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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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einzurichten.»
    Ach, Günther.
    Jemand klopft an meine Scheibe. Ein junger Polizist. Zweimal an einem Tag mit dem Handy am Steuer erwischt zu werden trägt nicht gerade zur Besserung meiner Laune bei. «Halt dich fest, Günther.»
    Der Polizist bedeutet mir, die Scheibe zu öffnen, ich drücke den entsprechenden Knopf und lasse sie heruntersummen.
    Er beugt sich zu mir und stellt sich vor. «Allgemeine Verkehrskontrolle. Haben Sie Alkohol getrunken?»
    «Keinen Schluck», erwidere ich ungerührt.
    Kurzes Schweigen. Er sieht mich an. «Auch keinen Schnaps?»
    «Besonders keinen Schnaps», sage ich.
    «Führerschein, Fahrzeugschein, bitte. Stellen Sie den Motor ab und steigen Sie bitte aus.»
    Ich tue, was mir befohlen wurde, wende mich dann wieder Günther zu. «Günther, wir müssen jetzt Schluss machen, ich habe hier gerade ein kleines Problem.»
    «Nein, warte!», sagt Günther. «Was hältst du denn jetzt davon? Glaubst du wirklich, sie mag mich?»
    Jetzt sehe ich, dass vor dem Kastenwagen, hinter dem ich gehalten habe, der Porsche von Schamski steht. Als wir uns sehen, hebt Schamski erstaunt die Arme. «Wieso bist du hier? Ich hab dir doch ’ne SMS geschrieben, dass die hier kontrollieren», ruft er und kassiert ein paar indignierte Blicke.
    «Ich hab Günther am Telefon», rufe ich.
    Schamski nickt. «Hat er sie denn rumgekriegt?»
    Ich schüttle den Kopf. Schamski zuckt bedauernd mit den Schultern und schiebt sich eine filterlose Zigarette zwischen die Lippen.
    «Günther, ich muss jetzt wirklich Schluss machen, wir reden morgen weiter, okay?»
    «Du willst mich nur schonen. Eigentlich glaubst du, sie mag mich nicht, aber du willst mir das jetzt nicht sagen, stimmt’s?»
    «Günther, ich bin hier gerade in einer Verkehrskontrolle und werde voraussichtlich meinen Führerschein verlieren. Deswegen bin ich gerade etwas kurz angebunden.»
    «Das stimmt nicht. Das sagst du nur, weil du mir nicht die Wahrheit ins Gesicht sagen kannst», erwidert Günther trotzig.
    Der junge Polizist hat inzwischen einen Alkoholtester beigebracht und wartet darauf, dass ich mein Gespräch beende, um zu pusten.
    «Günther, halt dich fest.»
    Der Polizist hält mir das Gerät hin.
    «Hören Sie», bitte ich, «wenn Sie meinem Freund sagen, dass ich hier in einer Verkehrskontrolle bin, dann puste ich, okay?»
    Saublöde Idee, ich puste ja so oder so. Und genau das lese ich auch im Gesicht des Polizisten.
    «Bitte», sage ich flehentlich. «Er hat Liebeskummer und denkt jetzt, ich will ihn nur vertrösten. Er glaubt nicht, dass ich hier bin.»
    Der Polizist verharrt. Dann aber hält er mir den Alkoholtester hin und streckt die Hand aus, um das Handy zu nehmen.
    «Danke», sage ich und bin diesmal wirklich dankbar.
    Wir tauschen die Geräte. Mit einem «Hauptwachtmeister Strasser hier» wendet sich der Polizist ab, derweil ich mich anschicke, in das Gerät zu pusten. Da steht plötzlich Schamski neben mir.
    Ich sehe den Polizisten, der mir den Rücken zuwendet und der von Günther offenbar binnen zwei Sekunden in eine Beziehungsdiskussion verwickelt worden ist, dann sehe ich Schamski, und sofort keimt in mir ein teuflischer Plan auf.
    «Hast du schon gepustet?»
    Schamski nickt.
    «Und?»
    «Null Komma zwei.»
    Erstaunlich, aber wie auch immer. Ich halte ihm das Gerät hin, Schamski blickt mich verwundert an, dann versteht er, nimmt es und pustet, bis der Signalton verstummt.
    Als der Polizist sich uns wieder zuwendet, greife ich blitzschnell das Gerät und reiche es ihm. Er hat nichts gemerkt.
    Der Polizist gibt mir mein Handy zurück. «Sie sollen Günther gleich nochmal anrufen. Es geht ihm nicht so toll.»
    Ich nicke verständig und sorgenvoll.
    Der Polizist schaut nachdenklich auf den Alkoholtester und hält ihn mir dann hin. Das Display zeigt eins Komma drei Promille. «Sie müssen mit zur Wache kommen, wir brauchen eine Blutprobe.»
    Ich sehe Schamski an. Der zuckt mit den Schultern. «Du hast doch nicht geglaubt, dass ich wirklich null Komma zwei Promille habe, oder?»
    Der Polizist will sich abwenden.
    «Warten Sie», sage ich, «das Gerät muss kaputt sein oder so. Ich möchte nochmal pusten.»
    Der Polizist wendet sich mir wieder zu, reicht mir den Alkoholtester, und diesmal puste ich persönlich.
    Das Display zeigt jetzt eins Komma vier Promille.
    «Sie müssen immer noch mit zur Wache kommen, wir brauchen eine Blutprobe», sagt der Polizist ungerührt, «und vergessen Sie bloß nicht, Günther anzurufen.»

DIESES

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