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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Ein-Euro-Jobber. Möglichst billig jedenfalls, ich brauche ihn privat. Und wahrscheinlich für ein paar Monate.»
    Frau Hoffmann macht sich rasch eine Notiz und verkneift sich die Frage, warum ich einen privaten Fahrer engagieren möchte, obendrein gleich für ein paar Monate.
    Was man in meinem Alter auch nicht mehr machen muss, ist, um den heißen Brei herumreden, zum Beispiel, wenn man seinen Lappen versoffen hat. «Die Sache ist, man hat mir leider gestern den Führerschein abgenommen», erkläre ich also.
    Frau Hoffmann sieht mich ohne einen Funken Mitleid an. Ich bin sicher, in den vorbildlichen späten fünfziger und frühen sechziger Jahren hat kein einziger Chef in Deutschland je seinen Führerschein verloren.
    «Wann soll ich Ihnen die Kandidaten vorstellen?», fragt Frau Hoffmann professionell unaufgeregt.
    «Stellen Sie mir bitte niemanden vor. Entscheiden Sie einfach, wer der Richtige ist. Achten Sie nur bitte darauf, dass die Kosten einigermaßen im Rahmen bleiben.»
    «Gut», erwidert Frau Hoffmann knapp.
    Ich danke ihr und wünsche einen schönen Abend.
    «Ich wünsche Ihnen auch einen schönen Abend, Herr Dr.   Schuberth.»
    Werde ich hoffentlich haben. Zunächst aber muss ich in Windeseile noch ein paar Kleinigkeiten fürs Abendessen besorgen, genauer gesagt das komplette Essen inklusive Getränke und Tischdekoration.
    Ich erwäge für einen kurzen Moment, Kathrin in ein Restaurant auszuführen, entscheide mich aber dagegen. Sie hat sich gewünscht, dass der Abend bei mir stattfindet, also kann ich mich jetzt nicht als Gastgeber aus der Verantwortung stehlen.
    Kathrin und ich treffen fast zeitgleich ein, sie hilft mir, die Besorgungen in die Wohnung zu tragen, was mir ausgesprochen peinlich ist.
    «Im Büro war heute ein bisschen viel los», entschuldige ich mich.
    «Du hättest doch einfach anrufen können, dann wären wir was essen gegangen», entgegnet Kathrin locker.
    «Ich dachte, wir wollten heute zu Hause bleiben», antworte ich.
    Kathrin lächelt. «Hört sich an, als wären wir ’n altes Ehepaar.»
    Ich lächle ebenfalls. «DU wolltest dich bei mir treffen.»
    «Klar. Ich bin eben neugierig.»
    Der Abend verläuft gänzlich anders, als ich es mir ausgemalt habe. Während Kathrin am Tisch sitzt und Gemüse schnippelt für einen Lammtopf, den wir später dann doch nicht essen werden, weil wir uns zwischendurch an einer zwar gekauften, aber trotzdem ausgezeichneten Mousse au Chocolat überfressen, unterhalten wir uns über Gott und die Welt. Das Gespräch ist weder verkrampft noch langweilig, und es gibt ein paar schöne Momente der Vertrautheit. Wir arbeiten Hand in Hand, trinken, lachen und tauschen wie selbstverständlich nebenbei ein paar Zärtlichkeiten, eine Berührung hier, einen Kuss dort, eine kurze Umarmung.
    Außerdem werde ich mit meinen Vorurteilen Kathrin gegenüber konfrontiert, und das ist größtenteils zutiefst beschämend. Ich erfahre, dass sie halbtrockenen Sekt genauso verabscheut wie ich, die Flasche in ihrem Kühlschrank ist lediglich ein Geschenk. Nach Mallorca fährt sie nur mangels anderer Möglichkeiten, ihr Freundeskreis ist auf die Insel abonniert, sie hat sich bislang nicht dazu durchringen können, andere Ziele auf eigene Faust zu erkunden, würde aber sehr, sehr gerne mal nach Italien, Frankreich oder Irland. Zufällig sind das auch von mir bevorzugte Reiseziele.
    Es stimmt allerdings, dass Kathrin keine Büchernärrin ist. Sie betrachtet meine kleine bunte Bibliothek ohne großes Interesse, lediglich für ein paar Bildbände scheint sie sich zu erwärmen.
    Kathrin hält es außerdem für pervers, einen Fernseher im Schlafzimmer zu haben. Ihrer Meinung nach wird im Schlafzimmer geschlafen oder gevögelt, aber nicht ferngesehen. Ich bin da grundsätzlich anderer Meinung, muss aber zugeben, speziell an diesem Abend habe ich für meinen Schlafzimmerfernseher tatsächlich nicht die geringste Verwendung.

DER FREUT SICH
    Als ich aufwache, habe ich das Gefühl, dass ein Teil meines Gehirns inwendig an der Schädeldecke klebt. Durch vorsichtige Kopfbewegungen manövriere ich es an seinen ursprünglichen Platz zurück, verrenke mir dabei aber ein wenig den Nacken. Ich kann mich dunkel erinnern, dass Kathrin und ich zu später Stunde noch eine Flasche halbtrockenen Sekt getrunken haben, den ich für den gestrigen Abend gekauft hatte, in dem Glauben, sie würde ihn mögen. Unabhängig davon, dass infolgedessen mein Gehirn wahrscheinlich einen Großteil der Nacht auf dem

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