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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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Käsemakkaroni unterstrichen.
    »Ich will, dass er aus dem Haus verschwindet, Tim. Die feuern dich noch. Das ist … Wie nennt man das noch? Beherbergung eines Flüchtigen. Er hat eine Waffe mit in dieses Haus gebracht. Eine Waffe. Woher weißt du, dass er Elizabeth Valchar nicht umgebracht hat? Ist es nicht das, was alle glauben?«
    »Karen, er hat mir die Waffe gegeben; sie war nicht geladen. Er wird uns nichts tun. Ich werde mit ihm reden und ihn davon überzeugen, mit mir zum Polizeirevier zu fahren.« Mr. Riley zuckt zusammen, als Karen energisch einen hölzernen Kochlöffel in die Spüle wirft. »Er ist in Schwierigkeiten. Es ist mein Job, ihm zu helfen.«
    »Es ist dein Job, ihm zu helfen?« Sie verschränkt die Arme und presst ihre Lippen aufeinander, die Wangen vor Wut gerötet. Karen ist klein und schlank und könnte hübsch sein, wenn sie nicht so gewöhnlich wäre. Sie trägt kein Make-up und stellt auch nichts Besonderes mit ihrem Haar an. Sie ist immer blass, selbst im Sommer. Sie trägt Kleidung, die aussieht, als stamme sie aus einem Second-Hand-Laden. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum eine Frau sich selbst mit solcher Gleichgültigkeit behandelt. Ich hatte stets den Eindruck, als gebe es nichts Schlimmeres auf der Welt, als gewöhnlich zu sein.
    »Er war Elizabeths Freund, oder?«
    Mr. Riley nickt.
    »Weiß er über deine kleinen frühmorgendlichen Treffen mit ihr Bescheid? Über eure getuschelten Unterhaltungen in unserer Küche, während ich noch schlief?«
    »Karen, reiß dich zusammen. Ich habe es dir doch erzählt, sie steckte in Schwierigkeiten. Es war mein Job , mich um sie zu kümmern.«
    Karen starrt ihn mit finsterer Miene an. »Dein Job. Wo in deiner Stellenbeschreibung steht, dass dazu gehört, eine minderjährige Sexbombe zu dir nach Hause einzuladen? Um sie zu trösten. Um sie in den Arm zu nehmen.«
    Mr. Riley wirft einen raschen Blick zum Wohnzimmer hinüber, wo Richie und Hope noch immer den Ball hin und her rollen lassen. Richie wirkt ruhig, was mich nicht überrascht. Ich bin mir sicher, er hat mittlerweile begriffen, dass er sich der Polizei eher früher als später stellen muss. So, wie ich ihn kenne, ist er vermutlich erleichtert, dass bald schon alles vorbei sein wird. Doch fürs Erste ist ihm noch eine Verschnaufpause vergönnt. Und was könnte beruhigender sein, als mit einem süßen Kleinkind Fangen zu spielen?
    »Ich will nicht, dass er da drüben mit Hope allein ist.« Karen fährt sich mit einer Hand durch ihr stumpfes braunes Haar. Mir fällt auf, dass ihre Fingernägel unlackiert sind, ihre Nagelhaut eingerissen, ihre Fingerknöchel trocken und spröde. Ich ertappe mich dabei, dass ich mich einen Moment lang frage, warum sie nicht zur Maniküre geht.
    »In Ordnung. Ich werde ihm sagen, dass er verschwinden muss. Bist du dann zufrieden?«
    »Ja. Dann bin ich zufrieden.« Sie holt tief Luft. »Das Ganze ist verrückt.«
    Mr. Riley tritt dicht an seine Frau heran und drückt seine Wange gegen die ihre. »Ich habe mit Liz niemals etwas getan, das ich nicht auch direkt vor deinen Augen gemacht hätte.«
    Er sagt die Wahrheit. Er war der einzige Trost, den ich hatte. Vermutlich hatte er gar keine andere Wahl, als mich zu umarmen, weil er irgendetwas tun wollte, damit ich mich besser fühle.
    »Sie war ein sehr hübsches Mädchen. Solche Mädchen … die Mädchen in dieser Stadt, auf dieser Schule … Du weißt, dass ich nicht so bin. Das war ich nie.«
    »Sie war ein sehr krankes Mädchen, das ist alles. Krankheit und Traurigkeit, fein hergemacht mit teuren Klamotten und verschleiert mit Make-up. Doch das ändert nichts daran, wer sie war.« Er schluckt. »Wahrscheinlich hat sie genau das umgebracht, Karen.«
    Ihre Augen blitzen anklagend. »Was weißt du, das du mir verschweigst?«
    »Nichts.« Seine Stimme ist fest. »Sie hat mich angefleht, mir erzählen zu dürfen, was los ist. Aber ich ließ sie nicht. Ich wollte nicht, dass wir da irgendwie mit hineingezogen werden.«
    Der Topf auf dem Herd beginnt zu qualmen. Die Temperatur ist viel zu hoch eingestellt. Das Essen ist dabei zu verbrennen.
    Karen dreht den Elektroherd runter und starrt die klebrige Masse in dem Topf an. »Jetzt stecken wir mittendrin.«
    »Dann lass mich Richie helfen«, sagt Mr. Riley. »Bitte. Du weißt, dass ich ständig daran denken muss, dass Liz, wenn ich mehr für sie getan hätte – wenn ich mit ihren Eltern gesprochen oder ihr einen Termin bei einem Psychologen besorgt oder ihr

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