Taktik auslegen.»
    Ich nicke, proste Schamski zu. Da hat er recht.
    Schamski überlegt weiter. «Mit Görges selbst ein offenes Gespräch zu suchen ist auch keine gute Idee. Ich wäre jedenfalls ziemlich sauer, wenn ich von meinem Personalchef erfahren würde, wer gerade meine Tochter bumst.» Schamski schweigt und überlegt.
    «Und was bleibt dann?», frage ich.
    «Ziemlich schwierige Situation», sagt Schamski gedehnt. Er grübelt eine ganze Weile, kippt dabei einen Obstbrand, dann noch einen und noch einen. Ich schweige, denn ich weiß, dass er gerade die dunklen Gänge seiner Seele durchwandert und nach einer perfiden Möglichkeit sucht, die scheinbar aussichtslose Situation herumzureißen. Alles, was ich dabei tun kann, ist, ihm nachzuschenken.
    Plötzlich hellt sich seine Miene auf, und er sagt leichthin: «Vielleicht sollte Engelkes einfach kündigen.»
    «Ja», erwidere ich, «oder vielleicht sollte ich mal jemanden um Rat fragen, der nicht schon ein Fass Obstler gesoffen hat.»
    Schamski hebt abwehrend eine Hand. «Warte mal. Engelkes will

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