Manche moegen's Kowalski
offenbar hatte er mit Josh gesprochen. „Der erste war ein Fehlversuch. Aber ich bin noch im Spiel.“
Nachdem er mit der Begutachtung der Stufen fertig war, drehte sich Ryan zu Mitch um und steckte die Hände tief in den Hosentaschen. „Ich bleibe ein bisschen. Vielleicht habe ich das Vergnügen, sie kennenzulernen und zu sehen, ob ich bei ihr landen kann.“
„Wenn du Paige Sullivan auch nur nahe kommst, breche ich dir jeden Knochen im Leib.“
Ryan lachte ihn nur aus. „Ich hab’s gewusst.“
„Was gewusst?“
„Ach, vergiss es. Ich schau mich jetzt in der Küche um.“
„Ich hab dir ja schon gesagt – wir können auch zum Diner fahren und …“
„Ich will jetzt nicht noch mal in die Stadt. Ich bin genug gefahren heute und hundemüde. Ich mach mir ein paar Sandwiches oder so.“
Kaum hatte Ryan jedoch die Eingangshalle betreten, kam Rose im Eiltempo die Treppe herunter. Sie fiel dem jüngeren Bruder um den Hals, als wäre er auf dem Pazifik verschollen gewesen und hätte nicht die ganze Zeit quasi nebenan in Massachusetts gelebt. Mitch beobachtete die Szene mit wachsendem Unmut.
Dabei war es nicht verwunderlich, dass Rose so ein Bohei um Ryans Erscheinen veranstaltete. Denn immerhin war nicht er es gewesen, der die unverzeihliche Sünde begangen hatte, einem anständigen Kerl ehrliche Arbeit anzubieten. Aber mehr noch beschlich Mitch ein ungutes Gefühl, wenn er an Paige dachte. Natürlich hatte Ryan ihn nur aufziehen wollen. Aber sein Bruder sah nicht schlecht aus, war ein netter Bursche und – im Unterschied zu allen anderen Geschwistern – ein grundsolider Mensch. Und wenn Paige nun, wenn sie ihn traf, ihren Vorsatz, sich auf kein Date einzulassen, plötzlich doch über Bord warf?
Das wäre nicht bloß peinlich. Es würde ihn sehr wurmen. Denn Ryan war nicht so gestrickt, dass er sich auf eine flüchtige Affäre einließ und dann weiterzog. Während er, Mitch, Frauen liebte wie Ryan Cheeseburger, Filme mit Bruce Willis oder ein gutes Footballspiel, suchte sein kleiner Bruder die große Liebe. Mitch konnte sich nicht daran erinnern, dass Ryan jemals eine lockere Beziehung eingegangen wäre.
„Ich habe Shepherd’s Pie für dich gemacht“, ließ sich Rose vernehmen und führte Ryan in die Küche. Mitch folgte ihnen.
„Aber Mitch hat gesagt …“
„Ach, Mitch hat keine Ahnung. Selbstverständlich bekommst du Shepherd’s Pie. Und Bananenbrot gibt es auch.“
„Ich habe gleich gesagt, hier riecht es nach Bananenbrot. Und du wolltest mit erzählen, das wäre ein neues Raumspray“, sagte Mitch zu Rose und gab sich dabei alle Mühe, nicht beleidigt zu klingen.
„Natürlich war das Quatsch“, gab sie zurück und öffnete die Klappe des Backofens, in der eine große gläserne Auflaufform mit Shepherd’s Pie stand.
„Ist das alles für Ryan, oder bekommen wir auch was davon?“
„Natürlich ist das auch für euch“, erwiderte sie schnippisch. „Für wie albern hältst du mich.“
Mitch verkniff sich ein paar Antworten, die ihm dazu einfielen, und machte sich stattdessen daran, den Tisch zu decken, während Rose weiter um ihren Liebling Ryan herumschwirrte. Mitch war fast fertig, als Josh erschien und Ryan von Roses Bemutterung erlöste. Es entspann sich eine lockere Unterhaltung, und dennoch ahnte Mitch, dass ihnen noch einige heiße Debatten bevorstanden.
Noch während sie bei ihrer ersten Portion saßen, wurde Ryan wieder ernst. „Josh, warum hast du uns nichts davon erzählt, dass es hier solche Schwierigkeiten gibt?“
„Habt ihr mich gefragt?“
Mitch bekam ein schlechtes Gewissen. In Joshs trotziger Antwort steckte eine ganze Menge Wahrheit. Sie hatten sich tatsächlich nicht um ihn gekümmert. Ryan und er hatten ihr Leben gelebt, waren ihren Geschäften nachgegangen und hatten wie selbstverständlich vorausgesetzt, dass Josh die Stellung schon halten würde. „Hätten wir wohl tun sollen“, gestand er Josh zu. „Und wir hätten uns öfter blicken lassen sollen. Aber jetzt sind wir ja da …“
„Ja, kurzzeitig.“
„ Jetzt sind wir hier“, beharrte Mitch. „Und wir werden zusammenarbeiten, um die Lodge wieder in die Spur zu bringen.“
Josh winkte ab. „Kennt ihr einen Zaubertrick gegen die Wirtschaftsflaute und die hohen Energiekosten? Das wäre nämlich genau das, was wir brauchen.“
„Wir müssen Prioritäten setzen. Zuerst investieren wir Arbeit und Geld in die Dinge, die am wichtigsten sind. Die anderen Dinge werden wir erst mal provisorisch
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