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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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jetzt?«
    »Ich erinnere mich nicht, Alex. Deshalb will ich ja zuschauen. «
    Als Beth herauskommt, strecke ich flink den Arm aus und packe sie am Haar , um sie dicht an mich heran zu reißen, bevor sie auch nur die Chance hat, um die Ecke zu kommen und sich dem Waschbecken zuzuwenden.
    »Oh mein Gott«, keuche ich und starre mich an. »Was zur Hölle tue ich da?«
    Alex’ Augen sind weit aufgerissen, so offensichtlich fassungslos ist er. Er reagiert nicht.
    »Hör zu, du kleine Schlampe«, fahre ich Beth an; meine Stimme ist tief und drohend. »Vielleicht bist du heute Richies Gruppenpartnerin, aber morgen nicht mehr. Kapiert?«
    »Aua!« Beth weint fast; sie ist panisch, hat richtige Angst vor mir. »Liz, du tust mir weh! Lass mich los!«
    Doch ich reiße sie bloß noch näher zu mir heran. Ich sehe fuchsteufelswild aus. »Wenn du morgen zum Unterricht kommst, wirst du Mrs. Cunningham sagen, dass du es dir anders überlegt hast. Sag ihr, dass du nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten willst. Und wenn ich jemals wieder mitbekomme, dass du auch nur einen Blick in seine Richtung wirfst – ganz zu schweigen davon, dass du ihn zum Tanzen aufforderst oder sonstwie versuchst, ihm nahe zu sein –, dann schwöre ich bei Gott, dass du es bereuen wirst.« Und ich lasse ihr Haar los.
    Sie steht da, bemüht, ihre Tränen fortzublinzeln, und reibt sich den Kopf, schockiert von meinem Wutausbruch. »Es tut mir leid«, sagt sie. »Ich habe ihn mir nicht einmal ausgesucht. Wir wurden einander zugewiesen.«
    »Du lügst«, sage ich und trete einen Schritt näher an sie heran.
    Sie weicht zurück, drängt sich gegen die Wand. Ihr Blick schießt zur Tür. Ich kann sehen, dass sie nichts sehnlicher will, als von mir wegzukommen. »Ich lüge nicht. Es tut mir leid. Aber, Liz, das Projekt ist vorbei. Wir sind fertig. Ich bin nicht mehr seine Partnerin, okay?«
    »Okay.« Ich nicke. Mein Atem geht schwer; meine Hände zittern vor Zorn. »Gut. Dann bin ich jetzt fertig mit dir.«
    Beth eilt auf die Tür zu. Doch unmittelbar bevor sie die Toilette verlässt, bleibt sie stehen. Einen Moment lang ist sie vollkommen reglos. Dann dreht sie sich langsam um, um mich anzusehen. Ihr Blick ist ruhig und plötzlich ohne Furcht.
    »Ich erinnere mich, dass ich als kleines Mädchen eines abends mal zusammen mit meinen Eltern im Pasqualino’s war«, sagt sie gelassen. Das Pasqualino’s ist ein italienisches Restaurant in Noank.
    »Und?« Ich grinse. »Hattet ihr genug Geld dabei, um satt zu werden?«
    »Dein Vater war mit deiner Stiefmutter da.« Sie schluckt. »Ich erinnere mich, wie sich meine Eltern darüber unterhalten haben, was für eine Schande das sei, die Art und Weise, wie die beiden in aller Öffentlichkeit miteinander ausgingen. Weißt du, Liz, zu dem Zeitpunkt lebte deine Mom noch. Dein Dad war einfach mit seiner Freundin aus, machte sich eine schöne Zeit und ließ die ganze Stadt sehen, was los war.« Sie tritt einen Schritt zurück. »Meine Familie mag vielleicht nicht viel Geld haben, und meine Eltern sind auch nicht mehr zusammen, aber zumindest habe ich eine Mutter. Deine Mutter hat sich zu Tode gehungert. Und dein Dad hatte eine Affäre, während sie im Sterben lag. Jeder weiß das.«
    »Halt die Klappe«, sage ich. »Du bist so armselig. Du bist armselig, und du bist hässlich.«
    »Du bist auch hässlich.« Beth lächelt mich an. »In deinem Innern bist du abgrundtief hässlich, und das ist dir nicht einmal klar.« Sie strahlt praktisch. »Und du hungerst dich zugrunde, genau wie deine Mutter. Aber weißt du was? Das freut mich.« Sie legt ihre Hand wieder auf die Tür, bereit, den Raum zu verlassen. »Ohne dich wäre die Welt besser dran, Liz.«
    Und dann ist sie fort.
    Einen Moment lang stehe ich einfach nur da und starre ihr nach.
    »Wow«, keucht Alex. »Das war wirklich … interessant.«
    Es gelingt mir nicht einmal, meine Stimme dazu zu bewegen, darauf zu antworten, so entsetzt bin ich über das, was wir gerade mit angesehen haben. Ich kann kaum fassen, wie gemein ich zu Beth war. Darüber hinaus demütigt mich die Vorstellung, dass scheinbar alle in der Stadt felsenfest davon überzeugt sind, dass mein Dad und Nicole eine Affäre hatten. Alle. Sogar Beth Follets Eltern.
    Während ich weiterhin mein jüngeres Ich betrachte, gelingt es mir schließlich, meine Stimme wiederzufinden. »Moment«, sage ich zu Alex. »Sieh mal. Was tue ich da?«
    Die letzten paar Sekunden über habe ich mich im Spiegel angeschaut. Jetzt berühre

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