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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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schwul ist?»
    Sie seufzt. «Ich fürchte, das eine hat irgendwie mit dem anderen zu tun. Unser Sexleben ist praktisch nicht vorhanden, und lange Zeit dachte ich, das würde an mir liegen. Aber dann hatte ich irgendwann diese Idee, dass er sich vielleicht hinsichtlich seiner sexuellen Orientierung etwas vormacht.»
    Ich nippe an meinem Tee, denke nach, sehe aber nur eine Lösung für Juttas Problem. «Sie müssen ihn damit konfrontieren. Entweder, er kann Ihnen eine plausible Erklärung für die Krise nennen, oder es ist vielleicht besser, sich eine Weile zu trennen.»
    Sie nickt. «So weit bin ich auch schon.» Sie spielt gedankenverloren mit ihrer Sonnenbrille. Ich vermute, sie ist etwa in meinemAlter, definitiv eine attraktive Frau. Zumindest äußerlich sehe ich keinen Grund dafür, warum Jutta nicht ein ausuferndes Sexleben haben sollte.
    In diesem Moment sieht sie mich an, flirtet. «Falls er schwul ist, kann ich Sie dann nochmal anrufen?», fragt sie lächelnd.
     
    Im Büro will Frau Hoffmann mich sprechen. Sie hat niemanden gefunden, der in Detroit ein Auge auf Sophie werfen könnte.
    Lisa und Tommi haben bereits überlegt, Sophie zu begleiten, aber den Plan dann doch wieder verworfen. Die beruflichen Konsequenzen sind unabsehbar, außerdem haben beide verstanden, dass Sophie ihre eigenen Entscheidungen treffen und auch allein verantworten muss. Trotzdem wäre auch mir wohler, wenn Sophie eine Anlaufstelle in Detroit hätte, ich denke, mit so einer moderaten Kontrollinstanz könnten alle Beteiligten einigermaßen leben, außer Tommi natürlich, aber der hat nach seinem Auftritt beim Abendessen ohnehin merklich an Einfluss verloren. Was ich ihm übrigens von ganzem Herzen gönne.
    «Tja», sagt Frau Hoffmann, die mir ansieht, dass ich gerade angestrengt über die Situation nachdenke. «Es gäbe da vielleicht noch eine Möglichkeit …»
    «Aber?», entgegne ich etwas verdutzt.
    «Aber es ist eine komplizierte Möglichkeit. Ich weiß nicht, ob sie funktioniert. Außerdem müssten wir beide Stillschweigen darüber vereinbaren.»
    Ich wundere mich, nicke bedächtig und sage: «Einverstanden, dann erzählen Sie doch mal.»
    «Mein Sohn wohnt in Detroit», sagt Frau Hoffmann und registriert sofort mein erstauntes Gesicht. «Ich weiß, dass davon nichts in meiner Personalakte steht. Thorben, so heißt er, ist bei meiner Schwester aufgewachsen, sie und ihr Mann haben ihn an Kindes statt angenommen.» Frau Hoffmann druckst ein wenig herum. «Es waren die Sechziger, und ich hatte diese unglückliche Affäre mit …»
    «Schon gut», unterbrecheich.«Sie müssen mir keine Details erzählen. Ich bin sicher, Sie hatten Ihre Gründe.»
    Sie lächelt und ich sehe, dass sie dankbar ist, mir keine Rechenschaft ablegen zu müssen.
    «Jedenfalls haben wir seit mehr als fünfzehn Jahren keinen Kontakt. Er hat mir nie verziehen, dass ich ihn zu meiner Schwester gegeben habe. Ich weiß deshalb nicht mal, ob er mir helfen würde. Ob er mich überhaupt sehen will.»
    «Was macht er beruflich?» «Ingenieur. Er baut Autos.»
    «Und hat er Familie?»
    Frau Hoffmann nickt, ich sehe einen Anflug von Trauer in ihrem Gesicht.
    «Das heißt, Sie haben Ihre Enkelkinder noch nie gesehen?», mutmaße ich.
    Sie schüttelt den Kopf, schluckt tapfer ein paar Tränen hinunter.
    Eine kurze Weile schweigen wir.
    «Okay», sage ich dann entschlossen. «Buchen Sie uns zwei Flüge nach Detroit, möglichst zeitnah, ich kläre alles Nötige mit Dr.   Görges.»
    Frau Hoffmann blickt mich erstaunt an.
    «Was ist?», frage ich. «Sie wollen was von Ihrem Sohn, und ich will auch was von Ihrem Sohn. Also schauen wir einfach bei ihm vorbei, oder?»
    Am Abend freue ich mich auf einen ausgedehnten Spaziergang mit Fred, treffe jedoch Bronko und Schamski in der Küche. Die beiden haben einen Wein aufgemacht, aus dem Wohnzimmer hört man Günthers Tastaturgeklapper.
    «Irgendwas Besonderes?», frage ich.
    «Aber ja, setz dich», sagt Schamski bester Laune. «Bronko erzählt gerade, wie er sich heute zum Affen gemacht hat.»
    Bronko nickt. «Allerdings.»
    «Bin ganz Ohr», sage ich und gieße mir Wein ein.
    «Die Kurzfassung ist, ich hatte nicht den Hauch einer Chance bei Claudia. Sie ist schwanger und offenbar mit ihrem neuen Mann sehr glücklich», erklärt Bronko und nippt missmutig an seinem Wein.
    «Tut mir leid», sage ich. «Aber es ist ja auch schon eine Weile her, dass ihr euch getrennt habt, da bleibt es nicht aus, dass sie irgendwann ein neues

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