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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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ich konnte einfach nicht zugeben, dass überhaupt die Möglichkeit bestand, es könnte wahr sein.
    »Ich bin okay«, erkläre ich Nicole und versuche zu lächeln. Jetzt scheint offensichtlich, wie absolut »nicht okay« ich bin.
    Nicole kniet neben mir nieder. Sie ergreift meine Hände. Sogar als Beobachterin kann ich sie riechen. Sie trägt dasselbe Parfüm, das sie schon so lange aufträgt, wie ich sie kenne.
    Schlagartig kommt mir ein Gedanke: Wer legt für eine Beerdigung Parfüm auf?
    »Josie ist hier«, sagt sie. »Sie möchte nicht reinkommen, Liebes, aber sie wartet in der Eingangshalle. Möchtest du mitkommen und zu ihr gehen?«
    Mein neunjähriges Ich nickt; frische Tränen füllen meine Augen. Wo ist Mr. Caruso? , frage ich mich. Ich sehe ihn nirgends. Nicht dass mich das sonderlich überrascht – Nicole und er haben sich einige Monate nach dem Tod meiner Mom scheiden lassen.
    Ich folge meinem jüngeren Ich und Nicole, als wir durch den Raum gehen und in die Eingangshalle hinaustreten. Während ich uns beobachte, fällt mir auf, dass mehrere Besucher der Trauerfeier Nicole Blicke zuwerfen. Sie starren sie beinahe mit finsterer Miene an, doch sie scheint es nicht zu bemerken; sie hat mir den Arm um die Schulter gelegt und führt mich auf die Tür zu, derweil ich in meinen Stöckelschuhen unsicher vor mich hin stakse.
    Josie steht in der Eingangshalle, mit dem Rücken in eine Ecke gepresst, die mit einer knalligen lila Tapete tapeziert ist.
    Ich kann nicht anders, ich lächle, als ich sie sehe. Sie ist so jung, so hübsch und unschuldig. Einer ihrer Vorderzähne fehlt. Ihr Haar ist zu zwei langen, hellbraunen Zöpfen gebunden. Mir kommt eine seltsame Tatsache in den Sinn: Nicole hat nicht erlaubt, dass Josie sich Strähnchen ins Haar machen lässt, bevor sie zwölf war.
    Wir drücken uns fest und halten einander lange Zeit in den Armen. Ihre Hände sind um meinen Hals zu kleinen Fäusten geballt. Rein zufällig tragen wir dieselben Sachen: bauschige, knielange Kleider mit schwarz-dunkelgrünen Streifen und schwarze Knautschsamtmieder, die sich eng um unsere schmalen Hüften und Brustkörbe spannen.
    »Josie, Liebes? Möchtest du Liz etwas sagen?«
    Josie nickt. Sie sieht mich mit großen Augen an. »Ich möchte, dass du weißt«, beginnt sie, und ihre Stimme ist klein und verängstigt, »dass du zu uns rüberkommen kannst, wann immer du willst. Du kannst sogar bei uns schlafen, wenn Schule ist.« Sie blickt zu Nicole auf. »Richtig, Mom?«
    »Das ist richtig.« Nicole streicht ihrer Tochter übers Haar und dreht gedankenversunken eine Strähne um ihren Finger. »Sofern Liz’ Dad damit einverstanden ist.«
    »Vielen Dank«, sage ich zu ihr.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht«, ergänzt Josie. Wieder sieht sie ihre Mutter an. Nicole greift in ihre weiße Wildlederhandtasche und holt eine längliche, schmale Samtschachtel daraus hervor. Darin liegt ein schmales goldenes Armband mit einem einzelnen Anhänger, der von einer der Ösen herabbaumelt. Es ist ein halbes Herz.
    »Beste Freundinnen. Siehst du?« Josie hält ihr linkes Handgelenk hoch. Sie trägt ebenfalls ein Armband, mit der anderen Hälfte des Herzens, das an der Kette hängt. Nicole nimmt mein Armband aus der Schachtel und legt es mir behutsam ums Handgelenk. Josie und ich halten unsere Arme nebeneinander und drücken die Herzhälften zusammen, damit sie ein vollständiges Herz bilden, auf dem »Beste Freundinnen« steht.
    »Es ist wunderschön.« Ich lächle sie an. »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.« Sie strahlt. Einen Moment lang ist sie zu fröhlich, als hätte sie vergessen, wo sie sich befindet. Ist nicht ihre Schuld , denke ich jetzt bei mir. Sie ist erst neun. »Komm bald rüber, okay? Wir haben eine neue Rasenrutsche.«
    Wir lassen Josie allein in der Eingangshalle stehen, während Nicole mich durch die Doppeltür zurück in den Saal führt, zurück zu meinem Platz in der letzten Reihe.
    Sie beugt sich vor und umarmt mich lange. »Wir haben deine Mom sehr gern gehabt«, flüstert sie. »Und dich haben wir auch sehr gern.«
    »Mrs. Caruso?«
    »Ja, Liebes?«
    Ich blicke sie an, suche in ihrem Gesicht nach Antworten. »Wo ist meine Mom jetzt?«
    Nicole zögert keine Sekunde. »Sie ist in Sicherheit, Liebling. « Von neuem drückt sie meine Hände und fährt flüsternd fort: »Wenn du uns das nächste Mal besuchst, zeige ich es dir.«
    Ich bekomme einen Kuss auf die Stirn. Dann geht sie davon zu meinem Vater.
    Ich lasse mein jüngeres

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