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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Leben beginnt.»
    «Ja», sagt Schamski gedehnt.«Wobei diese Kurzfassung auch ein paar wesentliche Details verschweigt.»
    «Zum Beispiel?», frage ich, und Schamski nickt Bronko aufmunternd zu.
    «Zum Beispiel, dass Claudia mich damals wegen Jörg verlassen hat», sagt Bronko und zieht einen Flunsch.
    «Aha. Und dieser Jörg ist der Mann, von dem sie jetzt schwanger ist?», frage ich etwas verunsichert.
    Bronko nickt.
    «Von dem sie jetzt wiederholt schwanger ist», korrigiert Schamski grinsend.
    «Um genau zu sein, zum dritten Mal», vollendet Bronko etwas niedergeschlagen und gießt sich Wein nach.
    «Aber die beiden sind immerhin nicht seit sechs Jahren verheiratet», scherze ich und sehe in Schamskis und Bronkos ernste Gesichter.
    «Sind sie doch?», mutmaße ich vorsichtig, und beide nicken bedächtig.
    In diesem Moment hört man ein wütendes Knurren und Bellen aus dem Wohnzimmer. Dann ruft Günther: «Ich geh mal eben mit dem Hund», und ich stelle fest, dass Fred, der eben noch neben dem Tisch lag, sich offenbar hinausgeschlichen hat.
    Schamski errät meine Gedanken. «Fred hat erkannt, dass Günther grundsätzlich immer für einen Spaziergang zur Verfügung steht, vorausgesetzt, man droht ihm richtig.» Ich verstehe. Guter Hund.
    Die Tür fällt ins Schloss. Einen kurzen Moment sitzen wir nur da.
    «Ja», sage ich dann und es klingt, als würde ich einen längeren Gesprächsbeitrag einleiten wollen, schweige aber.
    «Tja», ergänzt Schamski.
    «Ihr meint also, da kann man nichts machen?», fragt Bronko.
    Schamski und ich zucken mit den Schultern. «Nein», sagen wir dann im selben Moment.

NUR EIN ABENDESSEN
    Es ist spät am Nachmittag, ich muss Fred gleich im Tierheim vorführen, fliege morgen nach Detroit und habe darüber peinlicherweise vergessen, dass ich mich mit Maike, einer Freundin von Kathrin, verabredet habe. Maike klingelt also just in dem Moment, in dem ich mich anschicke, mit Fred die Wohnung zu verlassen.
    «Hi», sage ich, und es klingt eindeutig wie jemand, der gerade dabei ertappt worden ist, eine Verabredung verbaselt zu haben.
    «Du hast mich vergessen», sagt Maike trocken und blickt hinunter zu Fred, mit dem ich sie offenbar gerade versetzen will.
    Ich bin bereits dabei, mir ein paar grandiose Ausreden einfallenzulassen, als Schamski auf dem Treppenabsatz erscheint und mit einem «’n Abend zusammen» ganz selbstverständlich in meine Wohnung latscht. Dabei wirft er einen Blick auf Maike, die nun ihrerseits einen Blick auf Schamski wirft. Erstaunlicherweise wirken diese Blicke irgendwie magnetisch, weil weder Schamskis eine Augen von Maike lässt noch umgekehrt. Ich ahne, es hat sich hier gerade eine vorzügliche Möglichkeit ergeben, mich elegant aus der Affäre zu ziehen.
    «Guido – Maike, Maike – Guido», sage ich wie die Unschuld in Person.
    Schamski hält inne, reicht Maike seine Hand. «Freut mich sehr», sagt er und man sieht, er freut sich wirklich sehr.
    «Mich ebenfalls», erwidert Maike, und während dieser kurzen Zeremonie haben beide nicht die Augen voneinander gelassen.
    Ich bin nun sehr zuversichtlich, die Angelegenheit zur Zufriedenheit aller Beteiligten regeln zu können. «Es tut mir total leid, Maike», sage ich schuldbewusst und setze nebenbei Schamski ins Bild, «ich habe unsere Verabredung tatsächlich total vergessen.» Und in tiefer Verzweiflung setze ich hinzu: «Was machen wir denn jetzt?»
    Was die beiden machen werden, ist zu diesem Zeitpunkt sowieso klar, zumal Maike es nicht mal für nötig befunden hat, mich anzusehen, als ich mich bei ihr entschuldigte, sondern weiterhin mit Schamski flirtet. Es ist also längst gelaufen, dass Maike und Schamski heute Abend ausgehen werden, fragt sich nur, ob die Entscheidung zeitnah offiziell wird oder ob ich hier noch eine Weile dumm rumstehen muss.
    «Dann könnten ja wir vielleicht …», sagt Schamski als Mann der Tat, und Maike ergänzt schnell: «Ja, klar, gerne.»
    «Fein», erwidert Schamski, und ich frage mich, ob ich nun einfach gehen soll, weil ja sowieso niemand zur Kenntnis nimmt, dass ich noch da bin, oder ob ich noch für eine Abmoderation benötigt werde.
    Letzteres erledigt sich rasch, denn Schamski fragt: «Italiener? Franzose?», und Maike erwidert: «Ist mir völlig egal.»
    «Gut», sagt Schamski, «eine Minute.»
    Maike lächelt. «Ich warte.»
    Während man das Klappern von Günthers Tastatur hört, ziehe ich dezent die Wohnungstür zu.
     
    Iris trägt einen Wollpullover, der ihr etwas

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