Manche Maedchen muessen sterben
ich hereinkomme, bleibe ich abrupt stehen: Neben Richie sitzt Beth Follet, die ihren Tisch direkt neben den meines Freundes gerückt hat.
Beth ist mit mir in der Cross-Country-Mannschaft. Ihre Eltern sind geschieden. Sie lebt mit ihrer Mom allein, die als Zahnpflegerin in der Praxis von Tophers Dad arbeitet. Beth und ich kommen nicht gut miteinander aus. Wie so viele Mädchen an der Schule hatte sie schon immer ein Faible für Richie – auf dem Abschlussball der zehnten Klasse ging sie sogar so weit, Richie zu fragen, ob er mit ihr tanzen würde, während ich auf der Toilette war. Der Hammer . Natürlich hat Richie nein gesagt. Doch jetzt ist sie hier und sitzt neben ihm, als wäre das die natürlichste Sache der Welt.
Ich gehe in den hinteren Teil des Klassenraums, ein Lächeln auf mein Gesicht gepflastert. »Hey«, frage ich. »Was ist hier los?« Ich sehe Beth demonstrativ an, noch immer lächelnd. »Du sitzt auf meinem Platz.«
»Nein, tue ich nicht«, sagt sie und erwidert mein Lächeln. »Du warst drei Tage lang nicht da. Wir machen Gruppenarbeit. Richie und ich sind Partner.«
»Wie bitte?« Meine Stimme ist flach. »Richie, stimmt das? Ihr beide seid ein Team?«
Er nickt. Als Beth nicht hinschaut, schenkt er mir ein entschuldigendes Schulterzucken und formt mit den Lippen das Wort »Sorry«.
Ich mache auf dem Fußballen kehrt – ungeachtet meiner Verletzungen trage ich acht Zentimeter hohe Absätze, die meine Zehen ohne jeden Zweifel höllisch einquetschen – und gehe in den vorderen Teil des Raums, wo unsere Lehrerin, Mrs. Cunningham, an ihrem Tisch sitzt und in aller Seelenruhe eine Ausgabe des New Yorker durchblättert, ohne ihrer Klasse die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
»Mrs. Cunningham«, sage ich. »Ich weiß, dass ich einige Tage nicht da war, aber jetzt habe ich keinen Partner für die Schulaufgabe. Ich meine, ich weiß nicht einmal, wie die Aufgabe aussieht, und ich hatte wirklich gehofft, mit Richie zusammenarbeiten zu können.« Meine Stimme ist selbstsicher; ich halte den Kopf hoch erhoben. »Wir sind immer Gruppenpartner. «
Mrs. Cunningham schaut kaum von ihrem Magazin auf. »Ja, Liz, mir ist durchaus bewusst, wer normalerweise dein Gruppenpartner ist. Allerdings wurden die Gruppen bereits am Montag zusammengestellt, und heute ist Donnerstag, daher fürchte ich, dass du die Schularbeit wohl allein erledigen musst.« Und sie sieht mich mit einem breiten Lächeln an. »Sobald du deinen Unterrichtsplan gelesen und in Erfahrung gebracht hast, wie die Schularbeit aussieht. Was«, fügt sie hinzu, »du bereits wissen würdest, wenn du dir die Zeit genommen hättest, einen Blick in den Unterrichtsplan zu werfen, bevor du heute zur Schule gekommen bist.« Dann wird ihre Stimme um eine Winzigkeit weicher. »Ich weiß, dass du krank warst, Liz. Aber du wirst dieses Projekt genauso machen müssen wie alle anderen auch. In Ordnung?«
»Wollen Sie damit sagen, dass ich alles allein machen muss, obwohl alle anderen in Paaren zusammenarbeiten?«, frage ich.
Sie nickt. »Genau das will ich damit sagen. Tut mir leid, aber es ist niemand mehr übrig, der dein Partner sein könnte.«
Den Rest der Stunde verbringe ich allein an einem Tisch im vorderen Bereich des Klassenzimmers, wo ich zuerst den Unterrichtsplan lese und mich dann mit einem Fragebogen über Shakespeares Titus Andronicus beschäftige – das ich offensichtlich nicht gelesen habe, obwohl ich damit eigentlich schon vor einer Woche hätte fertig sein müssen. Wenn ich nicht so tue, als würde ich arbeiten, verbringe ich den Großteil meiner Zeit damit, mit finsterer Miene auf meinem Stuhl zu hocken, das leere Papier anzustarren und am Rand herum zu kritzeln. Ich kann mir ganz genau denken, was mir durch den Kopf ging: Es spielt keine Rolle, dass wir im Unterricht nicht in derselben Gruppe sind. Richie wird mir dabei helfen, die ganze Arbeit später zu erledigen.
Als die Pausenglocke ertönt, sammle ich rasch meine Sachen zusammen. Ich warte gleich draußen vor der Tür, im Flur, bis Beth den Raum verlässt.
Alex und ich folgen ihr auf die Mädchentoilette.
Ich warte, bis sie in der Kabine fertig ist. Abgesehen von uns vieren ist die Toilette verwaist.
»Ist ja überhaupt nichts Besonderes.« Alex klingt enttäuscht, als er sich im Waschraum umsieht.
»Was meinst du?«
»Ich weiß nicht recht. Ich dachte immer, hier stehen … Sofas oder so was drin.«
Ich verdrehe die Augen. »Genau. Warte, pass auf.«
»Was passiert
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