Manchmal ist das Leben echt zum Kotzen - Wie ich meine Essstörung besiegte
besser, so vorsichtig zu sein.
Ich war dann gestern noch bei meiner Therapeutin. Sie haben hier 4 Therapeuten, die jeweils ca 10 Patienten betreuen, meine heißt Gabriele.
Sie war nett, allerdings lässt sie nichts durchgehen, das hab ich schon gemerkt! Wir haben uns über die Bedingungen für den Aufenthalt hier unterhalten und dann einen Vertrag ausgearbeitet.
1, Ich muss 46 Kilo erreichen um überhaupt aus der „Klausur“ zu kommen, das heißt, wenn ich Therapie will, muss ich jetzt erst mal 8 Kilo zunehmen.
2, Keine sportlichen Aktivitäten auf dem Zimmer, keine Übungen oder Dauertanzen, auch kein Musikhören, Malen usw. in Maßen, eben nichts, was Kalorien verbrennt!
3, Zweimal die Woche gibt es für mich ein Einzelgespräch. Ich darf einmal am Tag 15 Minuten mit einer Mitpatientin einen langsamen Spaziergang machen und zweimal am Tag kommt für 15 Minuten eine Mitpatientin, mit der ich mich unterhalten darf. Mehr nicht.
4, Wenn ich aus der Klausur raus bin ist mein Endziel 50 Kilo zu haben (das ist mir am schwersten gefallen, hallo! 50 Kilo??? Wie viel denn bitte noch???)
Und ja, natürlich habe ich unterschrieben! Ich meine ich bin ja hier, um mir helfen zu lassen, da muss ich eben auch mal darauf vertrauen, dass sie wissen, was sie da tun.
Außerdem gibt es noch das Schwesternzimmer, das ist immer besetzt, also wenn ich egal wann irgendetwas habe, soll und darf ich mir da Hilfe holen.
So, das war`s zu gestern... außer, dass sie mir da Mengen an Essen reingebracht haben!!!
Wer soll das bitte alles essen???
Es gibt hier so etwas, das nennt sich „abstinentes Essen“, das heißt irgend ein Schlaukopf hat sich das ausgedacht, das wäre so ziemlich genau die Menge, die man als Frau am Tag so braucht und weil hier so viele Essgestörte sind, ist das die Richtschnur, nach der wir „Essies“ essen sollen. Klar, ist ja auch irgendwie blöde, weil woher soll ich wissen, dass ich mich wieder süchtig verhalte! Ein Alkoholiker weiß, ich hab gesoffen, hatte also einen Rückfall - ich hab nicht gesoffen, ich bin clean! Aber wie soll man das beim Essen handhaben? Wann ess ich magersüchtig, wann ess ich zu viel? Also haben sie sich hier das ausgedacht, damit wir uns daran halten. Diese Menge ist die richtige (außer den Zwischenmahlzeiten, die kriegen nur die, die zunehmen sollen!) und wenn ich das nicht aufesse, hab ich einen Rückfall, wenn ich mehr esse (was wohl nicht wirklich passieren wird), dann auch und wenn ich das brav aufesse, dann bin ich clean. Gar nicht mal so doof!!! Wenn das nur nicht sooo viel wäre!
Das ist der Plan: (ZMs sind für mich zum Zunehmen)
8.00 Uhr Frühstück: 1 Brötchen od. Brot mit Belag (Käse od. Wurst) und 1 Stück Butter, 2 Stück Obst, (¼ Apfel oder Birne oder Banane), 1 Müsli mit 3 Löffeln Haferflocken und zwei Löffeln Quark/ Joghurt.
10.30 Uhr Zwischenmahlzeit : meistens ein Bananen oder Schokoshake
12.00 Uhr Mittagessen : Ein Teller mit irgendetwas Warmen, Fleisch mit Kartoffeln/ Nudeln/ Reis, Fisch mit Kartoffelsalat, oder Pfannkuchen mit Füllung. Ich schätz mal die Portionen sind etwas kleiner als in einem Restaurant. Dazu 1 Obst od. Joghurt, wie man mag.
15.30 Uhr Zwischenmahlzeit : Vanille oder Schokopudding
18.00 Uhr Abendessen : 1 Brot mit Butter und Belag plus 5 Teile Rohkostsalat (Kartoffelsalat, Reissalat, Nudelsalat, oder Blumenkohlsalat, Gurkensalat, rote Beete Salat usw.)
oder 2 Brote mit Butter und Belag mit 3 Teilen Rohkostsalat
20.30 Uhr Zwischenmahlzeit : Joghurt mit Obst
Ich hab bis jetzt versucht, so viel zu essen wie ich schaffe, was wahrscheinlich nicht gerade sehr viel war. Den Pudding hab ich stehen lassen. Die Schwester, die mir das Essen gebracht hat, hat auch nichts dazu gesagt, also scheint`s wohl ok zu sein. Ist halt blöd, weil vieles davon mir nicht schmeckt - wenn ich schon zunehmen soll, könnt ich dann net wenigstens was Leckeres haben? Andererseits denk ich mir, ist ja gut so, dann fällt es mir auch nicht schwer, wenn ich hier jemals rauskomme, auf dieses Essen wieder zu verzichten!
Nach dem Frühstück kommt dann eine Mitpatientin, meine Sponsorin, so nennen die das hier, und eine, die kommt immer nach dem Abendessen. Das scheint hier so üblich zu sein, dass immer die Neuen eine Sponsorin fürs Essen bekommen, die, weil sie schon länger da ist, mir dann helfen kann, wenn ich Fragen habe oder so. Früh kommt Kerstin, sie ist total lieb,
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