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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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Eltern macht die Sache jedenfalls verrückt. Meine Mom hasst Nicole. Sie bezeichnet sie als Männerdiebin, was sie in gewisser Weise ja auch ist. Aber das ist Geschichte. Das ist nicht Josies Schuld.« Er blickt wieder zu Caroline auf. »Es ist doch nicht schlimm, oder? Dass ich mit Josie zusammen bin, meine ich? Es fühlt sich okay an. Josie ist ziemlich lieb. Es kommt mir beinahe natürlich vor.«
    Caroline beugt sich vor, fischt ihre Schuhe vom Boden auf und lässt sie in ihrer Hand baumeln. Sie beantwortet Richies Frage über Josie nicht. »Dass sie Schwestern sind, ist bloß ein Gerücht. Niemand weiß es mit Sicherheit. Und du weißt, dass Liz nicht geglaubt hat, dass es stimmt.«
    »Meine Eltern glauben es. Und Josie und Mr. Valchar sehen sich wirklich recht ähnlich.«
    Caroline beginnt, sich zu entfernen. »Wir sehen uns da drin, in Ordnung? Der Ball ist fast vorüber. Ich bin sicher, dass Josie nach dir sucht.« Sie hält inne. »Und, Richie? Eltern wissen nicht immer alles.«
    Er stößt einen tiefen Atemzug aus. »Was du nicht sagst«, murmelt er.
    Ich schaue zu, wie meine Freundin auf die Doppeltür zuschlendert, die in die Sporthalle führt. Noch immer sind sie und Richie allein im Flur. Unmittelbar bevor sie die Hand ausstreckt, um die Tür zu öffnen, bleibt Caroline stehen. Sie sieht meinen Freund über die Schulter hinweg an. Er ist gerade dabei, die Blätter seiner zerpflückten Ansteckblume aufzuheben, um die welken Rosenblüten in seiner hohlen Hand zu sammeln.
    »Hey«, sagt Caroline. »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Sicher.« Richie sieht aus, als habe er nicht die Absicht, irgendwann in nächster Zeit aufzustehen und auf den Ball zurückzukehren. Er öffnet und schließt seine Hand um die Blütenblätter und beobachtet, wie die Wärme seiner Handfläche sie zusammenschrumpeln lässt.
    »Als du für die Abschlussballkönigin gestimmt hast, hast du da Liz’ Namen auf den Zettel geschrieben?«
    Er lehnt seinen Kopf gegen die Wand und schließt die Augen. Eine Sekunde lang glaube ich beinahe, dass er anfangen wird zu weinen.
    Doch das tut er nicht. Stattdessen hält er die Augen geschlossen. Er legt den Kopf in den Nacken, der Decke zugewandt, und lächelt. Ich weiß, dass er an mich denkt.
    »Ja«, sagt er. »Habe ich.«
    Carolines Hand liegt auf der Tür. Sie drückt sie einige Zentimeter weit auf. Aus der Turnhalle dringt Lärm in den Korridor hinaus, das Getöse jugendlicher Stimmen und das laute Geplärre eines Black-Eyed-Peas-Songs; die schlechte Akustik der Halle lässt alles ein bisschen undeutlich klingen.
    »Ich auch«, gibt sie zu.
    Richie öffnet die Augen und sieht Caroline an. Die beiden grinsen einander beinahe an.
    »Sie war etwas Besonderes«, sagt mein Freund schließlich. »Nicht wahr?«
    Caroline lächelt weiter, aber sie erwidert nichts darauf. Sie kniet nieder und schlüpft in ihre Schuhe. Dann steht sie in der offenen Tür, nimmt sichtlich Haltung an, glättet ihr Kleid und betastet ihre Hochsteckfrisur. Und erst als sie sicher ist, dass alles richtig sitzt, kehrt sie auf den Ball zurück und lässt Richie allein im Flur zurück.
    Er gestattet sich erst zu weinen, als niemand mehr in der Nähe ist. Dabei gibt er keinen Laut von sich.
     
    Als der Ball vorüber ist, machen sich meine Freunde auf den Weg zur draußen wartenden Limousine. Sobald der Fahrer sie sieht, verstaut er hastig eine Flasche Schnaps, die er nur unzureichend mit einer Papiertüte kaschiert hat, in seiner Jackentasche.
    »Oookay«, sagt Chad grinsend. »Hatten Sie ein bisschen Spaß, während Sie auf uns gewartet haben?«
    Der Fahrer lehnt sich gegen die Limousine und verschränkt die Arme. »Was soll ich denn sonst machen?« Er schnaubt. »Ein verdammtes Buch lesen?«
    »Wir können jetzt aufbrechen«, sagt Caroline. Sie hat wieder ihre Schuhe ausgezogen und sie Chad gegeben, damit er sie hält. »Sind Sie imstande, uns zu einer Party zu fahren, ohne den Wagen zu schrotten?«
    »Ihr wollt auf eine Party?« Der Fahrer schaut auf seine Uhr. »Es ist schon elf. Ihr habt bloß bis Mitternacht bezahlt.«
    »Dann geben wir Ihnen eben ein bisschen was extra«, sagt Topher. »Das ist kein Problem.«
    »Warte.« Josie ergreift Richies Arm. »Ich steige nicht in diese Limousine, wenn er getrunken hat.«
    Richie wirkt gelangweilt und müde; die Wirkung des Schnapses ist längst verpufft. »Bis zu Chads Haus sind es zwei Meilen«, sagt er. Ich nehme an, dass dort die Party stattfindet. »Das ist ein Klacks. Uns

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